# taz.de -- Regionalliga: Babelsberg gegen Türkiyemspor: Liebknecht besiegt Che | |
> Nach hart umkämpften Spiel gewinnt der linke Potsdamer Club SV Babelsberg | |
> gegen den linken Migrantenverein Türkiyemspor Berlin in der | |
> Fußball-Regionalliga knapp mit 3:2. | |
Eines haben die Fans der Fußballregionalligisten SV Babelsberg 03 und BFC | |
Türkiyemspor auf alle Fälle gemeinsam: ein Faible für verstorbene | |
politische Agitatoren. Beim Heimspiel der Babelsberger am Sonnabend im | |
Karl-Liebknecht-Stadion gegen die Kreuzberger stachen zwei auf Fahnen | |
verewigte Konterfeis hervor: Während im Babelsberger Fanblock Karl | |
Liebknecht grüßte, hing im ziemlich kleinen Kreis der Gästefans - ganz | |
Kreuzberg-like - das Konterfei von Che Guevara. | |
Doch nicht nur in der Wahl ihrer Idole gibt es Parallelen zwischen den auf | |
den ersten Blick eigentlich ungleich wirkenden Vereinen. Denn beide sind | |
weit mehr als nur ein gewöhnlicher Fußballverein. Ihre Arbeit beschränkt | |
sich nicht nur auf den grünen Rasen. Während Türkiyemspor in Kreuzberg | |
zahlreiche Migrationsprojekte startete und bereits vom DFB ausgezeichnet | |
wurde, feiern die Babelsberger unter anderem schon seit zehn Jahren | |
regelmäßig ihr Stadionfest gegen Rassismus. Ein Aspekt den die Kreuzberger | |
Gäste sicherlich besonders zu schätzen wissen. Aus eigener Erfahrung. | |
Als in der letzten Saison Türkiyemspor bei einem Auswärtsspiel in Chemnitz | |
schweren Anfeindungen ausgesetzt war, zeigten die 03er mit einer Aktion | |
beim nächsten Heimspiel von Türkiyemspor im Jahnsportpark ihre Solidarität. | |
"Mit Rassismus wollen wir nichts zu tun haben", sagt der Babelsberger | |
Fanbeauftragte Jens Lüscher. Auch wenn sie damit selbst zur Zielscheibe | |
werden. "Wir werden hin und wieder auch als linke Zecken bezeichnet", sagt | |
er weiter. Der Fanbeauftragte legt aber wert darauf, dass das Babelsberger | |
Publikum durchaus gemischt ist und nicht nur aus einer linken Szene | |
besteht. "Wir wollen gegenüber jedem tolerant sein", fährt er fort, "dass | |
haben wir sicherlich mit Türkiyemspor gemeinsam." Das Verhältnis zwischen | |
beiden Vereinen ist gut und man steht in regelmäßigen Kontakt. | |
Doch trotz aller Harmonie: auf dem Platz sind sie Gegner. Beim | |
Regionalligaduell boten sich beide Seiten einen harten Kampf. Aber lange | |
Zeit sah es so aus, als würden sie sich trotzdem schiedlich und friedlich | |
2:2 von einander trennen. Doch mit der letzten Aktion im Spiel versenkte | |
Sven Hartwig einen Freistoß für die Babelsberger zum Sieg direkt ins Tor. | |
Der Großteil der gut 1.300 Zuschauer lag sich in den Armen, die Berliner | |
hingegen waren sichtlich bedient. | |
Nach der Niederlage bleiben die Kreuzberger im Mittelfeld der Liga und sind | |
trotzdem eine der positiven Überraschungen der Liga, wenn man bedenkt, dass | |
sie nach der letzten Saison sportlich abgestiegen wären. Nur durch den | |
finanziell bedingten Rückzug der Kickers aus Emden blieben sie | |
viertklassig. | |
Babelsberg 03 hingegen verweilt nach dem Sieg in der Spitzengruppe der Liga | |
und klettert auf Rang zwei. Aber das ist ja auch das erklärte Ziel. "Wenn | |
möglich wollen wir auch aufsteigen", sagt Trainer Dietmar Demuth. Auf dem | |
langen Weg dorthin sieht er allerdings noch viel Arbeit vor sich. "Wir | |
stehen vor allem hinten noch nicht so sicher, wie in der vergangenen | |
Saison", fährt er fort. So stimmen zwar bisher die Ergebnisse, aber das wie | |
befriedigt den Trainer noch nicht. "Wir spielen noch nicht so, wie ich mir | |
das vorstelle", sagt er. Der Mann weiß, wovon er spricht. Auch in der | |
letzten Saison schnupperte man kurzzeitig am Aufstieg, rutschte dann aber | |
wieder ab. Die Liga ist insgesamt sehr ausgeglichen und jedes Spiel wird | |
eine Herausforderung. Und soviel Glück wie gegen Türkiyemspor werden die | |
Babelsberger schließlich nicht immer haben. | |
27 Sep 2009 | |
## AUTOREN | |
Nicolas Sowa | |
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