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# taz.de -- Mord, Entführung, Folter: Kein Frieden in Thailands Süden
> Eine muslimische Frauenrechtlerin wurde von mutmaßlichen Islamisten
> erschossen. Die Entführung eines muslimischen Anwalts ist nach fünf
> Jahren noch nicht aufgeklärt.
Bild: Buddhisten gegen Muslime: Diese Schule ist einem Brandanschlag zum Opfer …
BANGKOK taz Am helllichten Tage ist die muslimische Menschenrechsaktivistin
Laila Paaitae Daoh am 12. März von einem mutmaßlichen Islamisten in
Südthailands Provinz Yala erschossen worden. Stets hatte sie sich für ein
friedliches Miteinander von Muslimen und Buddhisten in Thailands unruhigem
Süden eingesetzt und sich damit dortige Islamisten zum Feind gemacht. Schon
zwei ihrer Söhne und ihr Mann waren 2004 und 2006 ermordet worden.
"Lailas Tod ist ein schwerer Verlust für alle, die versuchen, eine
friedliche Lösung für den Konflikt im Thailands Süden zu finden",
kommentierte Brad Adams von Human Rights Watch. Am 7. März waren zwei
Buddhisten in der südlichen Provinz Pattani erschossen worden. Seit
Jahresbeginn wurden weitere fünf Personen im Süden von mutmaßlichen
islamistischen Separatisten ermordet.
Auch das Verschwinden von Somchai Neelaphaijit hat mit diesem Konflikt zu
tun. Der prominente Muslimanwalt war im März 2004 in Bangkok entführt
worden. Zeugen sahen, wie ein Polizeimajor den Juristen in ein Auto zerrte.
Was dann geschah, darüber gibt es bislang keine offiziellen Erkenntnisse.
Alles deutet aber darauf hin, dass Somchai in einer benachbarten Provinz
ermordet und seine Leiche verbrannt wurde. Der damals 53-jährige Jurist
hatte Muslime aus dem Süden verteidigt, denen man vorwarf, mit Separatisten
oder dem regionalen islamistischen Terrornetzwerk Jemaah Islamiah zu
konspirieren. Somchai hatte angeprangert, dass einige seiner Klienten in
Polizeigewahrsam gefoltert worden waren. Auch hatte er die Regierung des
damaligen Premiers Thaksin Shinawatra aufgefordert, das zuvor im Süden
verhängte Kriegsrecht wieder aufzuheben.
Immer wieder ist die Aufklärung des Falls durch schlampige und halbherzige
Ermittlungen verzögert worden. Zwar wurde zwischenzeitlich fünf
Polizeioffizieren der Prozess gemacht, denen man eine Beteiligung an der
Verschleppung Somchais vorwarf. Doch im Januar 2006 waren vier der fünf
Angeklagten freigesprochen worden - mangels Beweisen. Nur der Major, der
Somchai in einen Wagen gestoßen hatte, wurde wegen Nötigung und tätlichen
Angriffs zu 3 Jahren Haft verurteilt. Er legte Berufung ein und kam gegen
Kaution auf freien Fuß. Kürzlich hieß es, er habe sich abgesetzt.
Für Somchais Angehörige waren die letzten fünf Jahre eine Tortur. "Ich habe
Morddrohungen erhalten, auch meine Kinder wurden eingeschüchtert", sagte
seine Frau Angkhana Neelaphaijit der taz. Sie begrüßt es daher, dass der
neue Premier Abhisit Vejjajiva die Ermittlungen neu aufrollen lässt. Ein
dafür ausgewählter hoher Polizeioffizier wurde mit verblüffend offenen
Worten zitiert: "Die Verstrickung der Polizei in diesen Fall hat die
Untersuchungen blockiert." Weiter heißt es: "Zuallererst müssen wir
Somchais Leiche finden." Genau das dürfte nach Jahren manipulierter
Ermittlungen das Problem sein.
Laila und Somchai sind keine Einzelfälle. Doch auch einfache Bewohner der
Provinzen Yala, Pattani und Narathiwat geraten zwischen die Fronten.
Islamistische Rebellen fordern Militär und Polizei heraus: Sie werfen
Bomben und ermorden Menschen, denen sie Kollaboration mit dem Staat
vorwerfen. Im Gegenzug betrachten die Sicherheitskräfte Folter als
legitimes Mittel im Kampf gegen die Aufständischen. Unschuldige werden
eingeschüchtert, inhaftiert oder getötet, weil ihnen Kooperation mit den
Islamisten unterstellt wird. Eine friedliche Lösung des Konflikts, der
bisher 3.500 Todesopfer forderte, ist nicht in Sicht. Premier Abhisit
stimmte gerade zu, die Zahl der Sicherheitskräfte im Süden von ca. 60.000
um 4.000 aufzustocken.
20 Mar 2009
## AUTOREN
Nicola Glass
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