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# taz.de -- Markus Babbel über seinen Job beim VfB Stuttgart: "Bayern hat mich…
> Vor dem Duell des FC Bayern München und Stuttgart spricht VfB-Teamchef
> Markus Babbel über sein glückliches Händchen an der Seitenlinie und seine
> lebenslange Liebe zum Rasen.
Bild: Jens Lehmann ist der beste deutsche Torwart, sagt sein Team-Chef.
taz: Herr Babbel, es ist erstaunlich ruhig vor diesem Südschlager.
Sticheleien aller Art gehören sonst zum Standardprogramm der Bayern, oder
hat man gegen Uli Hoeneß da eh keine Chance?
Markus Babbel: Für seine Art lieben wir ihn, es gehört zu ihm und den
Bayern einfach dazu. Das macht jeden Spieltag und die Liga interessant.
Aber mit uns wird es diesmal nichts geben, dazu sind wir zu ungefährlich,
was die Tabellenspitze angeht. Wenn wir weiter oben stehen würden, wäre das
sicher anders.
Als Sie zum Chef befördert wurden, hat Ihre Formulierung, es sei eine
"angenehme Überraschung" für Irritationen gesorgt, Ihr Vorgänger Armin Veh
soll sauer gewesen sein. Sind Sie missverstanden worden?
Nein, ich bin nach wie vor froh, in diese Position gekommen zu sein. Drüber
hinaus habe ich mich bei Armin Veh für die tolle Zusammenarbeit bedankt.
Ich hatte kein Problem, das Amt anzunehmen, weil ich immer kollegial war.
Ich habe ihm viel zu verdanken, und das vergesse ich nicht.
Warum wollen Sie unbedingt Trainer werden? Es gibt andere gute Jobs im
Fußball wie Manager, Spielerberater, Scout oder Experte beim Fernsehen?
Ich sehe mich weniger im Büro, sondern am Rasen. Dort habe ich einen
Großteil meines Lebens verbracht. Ich muss draußen stehen und mit einer
Mannschaft arbeiten.
Erklären Sie uns Ihren guten Start. Bei anderen neuen Trainern - bei Hans
Meyer und Dieter Eilts - hat das nicht so gut geklappt.
Für mich als Teamchef und Trainer Rainer Widmayer ist das eine Chance und
dabei dürfen wir uns nichts vorwerfen lassen. Wir werden alles dafür tun,
dass die 50 Prozent, die in unserem Aufgabenbereich liegt, zu 100 Prozent
Wirkung zeigen. Es geht darum, Selbstvertrauen zu schaffen. Aber man muss
sagen, wir hatten auch Glück, es war nicht so, dass wir die Gegner bisher
an die Wand gespielt haben.
Fühlen Sie sich zur Probe in ein Schaufenster gestellt? Es könnte ja sein,
dass Sie nur bis zum Sommer als Chef arbeiten können, weil Ihnen die Lizenz
fehlt?
Ich wollte Bundesligatrainer werden. Dass es so schnell geht, war nicht
abzusehen. Jetzt geht es darum, der Mannschaft zu helfen. Im Rampenlicht zu
stehen, gehört dazu. Was in ein paar Monaten ist, darüber denke ich jetzt
nicht nach. Wir haben zwei wichtige Spiele mit Bayern und Lüttich, wo wir
noch einen versöhnlichen Ausklang des Jahres hinbekommen können.
Wer von den Münchner Bayern wird von Ihnen wohl den herzlichsten Handschlag
bekommen?
Wer mir zuerst vor die Hände läuft. Ich kenne noch einige, vor allem in der
Vorstandsetage. Ich habe selbst noch mit Jürgen Klinsmann zusammengespielt,
oder Christian Nerlinger, mit dem ich eine enge Freundschaft habe. Philipp
Lahm ist noch dabei, den ich kenne. Freddy Binder als Physiotherapeut. Der
Letzte, der aufgehört hat, war Oliver Kahn.
Wie intensiv sind überhaupt noch die Kontakte nach München und Bayern, oder
hat sich Ihr Leben ganz nach Stuttgart verlagert?
Das hat sich eher nach Stuttgart verlagert. Durch die Familie wird München
immer ein Anlaufpunkt bleiben. Meine Eltern und auch meine zwei Kinder aus
erster Ehe leben in der Nähe von München. Die Familie ist der Hauptgrund,
aber ich treffe mich auch gerne mit Jens Jeremies, mit Harald Cerny und
Christian Nerlinger.
Sie waren lange bei den Bayern, spüren Sie noch etwas vom berühmten
"Bayern-Gen"?
Die 16 Jahre bei Bayern haben mich sehr geprägt. Ich bin groß geworden in
diesem Klub, das war meine Lebensschule. Man lernt unheimlich viel bei
Bayern München, was man später unbewusst wieder hervorkramt.
Sie waren lange schwer krank, litten am Guillain-Barré-Syndrom. Spielt
diese schwere Zeit auch heute noch eine Rolle in Ihrem Leben?
Vieles davon möchte ich nicht missen, es war eine wahnsinnig lehrreiche
Zeit für mich. Davor war ich nur auf der Sonnenseite. Wenn man mal von
hundert auf null runterkommt, macht man sich Gedanken, darüber, dass es
auch etwas anderes gibt als Fußball. Auf der anderen Seite hat mich der
Fußball da auch wieder rausgeholt und mir viel Kraft gegeben. Man hält sich
an profanen Dingen fest, zum Beispiel am Gedanken, den nächsten Kampf wie
ein Spiel gewinnen zu wollen. Erst im Nachhinein ist mir aufgegangen, wie
viel Glück ich hatte.
Nun haben Sie gleich bei der ersten Stelle einen Spieler, der älter ist als
Sie mit Ihren 36 Jahren?
Ich bin froh, dass wir Jens Lehmann haben. 39 Jahre alte zu sein, heißt
auch, große Erfahrung zu haben. Er ist ein Führungsspieler und für mich
immer noch der beste deutsche Torwart.
Und seine Hubschrauberflüge?
Es ist mir lieber, er fliegt, als auf dieser katastrophalen Autobahn
stundenlang im Auto zu sitzen, um zur Familie an den Starnberger See zu
kommen. Es wäre mir lieber, er würde immer fliegen.
13 Dec 2008
## AUTOREN
Oliver Trust
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