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# taz.de -- Deutsch-deutsche Geschichte als TV-Drama: Freunde fürs Leben
> Das Dokudrama "Die Wölfe" ist großes Fernsehen mit exzellenten
> Schauspielern – wäre allerdings noch besser, hätte es dem Drama mehr
> vertraut als Guido Knopp (21 Uhr, ZDF).
Bild: Bernd (Vincent Redetzki, l.) und Jakob (Neel Fehler) schwören Blutsbrüd…
"In einem Rutsch durchgeguckt" habe er "Die Wölfe", bekannte Berlins
Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit vorige Woche auf der Premiere des
Dreiteilers, mit dem das ZDF die großen deutsch-deutschen Festspiele zum
20. Jahrestag des Mauerfalls eröffnet. 270 Minuten Film sind eine Menge
Holz, zumal für einen vielbeschäftigten Mann wie Wowereit, doch die
augenscheinlich aufrichtige Emphase, mit der er die Produktion seiner
Freundin Regina Ziegler rühmte, konnten die meisten Anwesenden sehr gut
nachvollziehen. Der Applaus war überaus wohlwollend – mehr als man von
einem Fachpublikum erwarten kann.
Regisseur Friedemann Fromm, der das Drehbuch gemeinsam mit seinem älteren
Bruder Christoph geschrieben hat, erzählt in "Die Wölfe" die Geschichte
einer Freundschaft, die im zerbombten Berlin beginnt, sich später, im
zweiten Teil, entzweit wie Ost und West, um schließlich an Silvester 1989
zur Überraschung und Überforderung aller Beteiligten in einer Westberliner
Kirche wieder zusammengeführt zu werden.
Mit dieser Szene beginnt der erste Teil und macht so gleich deutlich, wie
groß, wie episch, wie im besten Sinne ambitioniert dieser Dreiteiler
angelegt ist (bis in die kleinste Nebenrolle exzellent besetzt ist er
obendrein). Vor dem Traualtar ihrer Kinder trifft wieder zusammen, was mal
zusammengehörte: Jakob (Matthias Brandt) und Silke (Johanna Gastdorf) aus
Ostberlin mit Bernd (Axel Prahl) und Lotte (Barbara Auer) aus dem Westteil
der Stadt, zwei Ehepaare, die das Leben auch anders hätte zusammenwürfeln
können. "Nichts kann uns trennen, nicht mal der Tod", haben sie sich als
Mitglieder der Bande "Die Wölfe" in den Trümmern Berlins gegenseitig
versprochen – ein Schwur, der sie Jahrzehnte später einholt.
Ob auch wieder zusammenwächst, was mal zusammengehörte, lassen die Gebrüder
From bewusst offen. Danke, danke, danke dafür, dass sie ihren Film nicht
durch ein fades Happy End entzaubert und verraten haben. Denn Biografien,
Lebenswege, das zentrale Thema von "Die Wölfe", funktionieren eben nicht
nach den Gesetzmäßigkeiten konfektionierter Fernsehunterhaltung, die über
kleinere Poller hinweg unbeirrbar auf ein Freudentränenfinale zusteuert.
Doch "Die Wölfe" hat auch eine große Schwäche, die Klaus Wowereit offenbar
entgangen ist: Der Film vertraut der Wucht des Dramas nicht und sucht
fortwährend Beglaubigungen durch eingestreute Archivschnipsel: Seht her, so
war das wirklich - was umso seltsamer ist, als man davon ausgehen kann,
dass die meisten ZDF-Zuschauer sich noch sehr gut an die Berlin-Blockade
erinnern. "Westberlin war eingekesselt und litt unter der Blockade",
erklärt Hauptdarsteller Axel Prahl wie ein Kindergartenonkel: "Es fehlte
uns an allem: Strom, Gas, Kohle und vor allem Essen. Die Luftbrücke der
Alliierten linderte die Not, doch der Hunger blieb." Dass
ZDF-Haushistoriker Guido Knopp, der natürlich auch bei "Die Wölfe" wieder
mitgemischt hat, das Wort "Alliierte" als bekannt voraussetzt, muss ein
Versehen sein. So ernst nimmt er sein Publikum nämlich für gewöhnlich
nicht.
Fortsetzung: 2. u. 3. Februar, 20.15 Uhr
28 Jan 2009
## AUTOREN
David Denk
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