# taz.de -- Verschärfung der Waffengesetze: Kriminalisten enttarnen Schludersc… | |
> Trotz strikter Vorgaben verstoßen viele Waffenbesitzer gegen Vorschriften | |
> zur sicheren Lagerung. Experten und Hinterbliebene von Amokopfern fordern | |
> daher erneut eine Verschärfung der Waffengesetze. | |
Bild: Gehören in den Schrank: Waffen. | |
BERLIN taz | Die Debatte um das deutsche Waffenrecht ist hoch emotional. | |
Während Experten und Hinterbliebene von Opfern des Amoklaufs in Winnenden | |
schärfere Regeln für Waffenbesitzer fordern, wehren sich Sportschützen | |
dagegen und wollen "überflüssige Regelungen" gar entschärfen. | |
Dass viele Regeln nicht eingehalten werden, zeigen die Ergebnisse von | |
Kontrollen in Baden-Württemberg. Bei 576 von 1.073 überprüften | |
Waffenbesitzern wurden Fehler bei der Lagerung beanstandet. Viele hatten | |
keinen vorgeschriebenen Waffenschrank, in einigen Fällen wurden Waffen und | |
Munition außerhalb vorhandener Schränke gelagert. "Die Ergebnisse | |
unterstreichen die Notwendigkeit solcher Kontrollen", sagte | |
Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU). Schusswaffen sollten | |
verantwortungsvoll aufbewahrt werden. | |
Das geht dem Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) nicht weit genug. Die | |
Polizisten erneuerten am Mittwoch ihre Forderung, großkalibrige Waffen für | |
den Privatbesitz zu verbieten. "Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass in | |
anderen Bundesländern die Waffen sorgfältiger aufbewahrt werden", sagte der | |
BDK-Vorsitzende Klaus Jansen. BDK-Sprecher Bernd Carstensen kritisierte, | |
die Sportschützen hätten "immer argumentiert, es gebe bei ihnen nichts zu | |
beanstanden, unsere Forderungen würden ihren Sport denunzieren". Die | |
Ergebnisse der Kontrollen hätten jedoch das Gegenteil belegt. | |
Bisher hat es eine starke Lobby aus Sport- und Schützenvereinen jedoch | |
geschafft, weitreichende Veränderungen zu verhindern. Schwarz-Gelb sieht | |
keinen Änderungsbedarf beim Waffenrecht, will es sogar hinsichtlich | |
"unzumutbarer Belastungen für die Waffenbesitzer" prüfen. | |
Friedrich Gepperth, Präsident des Bundes Deutscher Sportschützen, spricht | |
am Telefon hörbar aufgebracht über die Befürworter von Waffenverboten: "Die | |
wollen wegen Missbrauchsfällen in Erfurt und Winnenden das ganze System | |
ändern", empört er sich. Das sei unverhältnismäßig. Schusswaffen gebe es in | |
jeder Demokratie, Deutschland habe das schärfste Waffengesetz Europas. | |
"Verbieten sie die Großkaliber, dann werden die nächsten Amokläufe eben mit | |
kleinkalibrigen Waffen durchgeführt", sagt er. Mit denen könne sogar noch | |
genauer gezielt werden. | |
"Der Besitz von Waffen ist ein Privileg, mit dem die Waffenbesitzer | |
verantwortlich umgehen müssen", sagt Gisela Mayer, die Sprecherin des | |
"Aktionsbündnisses Winnenden" und der am Mittwoch gegründeten "Stiftung | |
gegen Gewalt an Schulen". Sie selbst hat ihre Tochter beim Amoklauf vor | |
acht Monaten verloren und findet, Waffenbesitzer müssten Unannehmlichkeiten | |
in Kauf nehmen. | |
Die Stiftung fordert das Verbot großkalibriger Waffen in Privatbesitz sowie | |
die Trennung von Munition und Waffen. Weiterhin verfolgt die Stiftung | |
langfristige Ziele: die Bildung eines Expertenrats, der Materialien für | |
Schulen erarbeiten soll, eine Hotline für Schüler und Lehrer, die | |
problematische Beobachtungen machen, sowie intensive Präventionsarbeit. | |
18 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Paul Wrusch | |
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