# taz.de -- Bürgermeister will bebauten Rathausvorplatz: Wowereit leidet in de… | |
> Nach seinem Staatssekretär hat nun auch der Regierende Bürgermeister die | |
> Flächen vor dem Roten Rathaus als Bauland gesichtet. Nach dem | |
> Schlossplatz sollen dort die Abrisswunden geschlossen werden. | |
Bild: Bringt Wowi nicht in Stimmung: die Leere vorm Roten Rathaus | |
Für Klaus Wowereit (SPD) ist Berlin nicht nur arm, aber sexy - also eine | |
Superstadt -, sondern an einigen Stellen noch immer recht zugig. So zum | |
Beispiel in der historischen Mitte der Stadt, direkt vor seinem Roten | |
Rathaus. Wenn er aus dem Gebäude trete, sagte der Regierende Bürgermeister | |
am Montag auf der Sitzung des Kulturausschusses, und über den weiten, | |
offenen Raum bis zur Marienkirche, zum Neptunbrunnen und Marx-Engels-Forum | |
schaue, könne einem nur in den Sinn kommen, dass hier die Stadt verdichtet | |
werden müsse. Denn vor Ort, so der Regierende, sei deutlich zu bemerken, | |
dass "Bomben und Abrisse" tiefe "Wunden und Narben" im Stadtgrundriss | |
hinterlassen haben und dies "nach neuen Lösungen schreit". | |
Nun kann jeder zum Zustand der historischen Mitte Berlins denken, was er | |
will. Wenn der Regierende Bürgermeister dies tut, setzt er sich an die | |
Spitze der Debatte über das Stadtbild zwischen Alexander- und Schlossplatz | |
- selbst wenn er vorgibt, "dass dies nur seine persönliche Einzelmeinung" | |
sei. Denn Wowereits Einzelmeinung geht sogar schon so weit, dass "über die | |
Fläche debattiert werden muss" und entschieden werden solle, "ob dort in | |
alt oder neu" einmal gebaut werden kann. | |
Über die Stadtentwicklung in der historischen Mitte wird bereits heftig | |
debattiert. So hatte vor gut einer Woche Kulturstaatssekretär André Schmitz | |
vorgedacht, dass die Fläche zwischen der Spree und dem Fernsehturm bebaut | |
werden müsse. | |
"Gegenüber dem Schloss und dem Rathaus war nie eine Brach- und Grünfläche", | |
hatte Schmitz behauptet. "Hier ist das Herz der Stadt. Das müssen und | |
können wir zurückgewinnen, wenn die Politik es will." Seiner Ansicht nach | |
müsse die stadträumliche Gestaltung auf den Bau des Humboldtforums | |
reagieren. | |
Während Schmitz Äußerungen für Unruhe sorgten und sich Senatsbaudirektorin | |
Regula Lüscher postwendend für den Erhalt des Freiraums aussprach, spielt | |
Wowereit erst einmal auf Zeit. Aus Sicht des Senats gebe es aktuell "keine | |
Pläne, dort eine Bebauung vorzunehmen". Auch sei die Stadt in der Mitte mit | |
dem Aufbau des Humboldtforums in den kommenden Jahren beschäftigt. Dennoch | |
"wird die Zeit kommen, darüber zu sprechen", betonte er. | |
Das kann bald sein, ist doch bekannt, dass im Hause der Senatsbaudirektorin | |
gerade stadtentwicklungspolitische Grundsätze für die Stadtmitte | |
ausgearbeitet werden. Zu einem weiteren Berliner Architekturstreit könnte | |
Wowereits Vorstoß zudem führen, zumal der Union die Renaissance des | |
"Planwerks Innenstadt" "nicht auf die lange Bank schieben will", wie | |
Michael Braun, kulturpolitischer Sprecher der CDU, sagte. Teile der | |
Berliner SPD und Architekten dagegen plädieren dafür, die Park- und | |
Grünfläche zu sichern. | |
21 Apr 2009 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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