# taz.de -- Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften: Signal in Richtung Kopen… | |
> Die US-Wissenschaftlerin Elinor Ostrom bekommt den Nobelpreis für | |
> Ökonomie. Sie versteht ihre Forschung auch als Beitrag zur Bewältigung | |
> der Klimakrise. | |
Bild: Erstmals geht der Preis auch an eine Frau: US-Ökonomin Elinor Ostrom von… | |
BERLIN taz | Die ersten Kommentatoren sprangen fast alle auf das Geschlecht | |
an: Als erster Frau überhaupt wird die US-amerikanische Ökonomin Elinor | |
Ostrom mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. | |
Dabei ist das wissenschaftspolitische Signal, das das Stockholmer Komitee | |
aussendet, mindestens genauso interessant: Die 76-Jährige wird für ihre | |
Forschung über die "Probleme bei der Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie | |
Fischgründe, Grundwasservorkommen, Wald- und Weidegebieten" ausgezeichnet. | |
Der Preis geht also an eine Umweltökonomin - auch das eine Premiere in der | |
40-jährigen Geschichte des jüngsten Nobelpreises. | |
Wie viele ihrer Vorgänger muss sich Ostrom die knapp 1 Million Euro | |
Preisgeld teilen: mit ihrem Landsmann Oliver Williamson. Der ein Jahr | |
ältere Industrieökonom forscht über Modelle zur Konfliktlösung mithilfe von | |
Unternehmensstrukturen. Die Ausgezeichneten eint also, dass sie sich mit | |
Wirtschaftsregimen beschäftigen. Ostrom und Williamson hätten deutlich | |
gemacht, dass "ökonomisches Handeln auch in Unternehmen, Haushalten, | |
Zusammenschlüssen und Ämtern stattfindet", so das Komitee. In den letzten | |
Jahren habe man sich zu viel mit Vorzügen und Begrenzungen des Marktes | |
beschäftigt und zu wenig mit anderen Institutionen. | |
Ostrom arbeitet seit drei Jahrzehnten an einer "universellen Theorie, mit | |
der menschliches Verhalten in verschiedenen Kontexten erklärt und | |
vielleicht sogar vorhergesagt" werden kann. Als Forschungsfeld hat sie sich | |
dabei natürliche Ressourcen ausgesucht, an denen keine exklusiven | |
Nutzungsrechte definiert sind, also Fischbestände in den Weltmeeren, | |
Wildtiervorkommen, aber auch die Atmosphäre. Diese Ressourcen werden durch | |
unkoordiniertes egoistisches Handeln ausgebeutet oder zerstört. Die | |
bekannten extremen Lösungsversuche sind Privatisierung oder | |
Verstaatlichung. | |
Ostrom untersucht, ob und wie dezentrale Selbstorganisation und | |
Selbstverwaltung zu besseren Ergebnissen führen können. Dabei greift sie | |
auf Ansätze aus Politikwissenschaft, Psychologie und Anthropologie zurück, | |
in denen den Individuen unterschiedlich rationales oder angepasstes | |
Verhalten unterstellt wird. Ihre Leistung ist, die Vielfalt sozialer | |
Interaktionsmöglichkeiten zu zeigen. Konkrete Handlungsempfehlungen | |
abzuleiten ist schwer. Ostrom erklärt jedoch, sie halte ihre Forschung für | |
"aktuell bei der Bewältigung der Klimakrise". Vor diesem Hintergrund hat | |
das Preiskomitee zumindest klargemacht: Ökonomen kümmern sich auch um | |
zentrale Probleme menschlichen Lebens. Und das derzeit Wesentlichste ist | |
das, was im Dezember in Kopenhagen auf dem Weltklimagipfel verhandelt wird. | |
12 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Beate Willms | |
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Kommentar Nobelpreis: Überflüssiger Mumpitz | |
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nicht braucht – das hat das Auswahlkomitee mit seinen Entscheidungen leider | |
zu oft bewiesen. |