# taz.de -- Arbeitskampf der Gebäudereiniger: Der Dreck bleibt liegen | |
> Der "Aufstand der Unsichtbaren" beginnt: Erstmals streiken bundesweit die | |
> Gebäudereiniger. Sie fordern einen neuen Mindestlohntarifvertrag und eine | |
> betriebliche Altersvorsorge | |
Bild: Das Motto der streikenden Gebäudereiniger: Ohne Lohnerhöhung kein Durch… | |
BERLIN taz | Sie putzen frühmorgens oder spätabends, wenn sie niemand | |
sieht, doch am Dienstag war damit Schluss: Um 4.30 Uhr begann der erste | |
bundesweite unbefristete Streik der Gebäudereiniger. In Berlin verweigerten | |
rund 400 Reinigungsfachkräfte die Arbeit, insgesamt waren es etwa 2.200. | |
"Es ist ein gelungener Auftakt", freute sich Rainer Knerler, | |
Berlin-Brandenburger Regionalleiter der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG | |
BAU). Die IG BAU, die jede achte der 450.000 Reinigungsfachkräfte in der | |
Innenreinigung vertritt, hatte ihre Mitglieder nach sechs erfolglosen | |
Verhandlungsrunden über Streik abstimmen lassen. Mehr als 96 Prozent der | |
abgegebenen Stimmen waren dafür. | |
Erstreiken wollen die Arbeitnehmer 8,7 Prozent mehr Lohn, eine schrittweise | |
Gehälterangleichung in Ost und West sowie den Aufbau einer betrieblichen | |
Altersvorsorge. Die Arbeitgeberseite, der Bundesinnungsverband des | |
Gebäudereiniger-Handwerks, bot 3 Prozent (West) beziehungsweise 3,6 Prozent | |
(Ost). Die IG BAU betont, dies entspreche nur 1,8 beziehungsweise 2,1 | |
Prozent. Die restlichen Forderungen lehnte die BIV ab. | |
"8,7 Prozent mehr, das klingt nach viel, es geht aber um gerade mal 70 | |
Cent", konterte IG-BAU-Bundesvorstandsmitglied Frank Wynands. Gestreikt | |
wird auch für einen neuen Mindestlohn: Zeitgleich zum Tarifvertrag war zum | |
30. September die Rechtsverordnung über den branchenweiten Mindestlohn | |
ausgelaufen, die auf dem Tarifvertrag fußt. Bisher galt ein Mindestlohn von | |
6,58 Euro (Ost) bzw. 8,15 Euro (West). | |
Die Gewerkschaft setzt auf eine flexible Taktik. "Wir entscheiden jeden Tag | |
neu, welches Objekt wir bestreiken", sagte Knerler. In Berlin traf es am | |
Dienstag unter anderem die Technische Universität, Siemens und | |
Einrichtungen des Bundes, darunter das Abgeordnetenhaus. | |
BIV-Geschäftsführer Johannes Bungart gibt sich gelassen. "Wir nehmen den | |
Streik zur Kenntnis, aber im Großen und Ganzen werden unsere Kunden nichts | |
davon merken." Gleichwohl hat die BIV der IG BAU für den 28. Oktober ein | |
Spitzengespräch angeboten. Die freut sich über einen Streikeffekt: In den | |
vergangenen fünf Wochen kamen 5.000 neue Mitglieder. | |
20 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
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