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# taz.de -- die wahrheit: Grashüpfer der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: 178 Sonnenbrillen in einer
> Saison.
Bild: Sollen sie nicht vielleicht doch noch ein kleines Bruni-Sarkochen in die …
Mon cher journal intime …
Wir fahren nach Rio! Rio! Copacabana! An meinem Geburtstag! Ich freu mich
so! Cocktails, Strand und geile Strings. Nici hatte die Idee. Er muss zu
einem Congress und will irgendwelche Atom-U-Boote verhökern, ich mach es
mir schön. Oh, liebes Tagebuch, ich bin richtig aufgeregt. Seit meinen
Tagen als Supermodell war ich nicht mehr dort. Das wird ein Spaß! Mal
schauen, wer von den alten Freunden noch lebt, und dann wird Party gemacht!
Eine doofe Sache ist aber doch dabei. Wäre ja auch ein Wunder, wenn meine
Freude einmal nicht versaut würde. Mein Vater. Also mein leiblicher. Den
muss ich wohl besuchen, wenn ich schon da bin. Angeblich ist er nicht mehr
so gut in Schuss. Alzheimer. Das würde es natürlich leichter machen. Dann
merkt der gar nicht, wenn ich nach fünf Minuten wieder abhaue. Der kann
bestimmt keine Uhr mehr lesen.
Dienstag, nachmittags
Nici will, dass wir Heiligabend noch in Rio bleiben. Ich finde aber, das
geht nicht. Wegen der Kinder. Dafür hat er nur ein "Ach so" übrig. Ich
glaube, er hatte wieder mal überhaupt nicht mehr an die Kinder gedacht. Der
vergisst die einfach. Aus den Augen, aus dem Sinn. Wie so ein
Manager-Arsch.
Mittwoch, 17. 12. 2008
Der Schuhwurf auf Bush hat einen Megahype ausgelöst. Die Schuhfirma hat
jetzt schon 300.000 Bestellungen. Nici hat solche Erfolge nicht. Ich muss
mir was einfallen lassen, damit die Menschen Nicis Schuhe wollen. Oder was
anderes. Vielleicht sollte ich mal mit jemandem von Saatchi & Saatchi
reden. Schließlich kenne ich Kevin Roberts, den Geschäftsführer, ja ganz
gut. Also so, wie ich die Mover & Shaker eben kenne. Movend und shakend,
hihihi. Die Saatchis haben ja immer gute Ideen. Immerhin ging Margaret
Thatchers Siegeszug 1979 auf ihr Kampagnenkonto. Und die Idee, die USA
sollten ihren "Kampf gegen den Terror" in "Kampf für eine bessere Welt"
umbenennen, ist ja auch nicht von schlechten Eltern. Auf so eine
Unverfrorenheit muss man erst mal kommen! Die haben bestimmt auch was
Passendes für Nici parat.
Das muss aber schnell gehen. Schließlich übernehmen die Tschechen - oder
waren es die Tschetschenen? Na egal - jetzt die Ratspräsidentschaft und ich
möchte nicht erleben, wenn le President in ein Aufmerksamkeitsloch fällt.
So warm kann man sich gar nicht anziehen. Wenn dann nicht ne handfeste
Krise um die Ecke kommt, lungert der bestimmt wieder den ganzen Tag zuhause
rum und geht mir auf die Nerven.
Donnerstag, 18. 12. 2008
Heute: Geschenke verschenken an Kinder. Meine Güte! Frankreichs Armenhaus
in meinem Salon. Ich werde Anweisung geben, wenigstens das Parkett abdecken
zu lassen und die Polster. Ich kann sie doch schon förmlich fühlen, diese
kleinen, verklebten Schmierpfotenpfoten, mit denen sie alles angreifen.
Später Nachmittag
Ach, was - war ich doch wieder ungerecht! Einen ganz schönen Vormittag
hatte ich. Die Kinder waren ganz liebreizend und entzückend und wir hatten
so viel Spaß miteinander! Wir haben das Lied vom kleinen grünen Grashüpfer
zusammen gesungen und dazu die Schellen geschlagen. Ich hatte Freude wie
schon lange nicht mehr. So süß, die kleinen Dinger. Sie hatten auch gar
keine Angst vor mir und waren ganz zutraulich.
Ein Junge wollte wissen, warum ich einen Zwerg geheiratet habe und ob es
keinen Prinzen in meiner Größe mehr gegeben hätte. Das fand ich total
niedlich! So direkt und unverdorben! Jedenfalls hat es mich sehr angerührt
und ich muss bald noch mal mit Nici sprechen, ob wir nicht doch noch ein
kleines Bruni-Sarkochen in die Wiege legen wollen. Ein Mädchen. Ich hätte
so gern ein Mädchen!
Samstag, 20. 12. 2008
Karl Lagerfeld ist mal wieder in jeder Gazette. Wie der das immer macht!
Alle Jahre ein neuer Geistesblitz und schön alle damit vollschwallen. Jetzt
ist es der Purismus. Was auch sonst. Wenn das Fleisch im Begriff ist, im
großen Universum aufzugehen, wäre ja die Völlerei fehl am Platze. Der merkt
auch, dass das letzte Hemd keine Taschen hat. Nicht mal, wenn es von Karl
Lagerfeld ist. Wie der das auch immer macht, ein absolut perfektes Timing:
Man muss auch mal verzichten können, wo das Volk es auch nicht leicht hat,
hat er gesagt. Genial! Da springe ich auf. Meine Akzeptanzwerte sind in
Folge dieses ganzen Ehrenamtsquatsches und meines "Carla Bruni in völliger
Freiheit"-TV-Interviews nämlich gerade so dermaßen hoch, das sollte ich
nicht verspielen. Volksnähe ist gefragt. Die könnte ich beweisen, wenn ich
zum Beispiel auf ein Ankleidezimmer verzichte. Schließlich können zwei
absolut reichen, wenn man große nimmt. Ich werde das dritte schließen
lassen. Zumindest vorübergehend. Wir könnten im Sommer die Pelzmäntel darin
lagern und jetzt, im Winter, meine Sonnenbrillenkollektion. Die einzelnen
Coffres nehmen doch viel Platz weg. Nici meint ja, ich solle mal welche
aussortieren. Keine Frau könne 187 Brillen in einer Saison tragen. Sachlich
gesehen, hat er ja Recht. Aber dass es darum nicht geht, versteht er
natürlich nicht. So etwas kann wirklich nur ein Mann sagen!
23 Dec 2008
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
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