# taz.de -- Drogenexperte über Komatrinken: "Wir brauchen schärfere Kontrolle… | |
> Wenn Jugendliche ihre Grenzen mit Unmengen Schnaps austesten wollen, | |
> helfen höhere Preise oder Werbeverbote nur begrenzt, meint Michael | |
> Hoffmann-Bayer vom Drogennotdienst Berlin. | |
Bild: Drogenexperte Hoffmann-Bayer: "Die Jugendlichen wollen bewusst ihre körp… | |
taz: Herr Hoffmann-Bayer, ein 16-Jähriger bekommt in einer Kneipe 45 Gläser | |
Tequila. Kann das jederzeit wieder passieren? | |
Michael Hoffmann-Bayer: Das ist sicher nicht normal. Aber das Problem ist | |
ja bekannt: Die Wirte und auch die anderen Verkäufer achten selten darauf, | |
wem sie was verkaufen. Wenn das Jugendschutzgesetz eingehalten würde, | |
könnte man dieses Verhalten eindämmen, schon betrunken noch mehr zu kaufen | |
und dann noch mehr und noch mehr. Das Problem ist ja, dass die Jugendlichen | |
mit Absicht ihre körperlichen Grenzen überschreiten wollen. Dass das | |
tödlich sein kann, ist ihnen nicht bewusst. | |
Wie bringt man die Verkäufer dazu? Mit jugendlichen Testkäufern, wie die | |
Innenminister es wollen? | |
Das kann man durchaus machen. Seitdem die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing | |
Druck macht, wird insgesamt sehr viel mehr über das Trinken von | |
Jugendlichen geredet. Und das hat schon etwas bewirkt. Den Verkäufern ist | |
klar geworden, dass sie Gesetze brechen und dass sie dafür belangt werden | |
können. Uns berichten Jugendliche, dass sie größere Schwierigkeiten haben, | |
an Alkohol zu kommen. | |
Die Diskussion allein reicht also aus? | |
Nein, es müssen natürlich schärfere Kontrollen her. Wenn Jugendliche ins | |
Krankenhaus eingeliefert werden, dann müssen Polizei oder Ordnungsamt | |
ermitteln, woher sie den Alkohol haben. Den Verkaufsstellen muss klar sein, | |
dass sie ihre Konzession verlieren können, wenn sie dieses Gesetz nicht | |
einhalten. | |
Der Aktionsplan von Frau Bätzing ist gescheitert. Sie wollte ein | |
Werbeverbot, höhere Steuern, keine Sport-Sponsorenverträge mehr mit | |
Brauereien. Ist sie übers Ziel hinausgeschossen? | |
Nein, es war wichtig, mit Maximalforderungen einzusteigen. Die Werbung | |
verherrlicht das Alkoholtrinken. Es würde schon etwas nützen, wenn die ARD | |
nicht meinte, dass man den "Tatort" nur mit einem Bier genießen kann. Den | |
Alkohol zu verteuern ist auch eine Lösung. Aber wir haben mit der | |
Hochrisikogruppe zu tun, die findet immer einen Weg, an Alkohol | |
heranzukommen. Für sie ist es wichtiger, dass der Jugendschutz konsequent | |
angewandt wird. Und sie brauchen Information: Was macht der Alkohol mit | |
meinem Körper? Was hat das für Konsequenzen, wenn ich in die Mühle der | |
Polizei gerate, und so weiter. Es ist unglaublich, was die alles nicht | |
wissen. | |
3 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Heide Oestreich | |
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