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# taz.de -- Kameradschaft "Frontbann 24" verboten: Neonazis müssen abtreten
> Berlins Innensenator verbietet die Kameradschaft Frontbann 24. Die Truppe
> marschierte stets schwarz uniformiert und bedrohte Antifas und Politiker.
Bild: Jetzt verboten: Frontbann-Fahne bei einer NPD-Kundgebung am 1.5.09 in Ber…
Bei jeder NPD-Veranstaltung waren die Mitglieder der Kameradschaft
Frontbann 24 dabei. Alle trugen die gleiche schwarze Kleidung mit einem dem
Reichsadler ähnlichen Symbol. "Dieses martialische Auftreten, diese
Uniformität war furchteinflößend", sagt ein Kenner der Szene. Damit ist es
nun vorbei. Am Donnerstag hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) die aus
zirka 30 Mitgliedern bestehende Neonazi-Gruppe verboten.
Die Vereinigung habe den Nationalsozialismus verherrlicht, so Körtings
Begründung. Die Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus
(MBR), Bianca Klose, begrüßt das Verbot als "wichtige Maßnahme im Kampf
gegen Rechtsextremismus". Frontbann sei innerhalb der rechtsextremen Szene
"ein stark eskalierender Faktor". Das Verbot könne aber nicht Prävention
und zivilgesellschaftliches Engagement ersetzen. Auch der Leiter der für
Treptow-Köpenick zuständigen Polizeidirektion 6, Michael Knape, zeigt sich
zufrieden. In seinem Zuständigkeitsbereich hielten sich die Mitglieder von
Frontbann hauptsächlich auf. Mit dem Verbot habe die Polizei nun "jede
Zugriffsmöglichkeit", so Knape.
Überraschend kam das Verbot nicht. Im Sommer waren elf Wohnungen von
Frontbann-Anhängern durchsucht worden - offenbar, um Beweise zu sammeln.
Frontbann 24 war seit Ende 2008 in Berlin aktiv und aus einer Abspaltung
unzufriedener Mitglieder des NPD-Kreisverbandes Treptow-Köpenick
entstanden. Benannt hatte sich die Kameradschaft nach der 1924 gegründeten
Vorläuferorganisation der nationalsozialistischen Sturmabteilung SA.
Die Gruppe habe sich in den letzten Monaten zunehmend durch
Einschüchterungen und Bedrohungen hervorgetan, berichtet Bianca Klose vom
MBR. Ins Visier genommen wurden Bürger und Projekte, die sich gegen
Rechtsextremismus engagieren. Auch Klose selbst war betroffen.
Nach einem Brandanschlag auf die Kneipe Zum Henker, einem rechten
Treffpunkt in Köpenick, waren die Leiterin des MBR und andere Mitstreiter
am 10. Oktober auf einer rechtsextremen Demonstration in
Lautsprecherdurchsagen als "geistige Brandstifter" bezeichnet worden.
Innensenator Körting schreibt dazu in seiner Presseerklärung:
Organisationszweck der Kameradschaft sei es, sich "in aktiv-kämpferischer
und aggressiver Weise gegen die bestehenden politischen Institutionen und
Akteure" zu richten.
Die Verbotsverfügung ist den Frontbann-Führungskadern Peter Dreisch und
Gesine Hennrich am Donnerstag um sechs Uhr morgens von Staatsschutzbeamten
überbracht worden. Danach wurden ihre Wohnungen durchsucht. Beschlagnahmt
wurden Bekleidung, Fahnen, Unterlagen sowie Computer.
Das Verbot erstreckt sich auch auf sämtliche Devotionalien der Gruppierung.
Jede erkennbare Ersatzorganisation, die sich unter anderem Label zu
formieren versucht, ist gleichzeitig verboten. Was Letzteres angeht, macht
sich MBR-Chefin Klose allerdings keine Ilusionen. Verbote seien zwar ein
organisatorischer Schlag für die rechtsextreme Szene, aber die Kader
blieben meist aktiv. Es sei davon auszugehen, dass sie sich neu formieren.
Zuletzt hatte der Innensenator im Jahr 2005 die rechten Kameradschaften
Berliner Alternative Süd-Ost (Baso) und Tor verboten.
"Wir machen natürlich auch weiter", kündigt Klose an. Ziel sei nun, den
Henker dichtzukriegen: "Der ist für alle eine Bedrohung."
5 Nov 2009
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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