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# taz.de -- 1. Mai-Demos gegen die NPD: Blockierte Nazis
> In Deutschland demonstrierten tausende Menschen in mehreren Städten gegen
> die Aufmärsche der NPD. Vielerorts konnten sie erfolgreich gestoppt
> werden.
Bild: In Berlin-Köpenick wurde der Bahnhof blockiert, um die Anreise der Nazis…
BERLIN/HAMBURG taz | In verschiedenen deutschen Städten veranstaltete die
rechtsextreme NPD Aufmärsche zum 1. Mai - und vielerorts gab es
erfolgreichen Protest dagegen. In Mainz und Berlin versuchten jeweils etwa
2.000 Demonstranten mit Sitzblockaden die Anreise der NPD-Anhänger zu
verhindern. Auch in Ulm demonstrierten etwa 2.000 Menschen gegen einen
Aufmarsch der NPD. Die größte Demonstration gegen Rechtsextremismus gab es
in Hannover. Dort hatte am Donnerstag das Bundesverfassungsgericht eine
Neonazi-Kundgebung am 1. Mai verboten. An dem Sternmarsch nahm auch
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff teil.
Umgekehrt wichen die Rechtsextremen teilweise auf andere Orte aus - oder
griffen ihrerseits traditionelle DGB-Kundgebungen an. "Hier marschiert der
nationale Widerstand", grölten die Rechtsextremen, die am Freitagmittag
selbstbewusst durch Itzehoe zogen. In der schleswig-holsteinischen Stadt
gelang es über 200 NPD- und Freie Kameradschaftsanhängern spontan einen 1.
Mai-Marsch auszurichten. Schnell und kurz traten sie auf. "Sozial geht nur
national" brüllten sie am Bahnhof, in den Straße sollen sie randaliert
haben. "Die waren voll aggressiv drauf", sagte ein Jugendlicher vor Ort.
Aus Neumünster waren sie gekommen. Dort hatte sie sich zuvor an ihrem "Club
88" getroffen. Warum sie dennoch in Itzehoe auf überraschte Polizeistreifen
stießen ist unklar. Erst als eiligst herbeigerufene Polizeikräfte
eintrafen, konnte der Marsch beendet werden. 31 Kameraden wurden in
Gewahrsam genommen. Im niedersächsischen Scheeßel und Verden versuchten
Rechtsextreme ebenfalls aufzumarschienen - ohne Erfolg.
Auch in Dortmund nahm die Polizei über 200 Rechtsradikale fest. Teilweise
vermummte Demonstranten der rechtsextremen Szene warfen Steine und
Knallkörper und griffen angeblich gezielt Teilnehmer der DGB-Kundgebung an.
Die Polizei bestätigte nur die Übergriffe und zahlreiche Festnahmen. Auch
in Rotenburg kam es zu Störungen der DGB-Kundgebung.
Am späten Donnerstagnachmittag hatte das Bundesverfassungsgericht einen
Eilantrag vom Anmelder eines rechten Marsches in Hannover abgelehnt. Das
Verbot eines Marsches durch die Landeshauptstadt blieb also bestehen. In
mehreren Instanzen teilten die Verwaltungsgerichte die Verbotsbegründung,
das weder die Veranstaltungsleiter aus der Kameradschaftsszene, Dennis
Bührig und Sven Skoda, noch die "Autonomen Nationalisten" Gewähr für eine
friedlichen Verlauf des Marsches böten. Vor Hannover war für anreisende
Rechtsextreme deswegen Schluss. Weiträumig kontrollierte die Polizei die
Zufahrtsstraßen. Bei strahlendem Sonnenschein nahmen weit über 10.000
Menschen in Hannover derweil an einem Sternmarsch gegen den gescheiterten
rechten Marsch teil.
Auch in Berlin gab es deutliche Proteste gegen die NPD. Dort hatten die
Rechtsextremen zu einem "Maifest" in ihre Parteizentrale im Stadtteil
Köpenick geladen. Hier wollten sich vor allem Parteifunktionäre um NPD-Chef
Udo Voigt versammeln. Schon in den Morgenstunden fuhren hunderte
Gegendemonstranten zum S-Bahnhof Köpenick, um die Anreise der Neonazis zu
verhindern. Ihnen gelang es für eine Stunde, den Bahnhof zu besetzen und
den Zugverkehr lahmzulegen. In die Sitzblockaden reihten sich neben
Autonomen auch Landespolitiker der Linkspartei ein. Bei der Räumung setzte
die Polizei Pfefferspray ein und trug Demonstranten vom Bahnsteig - andere
Protestierende flüchteten über die Gleise und zündeten eine Rauchbombe.
Vertreter eines Berliner Demokratienetzwerkes kritisierten das "fehlende
Augenmaß" der Polizei bei dem teils wenig zimperlichen Einsatz.
Vor dem Köpenicker Bahnhof hatte sich unterdessen bunter Protest
versammelt: Politiker von SPD bis DKP, Antifaschisten und Familien,
Gewerkschafter und Anwohner. "Die NPD versucht, aus den Ängsten der
Menschen Honig zu saugen, und das ist zynisch", kritisierte die
Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke). Etwa 2.000 Menschen zogen in
einem Demonstrationszug in die Nähe der NPD-Zentrale und forderten einen
"demokratischen, nazifreien 1. Mai". Nur als ein Anwohner von seinem Balkon
minutenlang den Hitlergruß zeigte, flogen Steine - auch auf die
eingreifenden Polizisten.
2 May 2009
## AUTOREN
K. Litschko
A. Speit
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