# taz.de -- Bewerbungen über uni-assist: Hindernis für ausländische Studenten | |
> Wer als ausländischer Student an eine deutsche Universität kommt, muss | |
> sich häufig über die zentrale Stelle uni-assist bewerben. Viele Studenten | |
> sehen in der Stelle eine Hürde. | |
Bild: Bevor die Ausländer auf den Semesterplan gucken dürfen, müssen Sie an … | |
BERLIN taz Für Miyu* war der Weg an die deutsche Uni alles andere als | |
einfach. Nach dem Bachelor in Politikwissenschaften wollte die Japanerin | |
ihren Master in Deutschland machen. Dazu musste sie ihre | |
Bewerbungsunterlage an uni-assist schicken, einen Verein, der für | |
inzwischen 110 Hochschulen die Prüfung ausländischer Schul- und | |
Studienabschlüsse übernimmt. 55 Euro Gebühr musste Miyu an den Verein | |
überweisen. Und dann das: Erst kurz vor Bewerbungsschluss habe sie von | |
uni-assist eine Mail erhalten, dass Beglaubigungen fehlten. Stress für die | |
Studentin: "Die Gewohnhein, Kopien amtlich beglaubigen zu lassen, ist mir | |
von Japan her total unbekannt", sagt sie. | |
Auch Studentenvertreter kennen die Klagen der Bewerber. "Ein zentrales | |
Verfahren hat prinzipiell natürlich vieles für sich", sagt Johannes | |
Glembek, Geschäftsführer des Bundesverbandes ausländischer Studierender. In | |
der Praxis entpuppe es sich aber als Hürde - vor allem wegen der Gebühren. | |
Wie bei Miyu berecht die Sammelstelle den Bewerbern in der Regel 55 Euro | |
Gebühr. EU-Bürger bezahlen 30 Euro, Studieninteressierte aus China | |
gwöhnlich 25 Euro. | |
Das mag verkraftbar klingen. Doch die Preise gelten nur für die | |
Erstbewerbung. Für jede weitere Uni, für die sich die Bewerber | |
interessieren, fallen noch einmal 15 Euro an. So läppern sich die Beträge - | |
was aus Glembeks Sicht vor allem Studieninteressierte aus ärmeren Ländern | |
abschreckt. "Ein Euro ist eben nicht überall auf der Welt ein Euro", sagt | |
er. "Die Hochschulen sparen doch durch die Zusammenlegung. Warum machen sie | |
das Verfahren dann nicht kostenfrei für die Bewerber?" | |
Gestartet war uni-assist vor knapp fünf Jahren mit dem Ziel, den | |
Hochschulen Arbeit abzunehmen und die Bewerbung für die ausländischen | |
Erstsemesterkandidaten einfacher zu machen. Der Verein hat an seinem | |
Berliner Sitz rund 20 Mitarbeiter, in der Bewerbungssaison im Sommer sitzen | |
bis zu 50 Kollegen über den Unterlagen. Es handelt sich dabei um eine | |
formale Vorprüfung. Über die Zulassung selbst entscheidet die jeweilige | |
Uni. | |
Gerade diese Arbeitsteilung scheint allerdings auch Probleme zu bringen: | |
Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus etwa stieg wieder aus | |
dem Verfahren aus, weil ihr die Zahl der weitergeleiteten Bewerbungen zu | |
niedrig war. Auch die Uni Trier äußerte Kritik an uni-assist. Grund: Die | |
Daten seien in der Vergangenheit oft erst spät bei den Unis angekommen, was | |
auch die Beratung der Studienbewerber erschwere. Die Prüfstelle selbst darf | |
keine Studienberatung durchführen. | |
In diesem Jahr rechnet uni-assist mit rund 40.000 Bewerbungen von rund | |
21.000 Studieninteressierten aus aller Welt. Rund 60 Prozent aller | |
Bewerbungen leitet uni-assist als formal zulässig an die jeweiligen | |
Hochschulen weiter. Etwa die Hälfte aller ausländischen Studienbewerbungen | |
bearbeitet uni-assist nach eigenen Angaben. Ausländische Studenten sind in | |
Deutschland ein gewichtiger Faktor: Von den 35 Prozent eines | |
Altersjahrgangs, die hierzulande ein Studium aufnehmen, kommen 5 Prozent | |
aus dem Ausland. | |
Die Kritik am zentralen Prüfverfahren kann Thomas Liljeberg, | |
Geschäftsführer von uni-assist, nicht nachvollziehen. Für viele Bewerber | |
sei das zentrale Verfahren günstiger, weil sie beispielsweise nicht | |
mehrfach für Beglaubigungen und Porto zahlen müssen. Die Gebühren deckten | |
lediglich die Kosten von uni-assist und würde im Übrigen von den | |
Hochschulen, die sich an der Prüfstelle beteiligen, festgelegt. "Gegen eine | |
Übernahme der Entgelte durch den Staat oder die Hochschulen würden wir uns | |
nicht sträuben", sagt Liljeberg. | |
Tatsächlich scheinen sich die Uni-Rektoren verkalkuliert zu haben: Bei der | |
Schaffung der Stelle 2003 rechnete die Hochschulrektorenkonferenz noch mit | |
einem deutlich niedrigeren Gebühr "in der Größenordnung von 30 bis 35 Euro | |
pro Bewerber". | |
* (Name geändert) | |
9 Oct 2008 | |
## AUTOREN | |
Bernd Kramer | |
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