# taz.de -- Arabische Israelis: Der Geist des Ortes | |
> Sie sind Muslime, sie sind Araber und sie leben in Israel. Der ehemalige | |
> Polizist Said Abu Shakra will in der Stadt Umm al-Fahm ein Museum bauen, | |
> das ihre Geschichte erzählt. | |
Bild: Eine israelische Araberin aus Umm Al-Fahm geht zur Wahl | |
Wo heute die Schnellstraße 65 verläuft, reisten Händler schon vor tausenden | |
von Jahren. Von Caesarea am Mittelmeer aus nahmen sie diesen Weg nach | |
Galiläa, Syrien oder Jordanien. Nicht weit vom Meer führt er durch das | |
Nadelöhr des Wadi Ara. Wer die Straße im Wadi Ara blockiert, legt einen | |
noch heute wichtigen Verkehrsstrom lahm. Als im Oktober 2000 die zweite | |
Intifada begann, besetzten hunderte arabische Aktivisten die Kreuzung vor | |
der Stadt Umm al-Fahm. Die Polizei rückte an, um sie freizuräumen. Am Ende | |
der Ausschreitungen waren viele Verletzte und drei Tote zu beklagen. | |
Trotzdem blicken die Leute im Wadi Ara mit Stolz auf diesen Tag zurück: Sie | |
haben sich nicht alles gefallen lassen. | |
Umm al-Fahm ist die größte muslimische Stadt in Israel. Früher haben viele | |
hier von der Herstellung von Holzkohle gelebt. Davon zeugt heute noch der | |
Name der Stadt, auf Deutsch "Mutter der Holzkohle". Sie ist nur ein paar | |
Minuten von der Grünen Linie entfernt, die im Waffenstillstandsabkommen | |
nach Israels Unabhängigkeitskrieg festgelegt wurde. Das Flüchtlingslager | |
bei Dschenin ist nicht weit. Israel ist hier gerade einmal knapp 25 | |
Kilometer breit. Wer im Auto durch die Gegend fährt, kann verschiedene | |
arabische Radiosender hören. Die Schilder vieler Läden sind nur auf | |
Arabisch verfasst. Die Gegend um das Wadi Ara wird in Israel auch das | |
"Dreieck" genannt. Hier leben viele Araber in einem zusammenhängenden | |
Siedlungsgebiet. | |
Wer etwas über ihre Geschichte erfahren will, muss die Kunstgalerie in der | |
Stadt Umm al-Fahm besuchen. Dort sind derzeit Foto- und Filmaufnahmen zu | |
sehen, die das Leben in der Region dokumentieren. In der einzigen größeren | |
arabischen Kunstgalerie in Israel werden ansonsten Arbeiten | |
zeitgenössischer arabischer und jüdischer Künstler gezeigt. Ihr Direktor | |
ist ein dynamischer, herzlicher Mann. Beim zweiten Treffen strahlt Abu | |
Shakra seinen Gast schon von Weitem an. Er bahnt sich einen Weg durch die | |
Menge. Dann streicht er dem Reporter zur Begrüßung mit beiden Händen über | |
die Wangen, als sei er ein alter Freund der Familie. Um Abu Shakra herum | |
wuselt es, alle wollen begrüßt werden. Er plaudert mit jedem kurz, mal auf | |
Arabisch oder Englisch, meist auf Hebräisch. Heute stellt ein | |
Architektenbüro aus Tel Aviv seine Pläne für das zukünftige Museum in Umm | |
al-Fahm vor. Denn die Ausstellung in Abu Shakras Galerie ist der Grundstock | |
für ein Archiv, das bald in einem schönen und repräsentativen Bau | |
aufbewahrt und gezeigt werden soll. | |
Nichts weniger als das kulturelle Gedächtnis der Araber der Region soll in | |
Zukunft hier gepflegt werden. An einem Ort, an dem es außer Moscheen | |
keinerlei kulturelle Institutionen gibt, erscheint ein Museumsbau als | |
beinahe revolutionäre Tat. Anders als in der Gegend um Nazareth, wo viele | |
arabische Christen wohnen, leben im Wadi Ara Muslime. In den Autos sitzen | |
tagsüber fast ausschließlich Frauen mit Kopftüchern. Junge Frauen mit | |
