# taz.de -- Grünen-Chef Bütikofer über Hessen-Debakel: "Die SPD setzt auf ih… | |
> Nach den gescheiterten rot-grünen Plänen in Hessen erklärt Grünen-Chef | |
> Bütikofer SPD-Landeschefin Ypsilanti zur Autistin. Schwarz-Grün schließt | |
> er aber aus. | |
Bild: Grünen-Chef Bütikofer über Schwarz-Grün mit Koch: "Das können Sie ei… | |
taz: Herr Bütikofer, werden die Grünen nach dem Scheitern von Andrea | |
Ypsilanti in Hessen mit Roland Koch koalieren? | |
Reinhard Bütikofer: Nein. Wir waren alle stolz auf die Alternativen zu | |
Kochs Politik, die wir in der Koalitionsvereinbarung mit der SPD formuliert | |
hatten. Jetzt, wo es die SPD nicht stemmt, sollen wir sagen: Wir machen es | |
lieber mit Koch? Das ist absurd. | |
In der Umweltpolitik lässt sich Koch vom ehemaligen grünen Staatssekretär | |
Rainer Baake beraten. Sind die Unterschiede zwischen Koch und dem | |
designierten SPD-Minister Hermann Scheer noch so groß? | |
Der Unterschied ist, dass sich Scheer von niemandem beraten lässt. Aber im | |
Ernst: Koch bräuchte noch sehr, sehr viel Beratung, bevor er für uns als | |
Koalitionspartner infrage käme. Das können Sie einfach vergessen. | |
Mit welcher Perspektive gehen Sie dann in die Neuwahlen, die Sie anstreben? | |
Nach dem grandiosen Scheitern der SPD kann man nicht einfach weitermachen - | |
mit einer nur geschäftsführenden Regierung, mit einem Parlament ohne | |
handlungsfähige Mehrheit. Im Januar haben die Wähler den klaren Auftrag | |
erteilt, Koch abzulösen. Dieser Auftrag ist durch die Unfähigkeit der SPD | |
nicht erfüllt worden. Dann muss man die Frage an die Wähler zurückgeben. | |
Mit der Aussicht, dass Koch wieder mit der FDP regiert? | |
Man kann in eine Wahl nicht hineingehen ohne den Glauben, dass die eigenen | |
Positionen auch mehrheitsfähig sind. | |
Sie setzen auf die Zerlegung der SPD - und darauf, dass Sie deren Stimmen | |
erben? | |
Die SPD selbst ist es, die auf ihre eigene Zerlegung setzt. Ich weiß nicht, | |
was ich schlimmer finden soll: Den selbstverliebten Wendehals Jürgen | |
Walter, der dem Linksbündnis erst zustimmt und dann umkippt, weil er nicht | |
Wirtschaftsminister wird. Oder die autistische Landesvorsitzende Andrea | |
Ypsilanti, die nicht begreift, dass man in einer zerrissenen SPD die | |
Kabinettsposten auch nutzen muss, um die Partei zusammenzuhalten. | |
Sie hätten ihr geraten, Scheer vor die Tür zu setzen? | |
Gegenüber Scheer hat sie Wort gehalten, gegenüber den Wählern hat sie es | |
nicht einmal versucht. Das war nicht besonders clever. Schon im Frühjahr | |
hat sie einen schweren strategischen Fehler begangen. Sie hätte ihrem | |
konservativen Parteiflügel die Sehnsucht nach der großen Koalition leicht | |
austreiben können, indem sie ernsthaft mit der CDU verhandelt und so | |
gezeigt hätte, was mit Koch nicht geht. | |
Heute ist die SPD keine Alternative mehr zu Koch? | |
Ich sehe bei der SPD einen Scherbenhaufen. Wer ihn zusammenkehren will und | |
wer das überhaupt kann, darüber vermag ich nicht zu spekulieren. | |
Das grüne Wahlziel lautet also Opposition? | |
Wenn die SPD nicht fähig ist, die Alternative anzuführen, dann müssen es | |
andere tun. | |
Der Grüne Tarek Al-Wazir soll Ministerpräsident werden? | |
Ganz so schnell vielleicht nicht. Aber besser als Koch oder Ypsilanti wäre | |
er in jedem Fall. | |
INTERVIEW: RALPH BOLLMANN, | |
ULRIKE WINKELMANN | |
5 Nov 2008 | |
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