| # taz.de -- die wahrheit: Showtime für Obama | |
| > Eigentlich hat es ganz gut geklappt. Zwar gibt es in meiner aufwendig | |
| > gespaltenen Persönlichkeit auch einen angemessen großen sentimentalen | |
| > Hollywood-Anteil... | |
| Bild: Ein Abendessen mit Angela Merkel: Wie viel Barack Obama dafür wohl bezah… | |
| ...- das liegt daran, dass ich mit amerikanischen Filmen großgezogen wurde | |
| und so dem Langeweile-Tod durch den weltweit konkurrenzlos öden und | |
| wichtigtuerischen deutschen Siebzigerjahrefilm entgehen konnte -, aber | |
| dennoch ist es dem halbwegs analytisch funktionierenden Teil meines Gehirns | |
| gelungen, nicht auf Barack Obama abzufahren. | |
| Nicht, dass ich nicht berührt gewesen wäre von der charmanten "Mr. Obama | |
| geht nach Washington"-Story, dem "David gegen Goliath"-Plot, dem | |
| verblüffenden "Roots"-Happy-End, aber dennoch war mir stets klar, hier geht | |
| es um Politik im Sinne von Politik. Also nicht um gesellschaftliche | |
| Einmischung, sondern um korrupte Parteien, schmutzige Tricks, Macht, Lügen | |
| und Opportunismus. Alles Dinge, die wohl unvermeidbar sind in einer | |
| Demokratie - aber gut finden muss man das ja trotzdem nicht. | |
| Insofern war ich nur froh, als Obama für die Todesstrafe eintrat, sich von | |
| seinem amüsanten und nur die Wahrheit aussprechenden Black-Power-Pfarrer | |
| distanzierte, das Fortführen des Krieges in Afghanistan bis zum Sieg | |
| propagierte und dann auch noch einen evangelikalen Irren bei seiner | |
| Amtseinführung beten ließ. Dadurch war klar: Der Typ mag cool und liberal | |
| wirken und mit seiner sexy Stimme vernünftige Dinge von sich geben, aber | |
| letztlich wird er nicht viel ändern, in der positivsten Interpretation: | |
| weil er weiß, dass er nicht viel ändern kann. | |
| Dennoch, so muss ich gestehen, gelingt es Obama immer wieder, mich zu | |
| überraschen. Nicht nur mit Kleinigkeiten, wie der Aussage, | |
| selbstverständlich habe er beim Haschischrauchen inhaliert, darum wäre es | |
| dabei ja gegangen. So was durfte man als US-Politiker bisher nicht sagen, | |
| obwohl die Amerikaner in ihrer Dauerbekifftheit eigentlich nur noch von den | |
| Holländern oder Schweizern übertroffen werden. Viel überraschender fand | |
| ich, als Obama kürzlich verlauten ließ, man wolle "moderate Taliban" in den | |
| "Friedensprozess einbinden". Nach den Jahren der ideologisch verbohrten | |
| Neocons um Bush rechnete ja keiner mehr damit, dass ein neuer Präsident | |
| sich traut, zur guten alten US-Taktik zurückkehren, mit Feinden, die man | |
| nicht besiegen kann, zu verhandeln. Denn selbstverständlich gibt es keine | |
| "moderaten Taliban", so wie es auch keine "moderaten Nazis" gibt, aber wozu | |
| sich in Afghanistan aufreiben, wenn niemand etwas davon hat. Mit einem | |
| linksliberalen Politikverständnis, das Obama ja gern unterstellt wird, hat | |
| das nichts zu tun, sondern nur mit Pragmatismus. | |
| Schade nur, dass das kollektive Gedächtnis so kurz ist. Während der | |
| damalige SPD-Verteidigungsminister Peter Struck einst den armseligen | |
| Propaganda-Satz von sich gab, am Hindukusch werde die deutsche Sicherheit | |
| verteidigt, freuen sich die Sozialdemokraten jetzt ein zweites Loch ins | |
| Hirn und tun so, als vollstrecke Obama nur alte SPD-Positionen. Mit den | |
| Taliban reden wollte allerdings nur Kurt Beck. Und der wurde kurz danach | |
| von der eigenen Partei in einem stringent durchgeführten Inlandseinsatz | |
| erlegt. | |
| 25 Mar 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Hartmut El Kurdi | |
| ## TAGS | |
| Barack Obama | |
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