offenen langen Haaren und in T-Shirts, wie sie gerade auf Aufnahmen in Abu | |
Shakras Galerie aus den 60ern zu sehen sind, kann man sich hier nicht mehr | |
so recht vorstellen. Die Re-Islamisierung der arabischen Gesellschaften ist | |
auch an der 40.000 Einwohner zählenden Stadt nicht spurlos vorübergegangen. | |
Abu Shakra hat lange gebraucht, die Verantwortlichen in der Stadt von | |
seinem Projekt zu überzeugen. Seit den Neunzigern stellt die Islamische | |
Bewegung den Bürgermeister. Die Islamische Bewegung ist von der radikalen | |
ägyptischen Muslimbruderschaft inspiriert. "Sie geben Geld für soziale und | |
religiöse Zwecke und die Schulen aus. Aber inzwischen haben sie verstanden, | |
dass es wichtig ist, die Arbeit der Galerie zu unterstützen", sagt Abu | |
Shakra. Er hat eine sehr genau Idee davon, was der arabischen Gemeinschaft | |
in Israel am meisten fehlt: Geschichtsbewusstsein. Eine Idee, wer man ist, | |
wer man war und wer man sein will. | |
"Der Geist des Ortes" heißt in diesem Sinn die derzeitige Ausstellung in | |
Abu Shakras Archiv. Es sind vor allem Fotos aus den vergangenen 80 Jahren, | |
die der jüdische Fotokünstler und Kurator Guy Raz zusammengetragen hat. Da | |
ist etwa Shtiwi al-Faour, der Ortsvorsteher von Abu Shusha im Sonntagsstaat | |
zu sehen. Das Foto wurde 1943 kurz vor seiner Pilgerreise nach Mekka | |
aufgenommen. Alte Hochzeitsfotos wurden aufgehängt, aber auch | |
Gruppenaufnahmen von lokalen Fußballmannschaften. Wie lange die jüdische | |
und die arabische Gemeinschaft schon zusammenleben, zeigt sich hier an | |
Details: Eine der Mannschaften trägt den Namen HaPoel Umm al-Fahm. HaPoel | |
heißen in ganz Israel noch heute die Teams, die einst unter dem Dach des | |
Gewerkschaftsverbands Histadrut gegründet worden waren. Auch HaPoel Umm | |
al-Fahm existiert noch. Der Verein spielt in der ersten israelischen Liga, | |
auch jüdische Fußballer zählen zum Team. | |
Andere Fotos erzählen von periodisch wiederkehrenden Konflikten. Als der | |
rechtsradikale jüdische Rabbi Meir Kahane Anfang der Achtzigerjahre Umm | |
al-Fahm für einen propagandistischen Auftritt besuchen wollte, | |
demonstrierten linke Juden und Araber gemeinsam dagegen. Die Kommunisten | |
waren einst eine führende politische Kraft in der Stadt. Manche der Fotos | |
sind neu. Sie zeigen alte Frauen, die die Ruinen des Dorfs besuchen, in dem | |
sie vor dem Krieg von 1948 gelebt haben. | |
"Früher hat niemand hier eine Kamera besessen. Wir sammeln deswegen Fotos | |
von überall her", sagt Abu Shakra. Die zionistischen Pioniere haben viele | |
Aufnahmen der orientalischen Welt gemacht, die sie hier vorfanden und | |
idealisierten. Abu Shakra und sein Kurator konnten die Archive der | |
umliegenden Kibbuzim überzeugen, der Galerie Fotos zu überlassen. "Die | |
Erinnerung gehört nicht nur einer Seite", sagt der Direktor. "Viele Juden | |
vergessen gern, dass wir schon lange hier gelebt haben und weiter leben. | |
Auch wir haben ein Recht auf unsere Geschichte. Die jüdischen Leute, die | |
herkommen, verlassen den Ort aber meist mit einem guten Gefühl. Viele | |
unterstützen uns dann. Dieser Ort muss offen sein für den Austausch | |
zwischen den Kulturen. Es geht um Diskussionen, nicht um Kampf." Nach dem | |
Gazakrieg ist Abu Shakras Programm nötiger denn je, womöglich ist er aber | |
