Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Militäreinsatz beendet: Ruandas Armee verlässt den Kongo
> Die Militäraktion gegen ruandische Hutu-Milizen im Ostkongo hat wenig
> gebracht.
Bild: Der ruandische Militäreinsatz im Kongo ist offiziell zu Ende.
BERLIN taz Mit einer bunten Militärparade durch das Stadtzentrum von Goma
haben die Armeen Ruandas und der Demokratischen Republik Kongo am Mittwoch
das offizielle Ende des ruandischen Militäreinsatzes gegen ruandische
Hutu-Milizen im Ostkongo gefeiert. Es gab salbungsvolle Reden, 1.500
ruandische Soldaten defilierten vor Tausenden Schaulustigen, bevor sie die
Grenze in die Heimat überquerten.
4.000 bis 6.000 Soldaten aus Ruanda waren ab dem 20. Januar im Ostkongo
eingerückt, um in einer "gemeinsamen Operation" mit Kongos Armee die
ruandische Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) zu
bekämpfen. Diese Miliz, deren Führung am Völkermord in Ruanda 1994
beteiligt war, kontrolliert große ländliche Gebiete im Ostkongo. Das war
ein Grund dafür, dass Ostkongos Tutsi mit dem Wohlwollen Ruandas eine
eigene Rebellenarmee CNDP (Nationalkongress zur Verteidigung des Volkes)
aufbauten, die zuletzt stärker war als Kongos Armee. Im Januar hatten Kongo
und Ruanda vereinbart, dass Kongo Ruandas Armee hereinlässt, um die FDLR zu
bekämpfen, und im Gegenzug Ruanda die CNDP dazu bringt, ihren Krieg
einzustellen. CNDP-Führer Laurent Nkunda wurde am 22. Januar in Ruanda
unter Hausarrest gestellt, während Ruandas Armee tief in den Kongo
vordrang.
Fünf Wochen später ist die Bilanz gemischt. Ruandas Regierung sagt, die
Aktion gegen die FDLR habe 95 Prozent ihrer Ziele erreicht. Aber bei den
gestrigen Feierlichkeiten präsentierte der kongolesische General John Numbi
magere Erfolgszahlen: 153 FDLR-Kämpfer getötet, 13 verletzt, 37 gefangen
genommen und 103 nach Ruanda zurückgebracht. Die Milizen hätten sechs
Dörfer zerstört und 32 Menschen getötet, während Kongos und Ruandas
Streitkräfte acht Tote zu beklagen hätten.
All diese Zahlen sind weitaus niedriger als bisherige Schätzungen.
UN-Quellen sprechen von rund 600 repatriierten oder repatriierungswilligen
Milizionären plus 3.500 Familienangehörigen - das wären rund 10 Prozent der
FDLR, die auf 6.000 Kämpfer plus 24.000 Angehörige geschätzt wird. Human
Rights Watch berichtet von mindestens 100 von der FDLR getöteten
Zivilisten. Die wichtigsten FDLR-Militärbasen in der Provinz Nord-Kivu
wurden zwar zerstört oder besetzt, aber die meisten FDLR-Einheiten haben
sich einfach in die Nachbarprovinzen Maniema und Süd-Kivu zurückgezogen. Ab
nächsten Monat sollen die Offensiven gegen die FDLR auf Süd-Kivu
ausgeweitet werden, ohne Ruanda.
Falls die FDLR nicht dauerhaft geschwächt ist, dürfte alsbald die
Tutsi-Rebellion CNDP wieder aktiv werden. Nur rund 300 ihrer 6.000 Soldaten
haben sich komplett in die Regierungsarmee integriert, vom Rest kämpft die
Hälfte mit gegen die FDLR und kontrolliert weiterhin CNDP-Hochburgen vor
allem in den Masisi-Bergen westlich von Goma. Dort sowie in der
Distrikthauptstadt Rutshuru sind die von den Rebellen eingesetzten
Lokalverwaltungen weiterhin im Amt. CNDP-Rebellengeneräle leben jetzt in
Goma, sie führen gemeinsam mit Regierungsgenerälen das Oberkommando über
Ostkongos Armee und Polizei., Ihre Gefolgsleute sind der Provinzregierung
Nord-Kivus beigetreten.
25 Feb 2009
## AUTOREN
Dominic Johnson
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.