# taz.de -- Marwa-Prozess: Lebenslange Haft gefordert | |
> Die Staatsanwaltschaft hat im Prozess um die im Gerichtssaal erstochene | |
> Ägypterin Marwa El-Sherbini eine lebenslange Haftstrafe für den | |
> Angeklagten wegen Mordes und versuchten Mordes gefordert. | |
Bild: Vor Beginn des heutigen Verhandlungstags. | |
DRESDEN ap | Oberstaatsanwalt Frank Heinrich sagte am Montag vor dem | |
Dresdner Landgericht, der 28-Jährige habe die Tat in dem Gerichtssaal | |
regelrecht inszeniert. Motiv der feigen und brutalen Messerattacke sei ein | |
"unbändiger, ungebremster Ausländerhass" gewesen. | |
Der Staatsanwalt beantragte angesichts der Umstände auch, die besondere | |
Schwere der Schuld festzustellen. Der Angeklagte hatte das Verbrechen | |
gestanden. Er bestritt aber, die Tat geplant und aus ausländerfeindlichen | |
Motiven gehandelt zu haben. Er sei in Angst und Panik gewesen und habe aus | |
Wut auf die ihn verfolgende Justiz gehandelt. Oberstaatsanwalt Heinrich | |
bezeichnete dies als Schutzbehauptung. Das gezielte und geplante Vorgehen | |
lasse sich auch nicht mit einer spontanen Tat oder einer Affekttat in | |
Einklang bringen. "Es liegt auf der Hand, dass sein Motiv Hass auf Muslime | |
war." | |
Die 31-jährige schwangere Frau wurde vor den Augen ihres dreijährigen | |
Sohnes angegriffen, nachdem sie als Zeugin gegen den aus dem russischen | |
Perm stammenden Spätaussiedler ausgesagt hatte. Ihr Mann, der sie schützen | |
wollte, wurde lebensgefährlich verletzt. Der Angeklagte Alex W. stand vor | |
Gericht, weil er die Frau auf einem Spielplatz in Dresden als "Islamistin" | |
und "Terroristin" beschimpft hatte. Die Bluttat sorgte weltweit für | |
Entsetzen. | |
Heinrich sagte, der Angeklagte habe heimtückisch und aus niedrigen | |
Beweggründen gehandelt. "Er hat in Killermanier wie ein Berserker auf die | |
Frau und ihren Mann eingestochen, der sie schützen wollte." Er habe | |
gnadenlos noch auf die Frau eingestochen, als die bereits schwerst verletzt | |
auf dem Boden gelegen habe. Das ganze Geschehen habe keine drei Minuten | |
gedauert. Heinrich kreidete dem Angeklagten auch an, bis heute kein Wort | |
des Bedauerns für die schreckliche Tat gefunden zu haben. Er habe | |
stattdessen nach der Tat gegenüber dem Gerichtspsychiater das Opfer sogar | |
noch beleidigt und als Schlampe bezeichnet. | |
Unerwarteter Angriff | |
Heinrich sprach von einer "brutalen und feigen Tat", da der Angriff für die | |
Opfer völlig unerwartet gekommen sei. Dem Angeklagten warf er zugleich ein | |
widerliches Selbstmitleid vor. Er habe sich auch in der Hauptverhandlung | |
feige verhalten. Man könne sich kaum vorstellen, wie das Verhalten auf die | |
Hinterbliebenen gewirkt haben müsse. | |
Heinrich betonte zu Beginn seines rund anderthalbstündigen Plädoyers, | |
Menschen wie Marwa El-Sherbini und ihr Mann seien in Deutschland herzlich | |
willkommen. Dies habe nicht nur damit zu tun, dass die Bundesrepublik den | |
Zuzug von Ausländern angesichts der demographischen Entwicklung bitter | |
nötig habe. "Was wir bestimmt nicht brauchen, sind Menschen wie der | |
Angeklagte, die mit kruden Vorstellungen hierherkommen und meinen, sie | |
wären schon deshalb was Besonderes, weil sie die deutsche | |
Staatsbürgerschaft besitzen." | |
9 Nov 2009 | |
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