mit seinem Glauben an Austausch, Gespräch und friedlichem Zusammenleben | |
noch einsamer geworden. | |
Der junge arabische Dokumentarfilmer Arwa Massarwa erinnert sich daran, wie | |
er als Kind mit der Klasse immer wieder einmal einen der umliegenden | |
Kibbuzim besuchte. Zum Kennenlernen und zum Einüben der Koexistenz. "Das | |
war damals ganz normal", sagt Massarwa. "Meine kleinen Cousins heute waren | |
dagegen noch nie in einem Kibbuz. Die wissen nicht, mit wem sie | |
zusammenleben. Die reden immer nur von Palästina." Massarwa wohnt in Arara, | |
ein paar Kilometer von Umm al-Fahm entfernt. Das Dorf schmiegt sich vom Tal | |
des Wadi Ara hinauf an den Berg. Arwa Massarwa lebt weiter oben am Berg mit | |
seinen Eltern. Noch ist nur das Erdgeschoss bewohnt, darüber gähnen die | |
Fensterhöhlen des Rohbaus. Kein ungewöhnliches Bild in den arabischen | |
Städten und Dörfern. Wenn wieder Geld da ist, wird weitergebaut. Die Mutter | |
trägt Kopftuch. Sie begrüßt den Besucher freundlich lächelnd. Im Wohnzimmer | |
gibt es Suppe. | |
Dann zeigt Massarwa vom Dach aus die Gegend. Oberhalb des Dorfs stehen | |
Häuser, die jüdische Israelis gebaut haben. Es hat Ärger gegeben, weil die | |
Leute aus Arara, denen Grundstücke unterhalb der neuen Ansiedlung gehören, | |
nun dort nicht mehr bauen dürfen. Weit schlimmer ging es dem Großvater, | |
sagt Massarwa. Auf der Bergkuppe besaß die Familie Land. Dann enteignete es | |
die israelische Armee. Als die ersten Gebäude errichtet wurden, starb der | |
Großvater vor Gram. "Das alles passiert hier. Aber trotz der Angst, nicht | |
darüber zu reden, die unsere Eltern uns vererbt haben, versucht die neue | |
Generation die Geschichte aufzuarbeiten", sagt er. "Man muss nach vorn | |
schauen. Das Problem aber bleibt. Wir Araber in Israel sind Bastarde. In | |
den arabischen Ländern schimpfen sie uns Israelis, in Israel werden wir | |
diskriminiert, weil wir Araber sind. Wenn wir einmal anerkannt sein werden, | |
wie die Afroamerikaner, die in den USA jetzt den Präsidenten stellen, dann | |
sieht die Sache anders aus. Siehst du die Straßen da unten? Die haben mein | |
Vater und die Onkel und Tanten, die hier oben wohnen, selber teeren lassen. | |
Wir zahlen Steuern, aber nichts fließt in die Gemeinden zurück." | |
Das ist ein alte Klage der Araber, an der einiges dran ist. Der israelische | |
Staat, der sich als demokratisch, aber eben auch als jüdisch versteht, | |
verteilt sein Geld nicht gleichmäßig über die Gemeinden. Darunter leiden | |
allerdings nicht nur die Araber. Wer sich ansieht, wie die Infrastrukturen | |
im bürgerlichen Norden und im armen Süden Tel Avivs gepflegt werden, stellt | |
schnell fest, dass hier wie überall auf der Welt soziale Diskriminierung am | |
Werk ist: Wer die bessere Lobby hat, bekommt mehr Geld. Trotzdem sind die | |
israelischen Universitäten voller arabischer Studenten. Am Obersten Gericht | |
Israels arbeitet ein arabischer Richter und trifft mit seinen Kollegen | |
weitreichende Entscheidungen. In den letzten Regierungen saßen arabische | |
Minister. Und ein arabischer Autor namens Sayed Kashua spricht in | |
Zeitungskolumnen und im Fernsehen grundsätzlich von "uns", womit er alle | |
Israelis meint. Die er dann auf humorvolle Weise mit den Erfahrungen eines | |
Arabers mit israelischem Pass konfrontiert. Zwanzig Prozent der Einwohner | |
