# taz.de -- Inzest-Prozess in Österreich: Fritzl legt Teilgeständnis ab | |
> Josef Fritzl gibt zum Autakt seines Strafverfahrens einige der ihm zur | |
> Last gelegten Taten zu. Mord und Sklaverei will er aber nicht begangen | |
> haben. Die Aussagen der Tochter werden per Video zugespielt. | |
Bild: Josef Fritzl wehrt das Blitzlichtgewitter ab. | |
WIEN taz Keine neuen Bilder vom "Kellermonster" gab es für die wenigen | |
Fotografen, die für kurze Zeit in den Schwurgerichtssaal des St. Pöltner | |
Landesgerichts durften. Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre in einem | |
selbst gebauten Bunker gefangen gehalten und mit ihr sieben Kinder gezeugt | |
hat, verbarg sein Gesicht hinter einem blauen Aktenordner. Die auf ihn | |
einprasselnden Journalistenfragen beantwortete er nicht. | |
In einer ungewöhnlichen Einleitung betonte Richterin Andrea Humer, dass in | |
diesem Prozess das Verbrechen eines Einzelnen verhandelt werde, nicht das | |
einer "Region, eines Ortes oder einer Nation". Die acht Geschworenen wies | |
sie darauf hin, dass auch Fritzl ein Recht auf ein faires Verfahren habe. | |
Den Angeklagten klärte sie auf: "Ein Geständnis wäre der wesentlichste | |
Milderungsgrund." | |
Nach Verlesung der Anklageschrift, die dem 73-jährigen Pensionisten Mord, | |
Sklavenhandel, Freiheitsberaubung, Nötigung, mehrfache Vergewaltigung und | |
Blutschande zur Last legt, setzte Staatsanwältin Christiane Burkheiser | |
alles daran, den Laienrichterinnen und -richtern das Verbrechen anschaulich | |
zu machen: "Es kann sich keiner von uns ausmalen, was sich dort unten | |
abgespielt hat." Um ihnen die Stimmung im finsteren Verlies nahezubringen, | |
ließ sie das Licht ausschalten und modrig riechende Gegenstände | |
herumreichen. | |
Anwalt Rudolf Mayer versuchte das von den Medien ins Groteske gesteigerte | |
Bild des gewissenlosen Monsters zu demontieren. Man müsse alle Facetten des | |
Falls unvoreingenommen anhören. Fritzl hätte seine Familie trotz allem auch | |
geliebt. Wäre er wirklich das herzlose Ungeheuer gewesen, hätte er seine | |
Opfer umgebracht und stillschweigend beseitigt. "F. hat 24 Jahre lang | |
Schuldgefühle gehabt", sagte er. Es sei nicht richtig, dass er keine Reue | |
zeige. Sein menschliches Handeln habe er nicht zuletzt unter Beweis | |
gestellt, als er vor elf Monaten seine sterbenskranke Tochter/Enkeltochter | |
ins Krankenhaus gebracht habe, wodurch dann alles aufgeflogen ist. | |
Fritzl selbst wirkte zerbrechlich, als er sich erwartungsgemäß in den | |
meisten Anklagepunkten schuldig bekannte, seine Verantwortung für Mord und | |
Sklavenhandel aber zurückwies. Als ein neugeborener Zwilling im Mai 1996 | |
starb, sei er gar nicht anwesend gewesen, erläuterte Verteidiger Mayer. Er | |
hätte dessen Tod nicht verhindern können. | |
Mit brechender, weinerlicher Stimme versuchte der Angeklagte sein abnormes | |
Verhalten durch die freudlose Kindheit zu erklären. Er sei ein ungewolltes | |
Kind gewesen und von seiner Mutter ständig geschlagen worden. Nach weniger | |
als zwei Stunden wurde die Öffentlichkeit, wie bei Sexualstrafverfahren | |
üblich, ausgeschlossen. Erst zur Urteilsverkündung, die für Freitag | |
angesetzt ist, darf die Presse wieder in den Saal. | |
16 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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