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# taz.de -- "Focus"-Kritik am WAZ-Konzern: Herr Markwort, bleiben Sie stark!
> Das Magazin "Focus" berichtete kritisch über das Zeitungshaus WAZ. Nun
> rächt sich eine Beschwerde des Regierungssprechers von
> Nordrhein-Westfalen für die CDU.
Bild: Waz up?
Die Christdemokraten sind in diesen Tagen an Rhein und Ruhr nicht zu
beneiden: Ausgerechnet der Focus berichtet in einer NRW-Sonderbeilage
kritisch-ätzend über das Zeitungshaus, das die schwarzgelbe Landesregierung
doch eben erst so richtig lieb gewonnen hat: über die Essener WAZ-Gruppe -
und diese Liebe beruhte doch irgendwie auf Gegenseitigkeit. Bei der WAZ
heißt es, Oberchefredakteur Ulrich Reitz und seinem neuen
Zentralredaktionskonzept sei Unrecht getan worden. Und das, obwohl Reitz
einst selbst beim Focus war.
Weil so was nicht sein kann, schon gar nicht in einer von der NRW-Regierung
geförderten werblichen Beilage, hat Regierungssprecher Hans-Dieter Wichter
(CDU) einen geharnischten Brief an Focus-Chef Helmut Markwort geschrieben,
der ihm jetzt ins Gesicht fliegt: Die SPD hat eine kleine Anfrage im
Landtag gestellt.
"Es wirkt, als lebten die WAZ-Journalisten manchmal in ihrer eigenen
abgeschotteten Welt und würden sich ihre Geschichten basteln und das
Geschehen draußen ignorieren", stand also im NRW-Extra des Focus über den
neuen "Content-Desk" der WAZ zu lesen: "Nun liefert also eine Redaktion
Inhalte für drei Blätter - die Gelddruckmaschine WAZ sowie die defizitären
Schwestern NRZ und Westfälische Rundschau. Leidet nun die mediale Vielfalt
unter einer Einheitsschreibe? Das befürchtet Hannelore Kraft,
SPD-Vorsitzende in Nordrhein-Westfalen." Zum gleichen Schluss kam auch
Focus-Autor Karl-Heinz Steinkühler. All das in einer von der
Landesregierung durch Anzeigen unterstützen Beilage, die doch ideell so
ganz unter dem alten Johannes-Rau-Motto "Wir in Nordrhein-Westfalen" stand.
Der Beitrag habe bei der WAZ "zu erheblichen Irritationen geführt", schrieb
Wichter (Die taz kennt das Problem). "Von besonderer Bedeutung ist dabei
für mich, dass die Irritationen sich auch auf mich und die Landesregierung
auswirken. Es wird kritisch angemerkt, dass durch das Schalten von Anzeigen
und die Unterstützung von Beilagen indirekt eine Art negativer Wettbewerb
unterstützt wird", so Wichter weiter. Diese Positionen könne er - auch wenn
sie "gerüchteweise verbreitet werden" - nicht stehen lassen. Denn, setzt
Wichter noch einen drauf: "Das gilt umso mehr, als ich zur Neutralität
verpflichtet bin."
Zu dieser Neutralität scheint also auch das Gegenlesen von Focus-Artikeln
über NRW-Firmen zu gehören. Denn, so Wichter - der sich zum Schreiben nicht
äußern will, da dieses ja vertraulich sei - an die Adresse von Helmut
Markwort: "Vor diesem Hintergrund wäre ich Ihnen für Ihre Hilfe sehr
verbunden." Man schätze ja das Blatt, "habe großes Interesse an einem
weiteren ausgewogenen Miteinander", müsse aber auch "die Argumente aus dem
Verlag der WAZ-Gruppe sehr ernst nehmen". Sonst spuckt WAZ-Geschäftsführer
Bodo Hombach (SPD) beim nächsten gemeinsamen Abendessen dem
NRW-Ministerpräsident Rüttgers noch ins Süppchen. Und das kurz vor den
Kommunalwahlen im August. Herr Markwort, auch wenn taz und Focus sich nicht
immer lieben: Bleiben Sie stark!
15 Jul 2009
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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