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# taz.de -- Hintergrund Kämpfe in Nigeria: "Generation Koranschule"
> Die militanten Islamisten im Norden des Landes lehnen eine westliche
> Bildung ab. Doch Aufstände der Radikalen, die sich im multikulturellen
> Nigeria nicht zurechtfinden, hat es mehrfach gegeben.
Bild: Größere Kämpfe mit Militanten in ländlichen Grenzregionen zu Niger un…
BERLIN taz | Der Ursprung des militanten Islamismus in Nigeria geht auf die
Einführung allgemeiner Grundschulbildung während des Ölbooms der späten
1970er Jahre zurück. Im islamischen Norden des Landes drängte damit das
offizielle englisch geprägte Schulsystem die traditionelle religiöse
Erziehung an den Rand.
Es entstand ein Netz von Koranschulen außerhalb des Systems, finanziert von
der schwerreichen Geschäfts- und Militärelite Nordnigerias mit guten
Verbindungen nach Sudan und Saudi-Arabien. So wurden fundamentalistische
Lesarten des Koran nach Nigeria importiert und machten dem bisher
dominanten, eher toleranten westafrikanischen Sufi-Islam Konkurrenz.
Aufstände radikaler Islamisten, die in diesem parallelen Bildungssystem
groß wurden und sich im multikulturellen Nigeria nicht zurechtfinden, hat
es seitdem mehrfach gegeben. Die "Maitatsine"-Bewegung, gegründet von einem
gleichnamigen Prediger aus Kamerun, lieferte sich schon Ende 1980 in
Nordnigerias größter Stadt Kano blutige Kämpfe mit der Armee mit mehr als
4.000 Toten.
Größere Kämpfe mit Militanten in ländlichen Grenzregionen zu Niger und
Kamerun gab es zuletzt 2004. Die Überlebenden tauchten im
nordostnigerianischen Handelsknotenpunkt Maiduguri unter.
Die Gruppe "Boko Haram", die jetzt in Maiduguri Krieg führt, ist typisch
für diese radikale Strömung. "Boko", eine Verballhornung des englischen
"book" , bezieht sich auf Schulbücher, in der die nordnigerianische
Haussa-Sprache, eine der großen Sprachen Afrikas, mit lateinischem Alphabet
wiedergegeben wird; es bedeutet umgangssprachlich auch "Trick". "Haram" ist
Arabisch und Haussa für "verboten".
Boko-Haram-Führer Mohammed Yusuf ist ein junger mallam (religiöser Lehrer),
der in Maiduguri einen Komplex von Gebetszentren und Schulen unterhält. In
Interviews hat er erklärt, die Erde sei eine Scheibe, wenn Gott das sage,
und Regen sei eine Schöpfung Gottes, kein Naturphänomen. Er soll sehr reich
sein und in Iran studiert haben.
Bereits Anfang 2007 wurde Muhammed Yusuf in einer Anklageschrift der
nigerianischen Staatsanwaltschaft als "Mitarbeiter der nigerianischen
Taliban" bezeichnet. Die Anklage richtete sich gegen den bekannten
Zeitungsverleger Mallam Damagun, der demnach von al-Qaida Geld aus Sudan
erhalten und an Yusuf weitergeleitet haben soll, sowie einen Bus und 30
Lautsprechersysteme "zur Förderung des Extremismus und für diverse
terroristische Akte".
Die "nigerianischen Taliban" sollen dieser und anderer Anklageschriften
zufolge in al-Qaida-Ausbildungslagern in Mauretanien, Pakistan und Algerien
gesichtet worden sein. Damaguns Zeitung Daily Trust ist die einzige, die
Yusuf während der aktuellen Kämpfe interviewen konnte.
31 Jul 2009
## AUTOREN
D. Johnson
## TAGS
Nigeria
Nigeria
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