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# taz.de -- Gabriele Pauli und ihre neue Partei: Noch keinen Namen überlegt
> Gabriele Pauli wird von den Freien Wählern aus der Fraktion
> ausgeschlossen, weil sie eine eigene Partei gründen will. Wie sieht
> Paulis politische Zukunft aus?
Bild: Gabriele Pauli und Franktionschef Hubert Aiwanger umringt von Journaliste…
Nachdem er den Rauswurf seiner populärsten Politikerin verkündet hat, steht
Hubert Aiwanger, der Fraktionschef, hilflos eingekeilt im Mikrofon- und
Kameraknäuel auf dem Gang. Er könnte noch viel erzählen, über Inhalte oder
darüber, wie es weitergehen soll bei den Freien Wählern.
Aber niemand mag mehr eine Frage stellen. Zwei Meter weiter spricht
Gabriele Pauli über ihre Zukunft. "Ich stelle mir gar nichts zur Zukunft
vor", sagt sie. Gabriele Pauli schaut in die Kameras und meint: "Es geht
mir gar nicht darum, eine Rolle in der Öffentlichkeit zu spielen."
Gabriele Pauli, 51, Ex-CSU-Rebellin, die Frau, die Edmund Stoiber stürzte
und im vergangenen Jahr für die Freien Wähler in den Landtag einzog, wird
an diesem Dientag von ihrer Fraktion verbannt. Von 20 Abgeordneten stimmen
17 für Paulis Rauswurf. Pauli hatte vor einer Woche angekündigt, mit einer
eigenen Partei zur Bundestagswahl anzutreten.
Die Freien Wähler wollten das nicht. "Das ist mit uns nicht vereinbar",
sagt Fraktionschef Aiwanger nachher. "Das ist ein Alleingang, der sich da
nicht wiederfindet." Und: "Unsere Leute haben gesagt: Schluss jetzt." Es
ist ein großer Dämpfer für eine der merkwürdigsten Karrieren der deutschen
Politik.
Bis 2006 war Gabriele Pauli eine wenig bekannte Kommunalpolitikerin. Sie
leistete solide Arbeit als Landrätin von Fürth und im Parteivorstand der
CSU. Bis sie eines Tages berichtete, der damals noch übermächtige
Parteichef Edmund Stoiber würde sie bespitzeln lassen. Stoiber musste
wenige Monate später abtreten.
Aus der Politikerin Pauli wurde in den Medien die "schöne Landrätin", die
"Rebellin". Sie posierte in der Park Avenue mit Latex-Handschuhen und auf
der Bunten mit nichts an als einer Bayernfahne. So wurde sie bekannt. Aber
sie verlor auch allmählich die Bodenhaftung.
Pauli war der festen Überzeugung, sie könne CSU-Vorsitzende werden - sie
scheiterte. Als sie aus der CSU aus- und bei den Freien Wählern eintrat,
machte sie nicht etwa Werbung mit deren Wahlprogramm, sondern präsentierte
ein Schriftstück mit dem Titel "Mein persönliches Programm". Darin zitierte
sie Nelson Mandela und forderte, die Ehe eventuell auf sieben Jahre zu
befristen.
Bei der Landtagswahl bekam sie mehr Stimmen als jeder andere der Freien
Wähler. Jetzt will sie drei Monate vor der Bundeswahl eine Partei gründen
und in den Bundestag führen. "Will sie jetzt auch noch Kanzlerin werden?",
titelte die Abendzeitung hämisch.
Wer sie politisch berate, will ein Journalist vor der Fraktionssitzung von
Pauli wissen. "Ich verlasse mich auf mich, auch meine eigene Kraft",
antwortet sie. Es gibt das Vorurteil, Frauen würden anders Politik machen
als Männer. Kühl strategisch berechnend wie Angela Merkel oder unsicher und
unbeholfen wie Andrea Ypsilanti. Gabriele Pauli hat das Gegenteil bewiesen.
Sie macht Politik im Ego-Rausch, wie ein testosterongesteuerter
Polit-Macho. Man könnte sie sich gut neben Oscar Lafontaine oder Gerhard
Schröder vorstellen. Der wollte auch ein ganzes Land regieren, mit nicht
mehr als seinem Ego.
Wie sie in drei Monaten eine Partei aufbauen wolle, wird Pauli gefragt.
"Wir werden einfach beginnen", sagt sie. Ob im Programm ihrer Partei auch
die Ehe auf Zeit stehen werde? "Ich hab das noch nicht so konkret
formuliert, dass ich das sagen kann." Will sie auch als Kanzlerin
kandidieren? Erst müsse sie einmal ihre politischen Leitlinien vorlegen.
Einen Namen für die Partei habe sie noch nicht. Wer alles dabei mitmachen
würde, darüber habe sie sich noch keinen Überblick verschafft.
Fragt man ihre Exkollegen von den Freien Wählern, was Gabriele Pauli außer
Show eigentlich inhaltlich geleistet hat, heißt es nur, sie wäre recht
häufig da gewesen. So als wäre das schon eine Leistung. Gabriele Pauli
sagt, sie will ihr Mandat im Landtag behalten, als Einzelkämpferin. "Es ist
Gott sei Dank nicht so, dass eine Partei oder Organisation einem das Mandat
wegnehmen könnte, sonst wäre es keine Demokratie mehr, sondern eine
Parteiendiktatur."
Nach eineinhalb Stunden schließen sich die Türen zum Sitzungssaal wieder.
Die Freien Wähler reden über Sachthemen - ohne Gabriele Pauli. Es ist
wieder ruhig im Landtag. Nur die fraktionslose Abgeordnete Gabriele Pauli
gibt ein Interview.
17 Jun 2009
## AUTOREN
Bernhard Hübner
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