# taz.de -- Republik Moldau: Neuauszählung bestätigt Wahlergebnis | |
> Die regierenden Kommunisten werden bei Parlamentswahlen erneut stärkste | |
> Kraft. Jetzt droht die Opposition damit, die Wahl des Staatschefs im | |
> Parlament zu torpedieren. | |
Bild: Die Oppositionsparteien hatten die Ergebnisse der Wahl am 5. April in Fra… | |
BERLIN taz | Die Partei der Kommunisten aus der Republik Moldau wird im | |
zukünftigen Parlament 60 von 101 Mandaten besetzen. Das hat eine neue | |
Stimmauszählung ergeben. Die Oppositionsparteien, die Liberale Partei, die | |
Liberaldemokratische Partei und die Allianz "Unsere Moldau", die im | |
Parlament vertreten sind, hatten die Ergebnisse der Wahl vom 5. April in | |
Frage gestellt. Sie warfen den regierenden Kommunisten und Staatschef | |
Voronin Wahlfälschungen vor. Mit den gleichen Argumenten lehnten sie auch | |
die Ergebnisse der Neuauszählung ab und kündigten an, die Wahl eines | |
kommunistischen Präsidenten im Parlament zu torpedieren. | |
OSZE-Beobachter sprachen nur von geringfügigen Verstößen und bezeichneten | |
die Wahlen als "grundsätzlich frei und weitestgehend auch fair". Der | |
CDU-Abgeordnete und OSZE-Wahlbeobachter Manfred Grund kritisierte jedoch in | |
einem Radiointerview die Tatsache, dass die Opposition im Wahlkampf "kaum | |
Zugang zur Presse gehabt" habe und die regierende Kommunistenpartei "die | |
administrativen Ressourcen für sich eingesetzt hat". Dies ist seiner | |
Ansicht nach nicht ungewöhnlich in Osteuropa. | |
Ungewöhnlich hingegen waren die gewalttätigen Proteste, die nach dem | |
Bekanntwerden der Ergebnisse die moldauische Hauptstadt Chisinau | |
erschütterten. Jugendliche steckten das Parlamentsgebäude in Brand und | |
verwüsteten die Präsidialkanzlei. Im Gegenschlag verhafteten | |
Sicherheitskräfte etwa 300 Teilnehmer, drei wurden von Polizisten zu Tode | |
geprügelt. Die Kommunisten beschuldigten Rumänien, Drahtzieher der | |
Ausschreitungen gewesen zu sein, um so eine Wiedervereinigung | |
herbeizuführen. | |
Die heutige Moldau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen | |
Sowjetrepublik Moldawien in die UdSSR integriert. Nach der Erlangung der | |
Unabhängigkeit 1991 versuchten einige moldau-rumänische Nationalisten, die | |
Vereinigung mit Rumänien durchzupeitschen. Dies scheiterte am Widerstand | |
des Großteils der rumänischen Bevölkerung und der slawischsprachigen | |
Minderheiten. | |
Als Reaktion auf die Unruhen im östlichen Nachbarland kündigte die | |
rumänische Regierung an, die Einbürgerung für Bewohner der Moldau zu | |
erleichtern. Alle Moldauer, die vor 1945 die rumänische Staatsbürgerschaft | |
hatten, sowie deren Nachkommen bis zur dritten Generation sollen diese auf | |
Wunsch wieder erlangen. Gleichzeitig dürfen sie ihre alte - moldauische - | |
Staatsbürgerschaft behalten und können somit ihren Wohnsitz frei festlegen, | |
d. h. auch in das EU-Land Rumänien umsiedeln. | |
Die Muttersprache von mehr als der Hälfte der 3,3 Millionen Einwohner der | |
Moldau ist Rumänisch. Laut inoffiziellen Berichten aus Bukarest sollen mehr | |
als eine halbe Million Moldauer bereits einen Antrag auf die rumänische | |
Staatsbürgerschaft gestellt haben. Die Republik Moldau steht nun vor einer | |
demographischen Zerreißprobe, die auch zu einem europäischen Problem werden | |
könnte. Der tschechische EU-Ratspräsident Mirek Topolánek reiste am | |
Mittwoch in die Moldau, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auf der | |
Besuchsagenda stand zudem das Ausloten der Möglichkeiten, die Moldau besser | |
in das bestehende EU-Partnerschaftsprogramm einzubinden. | |
22 Apr 2009 | |
## AUTOREN | |
William Totok | |
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