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# taz.de -- die wahrheit: Zwei drittklassige Komiker und eine satanische Schlam…
> Täglich treten im englischen Fernsehen und Radio Stand-up-Comedians auf,
> deren Unterhaltungswert dem Beobachten von Farbe beim Trocknen
> entspricht.
Bild: Der Kultkomiker Karl Dall ist im Alter von 79 Jahren gestorben
Der Engländer hat Humor, das bescheinigt er sich gern täglich. Genauso
täglich treten im englischen Fernsehen und Radio Stand-up-Comedians auf,
deren Unterhaltungswert dem Beobachten von Farbe beim Trocknen entspricht.
Russell Brand ist einer davon. Der drittklassige Komiker mit erstklassigem
Gehalt hat eine eigene Radioshow bei der BBC. Das heißt, jetzt hat er sie
nicht mehr, denn er wurde vorige Woche gefeuert - unter dem Beifall von
Premierminister Gordon Brown, der das "widerliche Verhalten" geißelte, und
er meinte nicht die Bankiers.
Brand und sein Studiogast, der Fernsehmoderator Jonathan Ross, wollten
eigentlich den Schauspieler Andrew Sachs interviewen. Der 78-Jährige
spielte den etwas trotteligen Kellner Manuel in der wunderbaren Serie
"Fawlty Towers" mit John Cleese. Sachs, der in Berlin-Wilmersdorf
aufgewachsen ist, war jedoch nicht zu Hause, und so hinterließen die beiden
Knalltüten vier Nachrichten auf dem Anrufbeantworter, in denen sie Sachs
mitteilten, dass Brand dessen "Enkelin Georgina Baillie gefickt" habe. Der
Sex sei "einvernehmlich gewesen", und sie habe "dabei nicht menstruiert".
Brand, ein 33-jähriger pubertierender Jugendlicher, spekulierte mit seiner
aufdringlichen Fistelstimme, dass Sachs sich nach dieser Nachricht wohl das
Leben nehmen werde. Tatsächlich stimmte die Fickgeschichte sogar. Die
23-jährige Georgina Baillie, die als Hobbys "Alkohol und Unterwäsche"
auflistet, erklärte, sie habe dreimal mit Brand geschlafen. Dass Opa davon
aber auf diese Art und Weise erfahren habe, sei eine Gemeinheit. Allzu
überrascht wird er nicht gewesen sein. Baillie tritt als "Voluptua" mit den
"Satanischen Schlampen" auf, und bei ihrer Bühnenshow geht es nach eigenen
Angaben um "Cheerleader-Massaker, Voodoo-Opferungen, Vampir-Brutalität und
viel, viel mehr".
Das passt eigentlich gut zu Brand, der früher wegen seiner Heroin- und
Alkoholexzesse Furore gemacht hat und später von Hare Krishna gerettet
wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass Brand gefeuert wurde. Bei MTV
warfen sie ihn hinaus, weil er am Tag nach den Anschlägen vom 11. September
2001 als Ussama Bin Laden verkleidet zur Arbeit erschien. Nur einmal aber
hatte er einen lichten Moment, als er den US-Präsidenten George W. Bush
öffentlich als "debilen Cowboy, dem man in England nicht mal eine Schere
anvertrauen" würde, bezeichnete.
In England vertrauen sie stattdessen debilen Komikern ein Mikrofon an.
Brand und Ross setzten bei ihrer Sendung noch eins drauf und schlugen vor,
bei Sachs einzubrechen und den alten Mann zu vergewaltigen. Englischer
Humor eben. Weil es keine Live-Sendung war, ist der zuständige Redakteur
inzwischen arbeitslos. BBC-Generaldirektor Mark Thompson entschuldigte sich
bei den Gebührenzahlern.
Jonathan Ross, der von der BBC sechs Millionen Pfund im Jahr kassiert und
vorige Woche ebenfalls suspendiert wurde, hat sich auch entschuldigt. Es
tue ihm leid, das sei sonst nicht seine Art. Selbstverständlich nicht, er
ist eher der Mann für brisante politische Interviews. Neulich fragte er in
seiner Fernsehshow den Tory-Chef David Cameron, ob er beim Wichsen manchmal
an Margaret Thatcher denke.
3 Nov 2008
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
Ralf Sotscheck
## TAGS
Komiker
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