Israels sind Araber. | |
Sie stehen in Israel immer wieder unter dem Verdacht, die fünfte Kolonne | |
radikaler Palästinenserorganisationen wie der Hamas zu sein. Das ist | |
hinsichtlich der Islamischen Bewegung auch nicht falsch. Deren Politiker im | |
Dreieck arbeiten auf ein Palästina hin, in dem vom Mittelmeer bis zum | |
Jordan die Scharia gelten soll. Viele jüdische Israelis haben Angst vor | |
ihren arabischen Mitbürgern. Manche sind Rassisten. Viele wollen inzwischen | |
einfach nur ihre Ruhe haben. Und natürlich gibt es für beide Erfahrungen - | |
Diskriminierung der israelischen Araber und arabische Illoyalität dem | |
jüdischen Staat gegenüber - immer wieder Beispiele, die auch weiterhin | |
nichts Gutes erwarten lassen. | |
Viele jüdische Israelis erinnern sich noch genau an den Fernsehauftritt | |
eines israelischen Arabers während des Libanonkriegs. Der Mann hatte eben | |
ein Kind durch den Einschlag einer Rakete der Hisbollah verloren. Nun | |
rühmte er vor laufender Kameras deren Führer, Scheich Nasrallah: Er danke | |
der Hisbollah für ihre Raketen auf Israel. Dafür opfere er gern ein Kind. | |
Ist einem Vater, der sein Kind gerne dem Kampf gegen Israel opfert, nicht | |
alles zuzutrauen? Und die Araber, haben sie von ihrem Staat etwas zu | |
erwarten, der gegen die eigene Nation Krieg führt, wie es ein | |
israelisch-arabischer Intellektueller einmal formuliert hat? Vor ein paar | |
Jahren hat Avigdor Lieberman, der Vorsitzende der rechten Partei Israel | |
Beitenu, die wohl in der nächsten Regierungskoalition sitzen wird, einen | |
Tausch vorgeschlagen: Das Wadi Ara könnte dem zukünftigen palästinensischen | |
Staat zugeschlagen werden, wenn die Palästinenser die jüdischen | |
Siedlungsblöcke um Jerusalem aufgeben. Viele israelische Araber haben | |
protestiert. Eine Mehrheit von ihnen zieht es laut Umfragen vor, Israelis | |
zu bleiben. | |
Abu Shakra glaubt, dass die meisten Leute in der Gegend sich für gleiche | |
Rechte einsetzen, weil sie sich trotz allem als israelische Bürger | |
verstehen. Vielleicht hofft er es auch nur. Aber eine einfache Lösung für | |
die Probleme gebe es ohnehin nicht. "Wenn ich Solidarität mit dem | |
palästinensischen Volk demonstriere, dann ist das für mich eine ganz | |
natürliche Sache. Viele aus meiner Familie leben in Syrien, manche im | |
Westjordanland. Trotzdem kann ich loyal dem Staat gegenüber sein. Das wird | |
oft nicht verstanden." Aber Abu Shakra wäre nicht er selbst, wenn er sich | |
mit dieser Analyse begnügen würde. "Es hat keinen Sinn, immer nur die | |
Regierung oder gar die Juden für unsere Situation verantwortlich zu | |
machen", sagt er. | |
Ein Grund dafür, dass sich die Regierung nicht für ihre Belange | |
interessiere, seien die Führer der arabischen Community selbst. "Wir haben | |
uns jahrelang damit begnügt, die Regierung anzuklagen, statt mit der Arbeit | |
anzufangen. Ein altes arabisches Sprichwort sagt: Wenn du mit dem Finger | |
auf jemanden zeigst, dann zeigen drei Finger auf dich!" Deswegen will Abu | |
Shakra sein Museum in Umm al-Fahm bauen. "Wir haben das Land, den | |
Architekten, die Pläne und die Motivation", sagt er lächelnd. "Jetzt | |
brauchen wir nur noch das Geld. Es ist nicht viel. 30 Millionen Dollar. | |
Wenn wir die ersten Millionen zusammenhaben, werden wir anfangen." | |
