Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gentechfirma bekommt Gegenwind: Bauern gegen Schweinepatent
> Der Deutsche Bauernverband legt Einspruch gegen ein Schweinezucht-Patent
> des umstrittenen Konzerns Monsanto ein. Gegen das Verfahren hat man
> eigentlich nichts.
Bild: Die Schweine wurden nicht gefragt.
MÜNCHEN taz Um was es den deutschen Bauern geht, das haben sie hinter Gerd
Sonnleitner, den Präsidenten des Deutschen Bauernverbands, auf die Wand
gepappt. "Freiheit für die Züchtung", steht da in roten Großbuchstaben auf
einem weißen Blatt. Und daneben: "Keine Fesseln für die Forschung".
Das Europäische Patentamt hat schon im vergangenen Jahr das Patent auf ein
Schweinezuchtverfahren erteilt. Kurz vor Ende der Frist legt nun der
Bauernverband - das erklärte er am Donnerstag - Einspruch gegen die
Entscheidung ein. Das planen auch Greenpeace und mehrere Verbände.
Doch anders als diese hat der Bauernverband gegen Gen-Patente grundsätzlich
nichts einzuwenden. Es geht um das Patent mit der Nummer EP 1651777,
eingereicht vom umstrittenen US-Konzern Monsanto und mittlerweile im Besitz
der Firma Newsham Choice Genetics aus St.Louis.
Vordergründig haben sich die Unternehmer ein technisches Verfahren sichern
lassen, um eine bestimmte genetische Struktur in Schweinen zu finden. Damit
soll, so heißt es im Titel des Patents, die Schweinefleischproduktion
verbessert werden.
Doch der Patentschutz am Superschwein geht über das Finden von Genen weit
hinaus. Sind die besonders produktiven Schweine dank des Gentests erst
einmal gefunden, ist auch deren Zucht vom Patent geschützt.
Am Finden der Superschwein-Gene sei nichts auszusetzen, meint der
Bauernpräsident. Doch mit dem Schutz auf den Zuchtvorgang sei eine Grenze
übersprungen worden. Denn die Auswahl besonders produktiver Schweine zur
Zucht gibt es seit Jahrtausenden. Die Entscheidung des Patentamts bedeute
indirekt auch ein Patent auf die Gene selbst, so Sonnleitner. "Letztlich
steht damit auch der Zugriff auf die Nahrungsmittelproduktion auf dem
Spiel."
Mit ihrem Einspruch wollen die Bauern eine Grenze ziehen. "Das ist die
Entscheidungsschlacht", sagt Sonnleitner. "Es geht ums Grundsätzliche."
Auf der politischen Ebene kämpft der Bauernverband auch für ein
eindeutigeres Biopatentrecht. Das verbietet zwar bereits Patente auf
einzelne Tierarten, doch die Schlupflöcher sind groß. Das Bundesland Hessen
hat vor wenigen Tagen bereits eine entsprechende Initiative im Bundesrat
angekündigt. Ganz gegen Gen-Patente mag sich der Bauernverband allerdings
nicht wehren. "Das Patent auf einen Gentest ist nicht unser Problem", sagt
Sonnleitner. Das könne sogar dazu beitragen, die Zucht zu verbessern.
"Es geht ja nicht nur um Turbomast, es geht auch um Gesundheit und
Resistenzen", erklärt Sonnleitner. Außerdem sei ein Verbot von Patenten auf
solche Analyseverfahren auch nicht international durchzusetzen. "Das Finden
eines Gens ist in Ordnung", meint der Bauernpräsident.
Solche schwammigen Begrifflichkeiten stören andere Patent-Gegner. "Dabei
sind wir sonst eigentlich ganz nahe zusammen", meint Ruth Tippe von der
Initiative "Kein Patent auf Leben". Auch sie arbeitet an einem Einspruch
beim Patentamt mit. Am kommenden Donnerstag läuft die Frist ab. Greenpeace
und andere Verbände wollen ihren Einspruch am kommenden Mittwoch während
einer Demonstration zum Europäischen Patentamt in München tragen. Der
Bauernverband wird sich an der Demo nicht beteiligen.
9 Apr 2009
## AUTOREN
Bernhard Hübner
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.