# taz.de -- Akw im bulgarischen Belene: RWE steigt aus | |
> Die Aussicht auf Laufzeitverlängerungen in Deutschland zeigt erste | |
> Wirkung: RWE zieht sich aus Projekt in Bulgarien zurück. Die | |
> Anti-Atom-Bewegung spricht von "großem Erfolg" | |
Bild: Belene-Baustelle – RWE ist bald nicht mehr dabei. | |
BERLIN rtr/taz | Der Energiekonzern RWE hat die Notbremse bei der geplanten | |
Beteiligung an einem umstrittenen Atomkraftwerksbau in Bulgarien gezogen. | |
Nur zehn Monate nach dem Einstieg in die Projektgesellschaft für das AKW | |
Belene kündigte der Versorger am Mittwoch den Rückzug aus dem | |
Milliardenprojekt an. Grund sei die unsichere Finanzierung. Die von | |
Umweltschützern wiederholt geäußerten Sicherheitsbedenken wies RWE erneut | |
zurück. | |
"Das ist ein großer Erfolg der Anti-AKW-Bewegung", urteilte Heffa | |
Schücking, Sprecherin von Urgewald. 30.000 Bürger und Bürgerinnen hatten | |
mit Briefen und Petitionen an RWE protestiert. Auch Organisationen wie | |
Campact, ausgestrahlt oder Greenpeace hatten mit immer neuen Aktionen die | |
Konzernspitze unter Druck gesetzt. Greenpeace nannte Belene "eines der | |
weltweit gefährlichsten Atomprojekte". | |
Aber auch im RWE-Konzern dürfte die Entscheidung für Erleichterung sorgen: | |
Das von Vorstandschef Jürgen Großmann vorangetriebene Projekt war auch | |
intern umstritten. Im Aufsichtsrat stieß es auf Skepsis. Vor allem das | |
sicherheitstechnische Konzept des Reaktors russischer Bauart – Lieferant | |
sollte die Firma Atomstroyexport sein – sorgten für Bauchschmerzen. Für das | |
Projekt hatte die staatliche bulgarische Energieholding auch Siemens und | |
die französische Areva gewonnen. Galina Toschewa, die Direktorin der | |
Holding, bestätigte in Sofia den Ausstieg von RWE. | |
Für RWE könnte der Rückzug insofern verschmerzbar sein, da sich seit dem | |
Einstieg in Belene andernorts neue Perspektiven für die Atomkraft ergeben | |
haben. Im Januar bündelte der Konzern mit dem Konkurrenten Eon seine Kräfte | |
zum Bau neuer Meiler in Großbritannien. Und in Deutschland droht den AKW | |
unter der Regierung von CDU/CSU und FDP kein baldiges Aus mehr. | |
Zur Begründung für den Rückzug erklärte der deutsche Versorger: "RWE hatte | |
auf die Schwierigkeiten insbesondere bei der Finanzierung bereits | |
frühzeitig gegenüber der Vorgängerregierung hingewiesen." Die Essener waren | |
im Dezember vergangenen Jahres in die Projektgesellschaft Belene mit 49 | |
Prozent eingestiegen, die restlichen 51 Prozent blieben bei dem staatlichen | |
bulgarischen Versorger NEK. | |
RWE hatte versucht, für seinen Anteil einen Partner zu finden – allerdings | |
ohne Erfolg. Die seit Juli amtierende neue Regierung in Sofia hat das | |
Projekt auf den Prüfstand gestellt und erklärt, die Kosten für das | |
Kraftwerk mit einer Leistung von 2.000 Megawatt könnten auf bis zu zehn | |
Milliarden Euro steigen – zu teuer für Bulgarien. | |
RENI | |
29 Oct 2009 | |
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