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# taz.de -- PÄDAGOGIK: Freie Schule unter Staatsaufsicht
> Eine private Grundschule will die Bildungsbehörde nicht genehmigen. Sie
> bietet der Initiative "Freie Schule" an, staatliche "Modellschule" zu
> werden
Bild: Unter dem Dach der "Kinderschule" auf der Hohwisch finden sich schulgesch…
Eine "Freie Schule" soll es in Bremen nicht geben, das hat der
Bildungsstaatsrat Carl Othmer (SPD) am Montag der Initiative "Freie Schule
Bremen" in einem ansonsten harmonischen Gespräch erklärt. Der Staatsrat bot
stattdessen an, die Initiative könne ihr reformpädagogisches Konzept unter
dem Dach einer staatlichen Schule umsetzen.
Das Konzept der Initiative sieht eine freie, selbstverwaltete und
demokratische Alternativschule über neun Jahrgänge mit integriertem
Kindergarten und kleinen Lerngruppen vor. Die Klage auf Genehmigung vorm
Verwaltungsgericht musste die Initiative im Frühjahr aus formalen Gründen
zurückziehen. Die Initiative ist in der Zwischenzeit mit der Behörde in den
Dialog getreten.
"Die Alleinstellungsmerkmale des Konzeptes reichen für eine Genehmigung
nicht aus", sagt die Sprecherin der Bildungsbehörde Karla Götz. Und genau
das - ein "besonderes pädagogisches Interesse" - verlange das Grundgesetz
für die Gründung von Grundschulen in privater Trägerschaft. Zudem fürchtet
die Behörde die soziale Entmischung der staatlichen Schulen, "wenn jeder
seine Klientel mit einer Privatschule herauszieht". Um die engagierten und
bildungsnahen Eltern in der Initiative aber sei man bemüht und wolle
versuchen, sie "für die Staatsschule zu begeistern". Deshalb das Angebot
der Behörde, das Konzept unter dem Dach einer bestehenden Grundschule im
Viertel als "Modellschule" zu verwirklichen, erklärt Götz.
"Ein Interesse an unserem pädagogischen Konzept scheint ja doch zu
bestehen", freut sich Sven Golchert vom Vorstand der Initiative. Bedenken
gegenüber einer Umsetzung als staatliche Modellschule hat er dennoch: Das
Konzept setze auf Autonomie - man wolle keine Behörde, die etwa die
LehrerInnen auswählt, sondern als Schulgemeinschaft entscheiden. Außerdem
befürchtet er Probleme, eine bestehende drei- oder vierzügige Grundschule
zur Modellschule umzuwandeln. "Eigentlich wollen wir klein anfangen und die
Schule nach und nach aus der Gruppe heraus wachsen lassen", sagt er.
Für die Behördensprecherin Götz sind das "Detailfragen der Ausgestaltung".
Sie verweist vielmehr auf bestehende Modellschulen mit ähnlichen
reformpädagogischen Ansätzen, die in privater Trägerschaft begannen. Etwa
die Bremer "Kinderschule" auf der Hohwisch. Die war vor fast 30 Jahren als
nicht-anerkannte Alternativschule gegründet und 1983 als staatliche
Modellschule anerkannt worden. Damals spaltete sich allerdings der
Trägerverein: Ein Teil betrieb danach für lange Jahre ohne Genehmigung die
Schule am Körnerwall. Aus eben jenem Umkreis stammt auch die heutige
Initiative "Freie Schule Bremen".
Antje Waterholter vom Elternverein der Kinderschule Hohwisch ist vollauf
zufrieden mit ihrem Status als "Modellschule". Die ganztägige Kinderschule
finanziert sich durch staatliche Förderung und einkommensabhängige
Elternbeiträge. Eine rein privat finanzierte Schule, so Waterholter, sei im
Prinzip nur durch eine besserverdienende Klientel zu finanzieren. "Das wäre
elitär", sagt sie, "und entspricht nicht dem reformpädagogischen Ansatz".
Auch andere privaten Schulgründungen wie "Scola Nova" oder die
Technologiepark-Schule hat die Bildungsbehörde abgelehnt und eine
Kooperation unter dem Dach einer staatlichen Schule nahegelegt. Beide
Projekte stagnieren seitdem.
24 Jun 2009
## AUTOREN
Teresa Havlicek
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