# taz.de -- Nobelpreiskommittee in der Kritik: "Ohrfeige für die Friedensbeweg… | |
> Der Friedensnobelpreis für Barack Obama wurde nicht überall erfreut | |
> kommentiert. Die US-Friedensaktivistin Cindy Sheehan kritisiert die | |
> Entscheidung offen. | |
Bild: Nicht zufrieden: Cindy Sheehan. | |
STOCKHOLM taz | Dieser Preis an Obama sei ein Hohn, sagt die | |
US-Friedensaktivistin Cindy Sheehan, die derzeit in Stockholm weilt. "Eine | |
Ohrfeige für die ganze Friedensbewegung, eine große Tragödie. Und ein | |
Signal an Afghanistan, Irak und Pakistan, dass deren Tote nicht zählen", | |
erklärte sie in einem Interview nach Bekanntgabe des diesjährigen | |
Preisträgers. | |
Kontrovers ist der Friedensnobelpreis fast immer gewesen. Denn was will er | |
eigentlich belohnen? Nimmt man den Stifter Alfred Nobel beim Wort, so | |
sollte derjenige den Preis bekommen, der "am meisten oder am besten auf die | |
Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender | |
Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen | |
hingewirkt" hat. | |
Erfüllten PreisträgerInnen der ersten Jahre wie Henri Dunant (Rotes Kreuz) | |
und Bertha von Suttner diese Voraussetzungen, wurde bereits bei der | |
erstmaligen Preisverleihung an einen US-Präsidenten im Jahre 1906 Kritik | |
laut. Denn war dieser Theodore Roosevelt nicht ein Politiker, für den | |
militärische Einsätze ein geeignetes Mittel zur Erreichung des Friedens | |
waren und der aus seiner Begeisterung für Kriege nie ein Hehl gemacht | |
hatte? | |
Im Großen und Ganzen kann man sämtliche PreisträgerInnen vier Gruppen | |
zuordnen. Belohnt wurden Organisationen, die sich ganz allgemein für eine | |
"bessere Welt" einsetzen. Einzelpersonen und Organisationen wurden geehrt, | |
die sich für Menschenrechte engagieren oder für Abrüstung kämpfen. In den | |
vergangenen Jahren kam mit dem Einsatz für Umwelt und Klima eine weitere | |
Kategorie hinzu. | |
Meist war der Preis die Belohnung für vergangene Leistungen oder die | |
Auszeichnung für eine Initiative, die das Komitee für würdig hielt. | |
Manchmal mischte sich das Gremium aber auch aktiv in die aktuelle Politik | |
ein - wie etwa 1991 bei der Verleihung an Aung San Suu Kyi oder als 1996 | |
der Unabhängigkeitskampf Osttimors geehrt wurde. | |
Grundsätzlich konnte der Nobelpreis überhaupt nie verleugnen, ein | |
norwegischer Preis zu sein und damit diese Sicht auf die Welt | |
widerzuspiegeln. Das Komitee wird nach parteipolitischem Proporz - aktuell | |
eine rot-grüne Mehrheit - vom Parlament besetzt. Ein Nobelpreis für die | |
Europäische Union wäre vermutlich tabu, solange nicht Norwegen selbst | |
EU-Mitglied ist. Auch wenn der neue Vorsitzende des Nobelkomitees, | |
Thorbjørn Jagland, es ganz persönlich für "unverständlich" hält, dass das | |
"am besten geglückte Friedensprojekt der Weltgeschichte" den Preis noch | |
nicht bekommen hat. | |
9 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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