# taz.de -- Marathon-Reste (II): Kleiderberge gähnen dich an | |
> Wenn die Läufer starten, bleiben Hemden und Hosen zurück. Die werden von | |
> der Stadtreinigung eingesammelt und anschließend verbrannt. Es gäbe | |
> bessere Lösungen. | |
Bild: Ungewiss, ob die beiden Läufer ins Ziel kommen. Aber gewiss mit Freude d… | |
Da hat man den Dreck. Hier ein Shirt, drüben eine Hose, dort eine Jacke. | |
Über den Streckenbegrenzungen hängen sie, liegen am Rand der Straße, über | |
Pollern, auf den Hecken. | |
Es ist kurz nach neun Uhr, am Sonntag, gerade ist der Hamburg-Marathon | |
gestartet, die Läufer sind unterwegs. Hier geblieben sind die Kleider, mit | |
denen sie sich bis kurz vor dem Start warm gehalten haben. Wer niemanden | |
dabei hat, der die Sachen nehmen kann, der lässt sie liegen. Die Kleider | |
werden nun in Windeseile zu Bergen zusammen geschoben, damit die Männer von | |
der Stadtreinigung sie auf Lastwagen werfen können. Das sind nicht die | |
Kleider, die von den Marathonis in den Läufertüten mit den Startnummern | |
verstaut, abgegeben und nach dem Lauf wieder abgeholt werden. Die Sachen | |
hier am Start, das wissen die Läufer, sehen sie nicht wieder. | |
Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung, erklärt, die Klamotten | |
seien "Müll, der wie alles andere im Rahmen der Veranstaltung aufgesammelt | |
wird: Bananen, Plastikbecher, Plastikflaschen". Den Rest erledigt die | |
Müllentsorgung durch Verbrennen. Ein gutes Gefühl hat Fiedler dabei nicht: | |
weil auch er weiß, dass ein Großteil der Sachen noch brauchbar ist. Alle | |
gängigen Marken liegen hier herum, zum Teil sind die Stücke neu, zum Teil | |
gebraucht. | |
Auch unterwegs, vor allem auf den ersten Kilometern der Strecke, liegt | |
Läuferbekleidung. Gerade unerfahrene Läufer packen sich zu warm ein und | |
merken dann, dass sie die Temperatur falsch eingeschätzt haben. Männer mit | |
Hackenporsche sind am Streckenrand unterwegs, die sich nach brauchbaren | |
Klamotten umsehen. | |
"Wir hindern niemanden daran, sich zu bedienen", sagt Fiedler. Er rät dem | |
Veranstalter des Hamburg-Marathons aber, nach einer anderen Lösung zu | |
suchen. Der Veranstalter könne etwa das Rote Kreuz bitten, | |
Altkleidercontainer am Start aufzustellen, um alles, was noch zu verwerten | |
ist, den Kleiderkammern zur Verfügung zu stellen. "Das würde nichts kosten, | |
und alle hätten am Ende was davon", sagt Fiedler. | |
27 Apr 2009 | |
## AUTOREN | |
Roger Repplinger | |
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