Man glaubt Abu Shakra aufs Wort, was er da sagt. Abu Shakra ist ein | |
unermüdlicher Organisator. Als Kunststudent begann er bei der israelischen | |
Polizei zu arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dort kümmerte | |
er sich bald um Programme für straffällig gewordene arabische Jugendliche. | |
Einige Zeit war er in der Abteilung für interne Ermittlungen tätig. Bei der | |
Polizei arbeitete er noch, als er 1996 die Galerie gründete. "Meine Sorge | |
war immer: Wie stelle ich es an, trotz der Tatsache, ein in Israel lebender | |
Araber und Muslim zu sein, mein eigenes Leben zu führen", erzählt er. "Wir | |
haben gelernt, zwischen zwei Leben zu balancieren. Unsere Kinder aber haben | |
dazu die Energie nicht mehr. Sie wollen ihre Träume leben. Sie legen sich | |
mit ihren Vätern an, ihren Brüdern und wenn es sein muss auch mit der | |
Regierung. Ich befürchte, die Juden in Israel sind sich dessen nicht | |
bewusst." | |
Said Abu Shakra ist inzwischen pensioniert, und dennoch balanciert er | |
weiter. Für ihn ist selbstverständlich, dass jüdische Architekten das | |
Museum bauen sollen, wenn sie den besten Entwurf geliefert haben. Doch die | |
Aufarbeitung der eigenen Geschichte müssten schon die Araber selbst | |
leisten. Die Galerie unterstützt daher einige Talente finanziell bei ihrem | |
Studium in Tel Aviv, um in Zukunft eigene Kuratoren zu haben, die das | |
Museum leiten können. Sie werden weiter arbeiten an Abu Shakras Projekt, | |
der hiesigen Community ihr Gedächtnis zurückzugeben. | |
"Viele Menschen sind bereits gestorben, bevor sie jemand befragen konnte. | |
Wir haben viele unserer Erinnerungen bereits verloren", sagt Abu Shakra. | |
Daher hat sein Team Interviews mit 150 alten Leuten aus der Gegend gemacht. | |
Auch viele der Befragten sind inzwischen tot. Ihre Erinnerungen leben jetzt | |
in Abu Shakras Galerie weiter. Die alten Leute sprechen aus einem | |
Fernseher. Der steht in einem Raum, der wie ein arabischer Salon | |
eingerichtet ist. Außen herum liegen Sitzkissen aus rotem Samt, in der | |
Mitte ein schöner Teppich. | |
An den Wänden hängt eine Fotoserie des jüdischen Künstlers Shai Aloni. Sie | |
zeigt alte Männer und Ehepaare, die im Wadi Ara als Respektpersonen gelten. | |
"Der Mann hier ist Analphabet und ein sehr guter Bürgermeister. In seiner | |
Familie gibt es viele Anwälte, und deswegen lässt er sich von der Regierung | |
nicht die Butter vom Brot nehmen", erzählt Arwa Massarwa, der sich zum | |
ersten Mal die Ausstellung ansieht." Und der hier ist ein ganz | |
unglaublicher Typ. Er erzählt gerne von seinen Romanzen mit den schönen | |
Frauen in den Kibbuzim, die damals nach Israel kamen. Wie er sich in diese | |
oder jene schöne Witwe verliebte. Aber keiner traut sich, dem alten Mann | |
den Mund zu verbieten." Das sind die Geschichten, die Arwa vielleicht | |
einmal seinen Kindern erzählen wird, im arabischen Museum der israelischen | |
Stadt Umm al-Fahm. Sie werden die Geschichte der Araber im Wadi Ara als | |
vielschichtige Erzählung begreifen. Die Konkurrenz der Mythologien aber, | |
die das schmale Stück Land zwischen Mittelmeer und Jordan mit einer | |
Religion oder Ethnie verknüpfen wollen, wird ihnen hoffentlich absurd | |
vorkommen. | |
7 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Ulrich Gutmair | |
Ulrich Gutmair | |
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