# taz.de -- Mehr Lohn in die Tüte:: Lehrer im Warnstreik | |
> Rund 3.500 öffentlich Bedienstete demonstrierten gestern für acht Prozent | |
> mehr Lohn. Vor allem LehrerInnen beteiligten sich am Warnstreik, an | |
> manchen Schulen gab es nur "Notdienst" | |
Bild: Demo für mehr Geld auf dem Bremer Marktplatz | |
von Jan Zier | |
Nein, sagt Schulleiterin Maria Schümann, "planmäßiger Unterricht" hat | |
gestern an der Gesamtschule West keiner stattgefunden. Nur "Notdienst". | |
Mehr als die Hälfte ihres Lehrerkollegiums war in den Warnstreik getreten, | |
um auf dem Marktplatz für acht Prozent mehr Lohn und Gehalt zu | |
demonstrieren, mindestens aber 200 Euro mehr pro Monat, 120 Euro für | |
Auszubildende. Rund 3.500 öffentlich Bedienstete versammelten sich gegen | |
Mittag vor dem Rathaus, allen voran waren es LehrerInnen, die vorübergehend | |
in den Ausstand traten, rund 2.000, schätzen TeilnehmerInnen. Das wäre ein | |
gutes Drittel aller bremischen Lehrkräfte. Gewerkschafter zeigten sich | |
"überwältigt" von der Beteiligung, hatten aber teilweise mit mehr | |
Protestierenden gerechnet. | |
Zu der Kundgebung im Vorfeld der Tarifverhandlungen hatten am Wochenende | |
die Gewerkschaften Ver.di, Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie jene der | |
Polizei (GDP) aufgerufen. Und zwar, das ist neu, auch die BeamtInnen. Ihnen | |
steht nach überkommenem Staatsverständnis zwar gar kein Streikrecht zu, | |
auch der Bund der Steuerzahler vertritt diese Auffassung - doch das | |
EU-Recht sieht das anders, das EU-Ausland oft auch. | |
Rund 1.000 der gut 4.500 verbeamtete Lehrkräfte in Bremen beteiligten sich | |
an dem Streik, schätzt die GEW. Zwar hatte die Bildungsbehörde im Vorfeld | |
verlauten lassen, sie behalte sich "rechtliche Schritte" vor. Möglich sind | |
Geldbußen oder Verweise, doch vermutlich werden nur die bestreikten Stunden | |
vom Gehalt abgezogen. Hinzu kommt ein vorübergehender Eintrag in die | |
Personalakte. "Das ist mir eine Ehre", sagt ein Mathelehrer vom | |
Schulzentrum Sebaldsbrück, wo etwa ein Viertel des Kollegiums streikte. Er | |
habe früher schon demonstriert, etwa, wenn es um kleinere Klassen oder eine | |
geringere Stundenbelastung, also um pädagogische Forderungen, ging. Einige | |
beteiligten sich daher etwas "zögerlich", für andere wiederum ist die | |
Forderung nach mehr Geld eher "ein Ventil", um auf schlechter werdende | |
Arbeitsbedingungen aufmerksam zu machen. | |
Eher "verhalten" aufgenommen hat man den Streik im Zentralelternbeirat | |
(ZEB), auch wenn einzelne ElternvertreterInnen sich solidarisch erklärten. | |
Angesichts des beklagten "Bildungsnotstandes" sei es dringender, für | |
bessere Betreuung oder kleinere Klassen zu kämpfen, sagte eine | |
ZEB-Sprecherin. Die GEW spricht von Reallohnverlusten von 15 Prozent allein | |
seit 2004, von 500 Euro Gehaltsunterschied bei Beamten und Angestellten. | |
Wie groß die Beteiligung an den jeweiligen Schulen war, steht erst am | |
Montag fest. Und während die GEW von rund einem Dutzend Schulen spricht, | |
die ab der dritten Stunde "mehr oder minder" geschlossen waren, der | |
Schulverband Lesum etwa oder die Allgemeine Berufsschule, heißt es aus der | |
Behörde, an den kleineren Schulen sei die Streikbeteiligung wohl eher | |
gering ausgefallen. Zumindest eine Notbetreuung sei überall gewährleistet | |
gewesen, sagen beide Seiten übereinstimmend, gerade in den Grundschulen, | |
deren Beteiligung, finden Gewerkschafter, erstaunlich hoch war. | |
"Keine gravierenden Vorkommnisse" meldet das Innenressort aus dem Stadtamt, | |
das ebenfalls zum Streik aufgerufen war. Lediglich im Bürger Service Center | |
Mitte sowie bei der KFZ-Zulassung habe es "teilweise leichte Verzögerungen" | |
gegeben, sagte ein Behördensprecher. | |
13 Feb 2009 | |
## TAGS | |
Lehrer | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Warnstreik der Berliner LehrerInnen: Leere fürs Leben | |
Viele SchülerInnen können am Donnerstag freimachen: Die Gewerkschaft GEW | |
hat 13.000 LehrerInnen zum Warnstreik aufgerufen. Worum geht’s beim | |
Protest? |