# taz.de -- Neuer Keanu Reeves-Films läuft an: Der Tag, an dem die Erde stills… | |
> Scott Derrickson hat den Robert Wise-Klassiker von 1951 neu verfilmt. | |
> Keanu Reeves spielt darin den Außerirdischen Klaatu und darf einmal mehr | |
> die Welt retten. | |
Bild: Cool bis ins Mark: Keanu Reeves als Klaatu. | |
"Wir sind gekommen, die Erde zu retten." Der dies sagt, schält sich aus | |
seiner Fleischteig-Plazenta und reift in Rekordgeschwindigkeit vom Alien | |
zum Mann. Der heißt Klaatu, und es spielt ihn das Alien unter den | |
Hollywoodstars, Keanu Reeves. "Der Tag, an dem die Erde stillstand" ist das | |
Remake eines Films von Robert Wise aus dem Jahr 1951. Damals kamen die | |
Außerirdischen aus dem All, um die Irdischen auszulöschen, bevor sie die | |
Erde im Atomkrieg vernichten konnten. Diesmal geht es um die Zerstörung der | |
Umwelt, und käme statt Klaatu Al Gore aus der Lichtkugel im Central Park | |
gepurzelt, den Laptop unter dem Arm, und begönne unter den gezückten Waffen | |
der Erdlinge seine Powerpoint-Präsentation, man dürfte sich keinesfalls | |
wundern. | |
Hier aber gibt es statt Powerpoint richtig scharfe Laser-Action. Und das | |
mit der Rettung der Erde haben sich die Menschen auch anders vorgestellt. | |
Nicht so jedenfalls, dass ein großer, geradezu apokalyptischer | |
Metallinsektensturm losbricht und per Digitaleffekt auffrisst, was sich ihm | |
Menschengemachtes in den Weg stellt. Die Motive des Films fräsen sich | |
unterdessen durch Menschheitsmythen; die Arche, die Sintflut als Sündflut | |
vor allem. Klaatu aber hat wenig von einem alttestamentarischen Gott. | |
Humorlos zwar, aber gütig macht er wieder ganz, was er kaputtgemacht hat, | |
und bleibt stets aufmerksam für Zeichen des Guten im Menschen. | |
Nicht, dass es ihm leicht gemacht wird. Für jeden John Cleese, der als | |
brillanter Mathematiker Formeln an seine Tafeln schreibt; für jeden Bach, | |
der wunderschöne Musik komponiert; für jedes Kind (Will Smiths Sohn Jaden), | |
das im Grunde seines Herzens nur seinen Vater wiederhaben will; für jede | |
Wissenschaftlerin (Jennifer Connelly), die dem Fremden vertraut - gibt es | |
einen Militär, der auf Tötung der Außerirdischen sinnt; gibt es eine | |
Verteidigungsministerin (Kathy Bates), die - den Präsidenten per Telefon am | |
Ohr - den Falken nicht zu widerstehen wagt (der bleiern dunklen Stimmung | |
nach ist dies ganz entschieden ein Prä-Obama-Film). | |
So läuft alles, von der Action abgesehen, auf die Frage zu, ob die | |
Menschheit der Rettung würdig ist. Dass das Urteil dann positiv ausfällt, | |
ist aber eher dem Zig-Millionen-Budget geschuldet als einer im Film | |
wirklich plausibel gemachten Unschuldsvermutung. Überhaupt ist das die | |
größte Crux des Remakes. Das ganze Geld, das irgendwo hinmuss, kommt der | |
Naivität, die den Charme des Originals ausmacht, als aufwendiger | |
Spezialeffekt in die Quere. Ihn nicht ganz ernst nehmen zu müssen, wäre die | |
bei weitem wichtigste Voraussetzung dafür, diesen Film und seine politisch | |
korrekte Botschaft zu goutieren. | |
11 Dec 2008 | |
## AUTOREN | |
Ekkehard Knörer | |
## TAGS | |
Comic-Held | |
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