# taz.de -- Geldregen dank Konjunkturprogramm: 118 Millionen - wer will nochmal? | |
> Mit breiter Mehrheit wurde gestern im Parlament das 118 Millionen Euro | |
> schwere Konjunkturpaket II abgesegnet. Nur die Linkspartei war dagegen - | |
> sie will für mehr Jobs noch mehr Geld ausgeben | |
Bild: Verfolgten aufmerksam die Debatte um millionenschwere Ausgaben: Bremens S… | |
Am Ende einer staatstragenden Debatte mochte - außer der Linkspartei - | |
keiner mehr so richtig dagegen sein. Und so enthielt sich die FDP bei der | |
Abstimmung im Parlament - auch wenn sie das vom Senat vorgelegte | |
Konjunkturprogramm II für "intransparent, unausgewogen und nicht | |
nachhaltig" hält. Die CDU stimmte gar dafür, obwohl ihre Kritik die gleiche | |
ist. SPD-Fraktionschef Carsten Sieling findet ohnehin, dass er sich "keine | |
Vorwürfe gefallen lassen muss". Sein grüner Kollege Matthias Güldner | |
kritisierte Konjunkturpakete früher zwar oft als "Strohfeuer" oder | |
"Fehlschlag". Findet jetzt aber, dass sie die richtige Antwort auf die | |
gegenwärtige Wirtschaftskrise seien. | |
117,9 Millionen Euro werden nun im breiten Konsens gleichmäßig über die | |
Stadtteile verteilt. Ein Viertel des Geldes fließt nach Bremerhaven - das | |
anders als die Kommune Bremen keinen eigenen Anteil aufbringen muss, um an | |
das Geld aus Berlin zu kommen. Von dort kommen 88,4 Millionen Euro - und | |
keine der Parteien mochte sich gestern der Forderung des Dresdner | |
Finanzwissenschaftlers Helmut Seitz anschließen, auf das Geld zu | |
verzichten. Schließlich muss Bremen 29,5 Millionen Euro dazu geben, dafür | |
werden neue Kredite aufgenommen. Die Anmeldungen für das Konjunkturpaket II | |
sollen sich auf mehr als eine Milliarde Euro belaufen haben. | |
Profitieren können am Ende unter anderem 44 Schulen und 16 | |
Kindertagesstätten, bei denen jetzt Dächer, Heizungen und Fenster saniert | |
oder naturwissenschaftliche Räume neu ausgestattet werden. Eine Million | |
Euro wird in eine Wümmebrücke investiert, drei Millionen in ein Polizei- | |
und Feuerlöschboot. Alles Sachen, wie die FDP findet, "gegen die man nichts | |
sagen kann". Und auch Klaus-Rainer Rupp von den Linken konzediert, dass es | |
"gar nicht schwer sei", diese Summe sinnvoll auszugeben. Dass die Botanika | |
mit 1,5 Millionen Euro unterstützt wird, stieß zwar erneut auf Kritik der | |
Opposition. Doch am Ende, so die grüne Finanzsenatorin Karoline Linnert, | |
müsse man anerkennen, dass diese Einrichtung nun eben "alternativlos" sei, | |
zumal das Bundesumweltamt "rabiat" mit millionenschweren | |
Rückzahlungsforderungen drohe. Und auch im Falle des Freibades Blumenthal | |
habe "niemand" den Mut aufgebracht, eine Schließung zu fordern. Also wurde | |
es mit über einer Million Euro bedacht, obwohl angesichts der Folgekosten | |
finanzpolitisch vielleicht etwas anderes wünschenswert sei, so Linnert. | |
Der CDU zufolge ist vor allem Wirtschaftssenator Ralf Nagel "so gut wie | |
leer" ausgegangen, "eine schlimme Botschaft", wie Oppositionsführer Thomas | |
Röwekamp findet. Er nannte das Konjunkturpaket ein "Strohfeuer" - und übte | |
sich ansonsten in Schadenfreude. Wie schon er selbst, so scheiterten jetzt | |
auch die Grünen mit ihrer Forderung nach haushaltspolitischer "Wahrheit und | |
Klarheit" an der SPD. "Das freut mich", so Röwekamp. Dass rot-grün sich | |
beispielsweise nicht traue, die Liste mit allen angemeldeten Projekten zu | |
veröffentlichen, sei eine "Verschleierungsnummer allererster Güte". Doch | |
während die CDU einmal mehr keine eigenen Ideen einbrachte, forderte die | |
Linkspartei zusätzliche Beschäftigungsmaßnahmen und mehr Personalmittel für | |
Schulen und Kindergärten ein. Insgesamt, so Rupp, müssten 30 Millionen Euro | |
zusätzlich aufgebracht werden, um der "sozialen Krise" in der Stadt zu | |
begegnen. | |
9 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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