# taz.de -- Krebsvorbeugung: Dubiose Heilsversprechen | |
> Norddeutsche Mediziner fordern Neubewertung von HPV-Impfung für junge | |
> Mädchen. Pharma-Kampagne bewirke Irreführung der Öffentlichkeit. | |
Bild: Humane Papillomviren (HPV): Nichts ist gefährlicher als falsche Sicherhe… | |
Norddeutsche Mediziner machen mobil gegen die Pharma-Kampagne für eine | |
Impfung zwölf- bis 17-jähriger Mädchen gegen das HPV-Virus (siehe Kasten), | |
das Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. Schwere Vorwürfe gegen den | |
Impfstoff-Hersteller, aber auch gegen Krankenkassen und die Ständige | |
Impfkommission (Stiko) am Robert-Koch-Institut prägten am Mittwoch eine | |
Experten-Tagung. Diese wurde von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für | |
Gesundheitsförderung (HAG), Pro Familia und dem Hamburger | |
Familienplanungszentrum veranstaltet. Der Tenor: Es gebe kaum | |
wissenschaftliche Erkenntnisse über Nutzen und Nebenwirkungen der Impfung, | |
die verfrüht "in den Markt gedrückt", von der Stiko empfohlen und von den | |
Kassen in ihr Leistungspaket aufgenommen worden sei. | |
Dem Impfstoff-Hersteller Sanofi Pasteur wirft der Bremer Professor für | |
Arzneimittelforschung Gerd Glaeske vor, mit einer beispiellosen PR-Kampagne | |
eine "völlige Irreführung der Öffentlichkeit" zu betreiben. Diese | |
suggeriere, die Impfung sei "ein Allheilmittel gegen Gebärmutterhalskrebs". | |
Dabei gäbe es keine Studien über Langzeitwirkungen, es werde verschwiegen, | |
dass die Impfung nur zwei von 15 Viren, die den Krebs auslösen könnten, | |
bekämpfe und es zumindest in Einzelfällen zu schweren Impfkomplikationen | |
gekommen sei. Die Hamburger Medizinerin Ingrid Mühlhauser warf Sanofi | |
Pasteur zudem vor, "Forschungsergebnisse bewusst zurückzuhalten" und keine | |
Begleitstudien aufzulegen. So könne auch in zwanzig Jahren nicht überprüft | |
werden, ob geimpfte Frauen seltener an Krebs erkranken würden, als Frauen | |
ohne Impfschutz. | |
"Junge Mädchen werden durch Fernsehspots und den Einsatz von Promis | |
gedrängt, sich impfen zu lassen", sagt Glaeske. Silke Moritz von Pro Famila | |
hat beobachtet, dass "junge Mädchen und ihre Mütter total verunsichert und | |
unter Druck seien". Auf der einen Seite gelte es inzwischen als | |
"fahrlässig", sich nicht impfen zu lassen, andererseits würden die | |
durchsickernden Informationen über mögliche Nebenwirkungen die Angst | |
verstärken, "etwas Schädliches zu tun". Zudem glaubten viele geimpfte | |
Mädchen, umfassend gegen Gebärmutterhalskrebs geschützt zu sein, sodass | |
weitere Vorsorgeuntersuchungen unnötig wären. "Nichts ist gefährlicher als | |
falsche Sicherheit", warnt deshalb HAG-Chef Leonard Hajen. | |
Dabei wollen die Tagungsteilnehmer trotz aller Kritik "weder von der | |
Impfung abraten, noch diese empfehlen". Dafür lägen eben "einfach zu wenig | |
gesicherte Erkenntnisse" vor. Wichtig sei deshalb, dass die Frauenärzte vor | |
einer Impfung "umfangreich und ergebnisoffen über alle Aspekte informieren | |
würden". | |
29 Apr 2009 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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