# taz.de -- Fastfood mit Klima-Rechner: Burger frisst 2,9 Kilo CO2 | |
> In Schweden testen Firmen Produkte mit konkreten Klimaangaben. Viele | |
> finden die Informationen hilfreich. Doch die Industrie behauptet, dass zu | |
> viele Zahlen verwirren. | |
Bild: Doppel-Burger mit viel Fleisch. | |
Auch beim Hamburger-Essen kann man etwas fürs Klima tun. Den | |
Doppelhamburger, für den 2,9 Kilo CO2 in der Atmosphäre landen, oder | |
vielleicht doch einmal den "Vego-Burger" mit nur 0,3 Kilo CO2-Ausstoß | |
probieren? Bei der schwedischen Fast-Food-Kette "Max" stehen seit kurzem | |
die CO2-Werte für jedes Produkt auf den Tafeln über der Kasse. Und im | |
Supermarkt findet man auf einzelnen Waren ein grünes | |
"klimadeklarerad"-Schildchen, das auf eine Klimadeklaration auf der | |
Rückseite der Verpackungen hinweist. | |
Rund 80 Prozent der schwedischen VerbraucherInnen wollen gern solche | |
Informationen haben, zeigen mehrere Untersuchungen. Schließlich verursacht | |
die Lebensmittelindustrie nach UN-Angaben ein Viertel des globalen | |
CO2-Ausstoßes. Die Politik hat sich aus diesem Thema bislang herausgehalten | |
und will erst einmal sehen, wie weit die Eigeninitiative von Produzenten | |
und Handel reicht. Und so hat neben "Max" erst ein Lebensmittelproduzent | |
"Lantmännen" für einige Produkte konkrete Klimakennzeichnungen eingeführt. | |
In Großbritannien führt zur Zeit die Supermarktkette "Tesco" ähnliche | |
Angaben zum CO2-"Footprint" ein. In Deutschland gibt es noch nichts | |
Vergleichbares. Ein Mehrheit schwedischer Lebensmittel-Produzenten hat sich | |
jüngst gegen eine einheitliche Ziffernkennzeichnung ausgesprochen. Grund: | |
eine genaue Berechnung der Emissionen sei vor allem für importierte | |
Produkte sehr schwierig und zu viele konkrete CO2-Angaben würden die | |
KonsumentInnen angeblich "verwirren". | |
Tatsächlich war der Weg bis zur Zahl "1,7 Kilo CO2" auf der | |
Hähnchen-Verpackung nicht einfach, sagt eine "Lantmännen"-Sprecherin: dafür | |
wurden die Klimaeinwirkung der Aufzucht für diese Hähnchen bis hin zur | |
Lieferung in die Geschäfte untersucht. Die Ergebnisse wurden dann einem | |
unabhängigen Institut zur Prüfung nach internationalen Standards vorgelegt. | |
Der Ermittlungsaufwand fällt bei der Vergabe bloßer "Gütesiegel" deutlich | |
geringer aus. Nicht das einzelne Produkt steht dabei im Fokus, sondern die | |
Produktion. Erfüllen die Hersteller vorgegebene Standards, etwa zu | |
Energieeffektivität, zum Düngerverbrauch oder zu Transportwegen, dann | |
gelten deren Erzeugnisse als "klimafreundlich". | |
Konsumenten können an den Siegeln aber nicht ablesen, wie hoch die | |
CO2-Belastung eines Produktes wirklich ist. Auch Klimaschützer zweifeln den | |
Sinn solcher Labels an. Der schwedische Naturschutzverband kritisiert | |
sowohl isolierte CO2-Ziffern, wie reine Klimasiegel als "Prachtexemplare | |
von green-washing". Wie sehr bloße CO2-Zahlen in die Irre führen können, | |
zeigt etwa das Beispiel der Rinder: Tiere, die nur im Stall leben, dort | |
Kraftfutter bekommen und deren freigesetztes Methan aufgefangen und zur | |
Erzeugung von Energie verwendet wird, seien wohl klimafreundlicher als | |
freilebende Weide-Rinder. Ökologischer sei eine solche Tierhaltung aber | |
ganz sicher nicht. | |
Anstelle des aufziehenden Wirrwarrs unterschiedlicher Klimasiegel fordern | |
schwedische Verbraucherschutzorganisationen deshalb eine obligatorische, | |
staatlich kontrollierte Kennzeichnungspflicht. | |
Solange es diese nicht gibt, empfiehlt man drei einfache Regeln zur | |
Verringerung der CO2-Belastung: Esst saisonangepasst, esst öfters | |
vegetarisch und esst auf: Wir WesteuropäerInnen werfen nämlich im | |
Durchschnitt fast ein Viertel des gekauften Essens weg, jährlich rund 90 | |
Kilo pro Person. Bezogen auf Deutschland: Für die Produktion dieser 7 | |
Millionen Tonnen Lebensmittel-Müll wurden einmal rund 15 Millionen Tonnen | |
CO2 freigesetzt. | |
11 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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