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# taz.de -- die wahrheit: Friedenstaube der Liebe
> Das geheime Tagebuch der Carla Bruni. Heute: Welches Kostüm passt zum
> Krieg?
Bild: Gelegentlich muss die Première Dame ihren kleinen Nici ganz sanft in die…
Mon cher journal intime …
O liebes Tagebuch, ich kann gar nicht sagen, was hier los war, nach dem
Ungarn-Aufstand, weil Maman jetzt eine Frau pimpert. Totales Chaos.
Fluchende Paprikabärte, Maman, die lallend die Restungarn bepöbelte, und
ein unbekannter, armer Schlucker, der in der Ecke saß und zu weinen begann.
Als die Tränen in seinen Bart liefen, verfärbte sich die Mundpartie und
auch das Hemd fleckte schwarz ein. Es sah total gruselig aus. Keiner
wusste, was das ist, bis wir sahen, dass es die Bartfarbe war, die auslief
und ich Eric erkannte. Clapton!
Als Ungar verkleidet hatte er sich eingeschlichen, saß auf dem Sofa, dicht
bis unter die Hutkrempe, und heulte. Mittendrin Nici, der sich wie immer,
wenn es schwierig wird, einfach aus dem Staub macht. Er fahre jetzt nach
Gaza, sagte er. Frieden stiften. Er müsse mal zur Ruhe kommen. Gegen dieses
Irrenhaus sei der Nahe Osten ein Streichelzoo. "Die ist ja total ,Ouh ti
ti', deine Mutter: over the top. Dagegen sind die Israelis ein
Kindergarten." Na, ich weiß nicht. Erstens bin ich überrascht, dass mein
kleiner Franzose internationale Abkürzungen kennt, und dann finde ich es
etwas unfair, die Israelis meiner Mutter vorzuziehen. Nur weil sie jetzt
mit ner Frau rummacht. Gut, in ihrem Garten wachsen keine Datteln, aber wer
bombardiert denn die Bevölkerung? Meine Mutter tut das nicht. Die liebt für
den Frieden und die Toleranz. So wie ich. Sonst hätte ich mir ja auch nie
einen Kleinwüchsigen ausgesucht, sondern einen Mann mit Statur - President
Sixpack zum Beispiel.
By the way - ich rede Nici sehr zu, dass wir zum 20. Januar nach Washington
reisen. Ich will doch vor dem Capitol stehen und meine Flagge schwingen.
Diesen historischen Moment lass ich mir nicht entgehen! Ich habe mir schon
überlegt, ob ich als Freiheitsstatue gehe. Natürlich hat Nici Angst, neben
Uncle Sams Götterboten total abzulosen. Allein von der Hautfarbe her. Wie
soll da auch ein europäischer Durchschnittspolitiker standhalten? Auf jeden
Fall will ich da hin, wenn Black Beauty in sein Amt eingeführt wird.
Vielleicht kann ich zur Hand gehen … O, Carla! Dir muss mal jemand auf die
Finger hauen, unmöglich!
Clapton bin ich übrigens gut losgeworden. Der Sicherheitsdienst hat ihn
beim Tierheim vor der Tür abgelegt. Der war so voll, das hat der gar nicht
mehr mitbekommen. Natürlich haben wir ihm etwas Geld ins Hemd gesteckt, so
dass er sich am Morgen ein Taxi nehmen konnte.
Ich war ein Quotenloch. Ein Einschaltdrama. 1,5 Millionen Menschen hatte
der Film über mich! 1,5 Millionen! So viele Autos fahren in Paris an einem
Dienstagnachmittag. Das kann doch nicht die Zahl Menschen sein, die mich
sehen wollen! Mich! Sogar das Aquarium zum Sendeschluss hat knapp zwei
Millionen. Ich weiß überhaupt nicht, wie ich mich so täuschen konnte. 80
Minuten Einblick in mein Intimstes. Ich im Ankleidezimmer. In der Küche.
Bei Dior. Im Auto. Beim Händeschütteln. Beim Work-out. Beim Baumschmücken.
Ich mit Johnny Hallyday. Beim Singen. Mal kratze ich mich auch am Kopf, und
einmal mache ich einen Witz. Ich dachte, das wollte das Volk sehen. Also
ich würde mir das angucken. Nur jeden 43. Franzosen hat es interessiert.
Ich weiß wirklich nicht, wie ich mich so täuschen konnte. Ich dachte, ich
sei ein Straßenfeger. Worüber haben die 63,5 Millionen anderen nur am
nächsten Tag geredet?
Mittwoch, 7. 1. 2009
Rachida Dati (französische Justizministerin, Anm. d. Red.), die alte
Natter, hat es doch echt geschafft. Weil Nici sie hat fallenlassen, hat sie
sich seinen kleinen Bruder geschnappt. François, das halbe Hirn, scheint
wirklich der Vater ihres Bratens zu sein. Und nicht nur, dass es dem
Miststück damit doch noch gelungen ist, Teil der Sarko-Sippe zu werden,
ich, ich!, werde dadurch Tante. Tante von Rachida Datis Gör! Diese Schlange
ist perfider als Alexis Carrington in ihren besten Tagen.
Freitag, 9. 1. 2009
Ich mache jetzt auch Politik in Sachen Frieden. Morgen reise ich nach
Istanbul. Dort treffen sich die Frauen der Konfliktmänner. Während die sich
in Ätsch-bätsch-Manier die Schippe über den Kopf ziehen und von der
Absperrung aus anfeuern, wollen wir für den Frieden aktiv werden. Das Dumme
ist, ich weiß überhaupt nicht, was ich dafür anziehen soll. Himmelblau fänd
ich ganz schön, weil es das Zuhause der Friedenstaube symbolisiert. Das
steht mir auch ganz gut, nur ist himmelblaue Seide momentan absolut nicht
zu bekommen. Überhaupt fänd ich ja einen Hosenanzug schicker als ein
Kostüm, könnte aber auf der anderen Seite, da Nici ja nicht dabei ist,
endlich mal wieder hohe Schuhe anziehen. Da wäre es schade, die Fesseln
durch eine lange Hose zu überdecken. Na, mal sehen. Sonsoles Espinosa (Frau
des spanischen Regierungschefs Zapatero, Anm. d. Red.) meinte, sie würde
auf jeden Fall etwas Bequemes anziehen, da wir ja wohl viel sitzen würden,
um Hilfsmaßnahmen zu diskutieren. Scheiße, ich dachte, wir machen da was
ganz anderes, mehr was Symbolisches fürs Fotoshooting: Händedruck in
Falaffelteig oder so - und können ansonsten gepflegt im Spa chillen.
13 Jan 2009
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Schwerpunkt Carla Brunis Tagebuch
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