# taz.de -- Neuer Premierminister: Neuseeland rückt nach Rechts | |
> Bei den Parlamentswahlen in Neuseeland siegt die konservative | |
> Nationalpartei. Neuer Premierminister wird John Key. | |
Bild: Neuer Premierminister von Neuseeland: John Key. | |
SYDNEY taz "Es ist Zeit für einen Wechsel" - so hatte der Wahlspruch von | |
John Key gelautet, und die Neuseeländerinnen und Neuseeländer folgten | |
seinem Aufruf. Zwei Stunden nach der Schliessung der Wahllokale am Samstag | |
stand bereits fest, dass die Labourpartei ihre Mehrheit im 122 Sitze | |
zählenden Einkammerparlament verlieren würde. Die bisher oppositionelle | |
Nationalpartei hatte sich 45,5 Prozent der Stimmen gesichert, Labour | |
dagegen nur 34 Prozent. Premierministerin Helen Clark, die neun Jahre lang | |
die Geschicke des Landes geleitet hatte, kündigte ihren Rücktritt als | |
Vorsitzende der Arbeiterpartei an. | |
Wegen des 1996 eingeführten Verhältniswahlrechts, bei dem Wähler je eine | |
Stimme einer Partei und einem Kandidaten geben, muss die Nationalpartei | |
trotz des Gewinns von 59 Sitzen mit kleineren Parteien verhandeln, um eine | |
Koalition zu bilden. Wie der künftige Premierminister Key am Sonntag | |
meinte, sollen die Verhandlungen in etwa zehn Tagen abgeschlossen sein. | |
Die Grünen schafften als einzige kleinere Partei die bei den Parteistimmen | |
vorgeschriebene Fünf-Prozent-Hürde. Eine Überraschung war der Rücktritt von | |
Winston Peters, nachdem seine rechtskonservative Partei New Zealand First | |
diese Grenze nicht geschafft hatte. Peters, der sich mit fremdenfeindlichen | |
Sprüchen einen Namen gemacht hatte, war in der Labour-Koalition | |
Aussenminister, bis er vor kurzem wegen Betrugsvorwürfen von seinem Amt | |
zurücktrat. Neben einer generellen Verdrossenheit gegenüber der zunehmend | |
arroganter wirkenden Clark und ihrer neun Jahre alten Regierung dürfte | |
dieser Skandal ein Grund gewesen sein, weshalb die Mehrheit der | |
Neuseeländer einen Wechsel wollte. | |
Beobachter gehen davon aus, dass sich die Politik Neuseelands künftig nicht | |
grundlegend ändern wird. Der ehemalige Investmentbanker Key will in erster | |
Linie die darbende Wirtschaft ankurbeln. Nach Jahren des wirtschaftlichen | |
Wachstums befindet sich Neuseeland seit kurzem in einer Rezession; hinzu | |
kommte die Finanzkrise und die Abwanderung junger, gut ausgebildeteter | |
Arbeitskräfte nach Australien angesichts der niedrigen Löhne in Neuseeland. | |
Außenpolitisch dürfte Key an der bisherigen Richtung Wellingtons | |
festhalten. So dürfte Key der Praxis Clarks folgen und keine Soldaten in | |
den Irak schicken. Auch werden Atomwaffen und mit Atomstrom betriebene | |
Kriegsschiffe weiterhin aus neuseeländischen Gewässer verbannt bleiben. | |
10 Nov 2008 | |
## AUTOREN | |
Urs Wälterlin | |
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Neuseeland | |
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