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# taz.de -- Bundesweite Polizeiaktion: Razzien für ein Verbot
> Die Polizei hat bundesweit Objekte der rechtsextremen Organisation
> "Heimattreue Deutsche Jugend" durchsucht. Sie führe Kinder an
> Nazi-Ideologie heran, so die Bundesregierung.
Bild: "Als junge Deutsche wollen wir nach unserer eigenen Art und unserem Wesen…
BERLIN taz Um 6.00 Uhr dürfte für den Bundesführer der "Heimattreuen
Deutschen Jugend" (HDJ), Sebastian Räbiger die Nacht vorbei gewesen sein.
In den frühen Morgenstunden begannen Polizeibeamte bundesweit über 80
Wohnungen und Büros von HDJ-Funktionären zu durchsuchen. Mit der Razzia
will das Bundesministerium des Inneren Erkenntnisse für ein mögliches
Verbot des Vereins gewinnen. Die Durchsuchungen, erklärt so auch August
Hanning, sollen Klarheit schaffen, "ob sich die HDJ in
aggressiv-kämpferische Weise gegen die verfassungsmäßige Ordnung richtet
und ihre Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderläuft".
Vor allem in den neuen Bundesländern liefen die vom Bundeskriminalamt
koordinierten Razzien. In Mecklenburg-Vorpommern durchsuchten Beamte
alleine 17 Wohnungen und Büros, in Brandenburg weitere 15 Räumlichkeiten.
Weitere Razzien fanden in Berlin, Thüringen, Sachsen-Anhalt,
Schleswig-Holstein und Hamburg statt. Nur in Bremen und im Saarland sollen
keine Razzien stattgefunden haben. An die 100 Personen bekamen Besuch, wie
auch der Berliner NPD-Landesvorsitzende Jörg Hähnel und der
NPD-Bundesordnerchef Manfred Börm aus Niedersachsen.
Seit 2001 will die HDJ bei Kindern und Jugendlichen im Alter vom 7 bis 29
Jahren eine "volks- und heimattreue" Einstellung verankern. Auf ihrer
Website heißt es vermeintlich unverfänglich: "Als junge Deutsche wollen wir
nach unserer eigenen Art und unserem Wesen leben und wirken". Im
Vereinsmagazin wird Räbiger deutlicher: "Wir brauchen Kämpfer von
fanatischer Besessenheit". Mit Zeltlagern, Ausmärschen, Wettkämpfen und
Schulungen, betont die Aussteigerin Tanja P, sollen die Jugendlichen auch
auf den "Straßenkampf" vorbereitet werden. Zwei ihre Kinder schickte sie
zur HDJ, die beste Beziehungen zur NPD unterhält.
Erst vor zwei Jahren nahmen die Ermittlungsbehörden die HDJ als bundesweit
agierende Organisation wahr – nachdem Journalisten auf Strukturen und
Aktionen ständig hinwiesen. 2007 erklärte das Innenministerium der taz
noch: Die HDJ sei "formal" nicht bundesweit aktiv. Längst fordern jedoch
Politiker ein Verbot. Bereits vor Monaten stellten Grüne, Linkspartei und
FDP im Bundestag entsprechende Anträge, in denen auch auf die personelle
und politische Kontinuität zur "Wiking Jugend" (WJ) hingewiesen wird. Die
WJ wurde 1994 wegen Wesensverwandtschaft zur NSDAP und Hitler-Jugend
verboten. Ersatzorganisationen sind ebenso untersagt. Die
Regierungskoalition arbeitet selbst an einen Verbotsantrag. In der nächsten
Woche soll der Innenausschuss des Bundestags über die Anträge zur Prüfung
eines HDJ-Verbotes beraten.
9 Oct 2008
## AUTOREN
Andreas Speit
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