# taz.de -- Schweizer Minarette-Bauverbot: Boykottaufrufe gegen Konzerne | |
> Nach dem per Volksabstimmung beschlossenen Bauverbot von Minaretten sind | |
> erste Aufrufe zum Boykott Schweizer Produkte aufgetaucht. Der Publizist | |
> Broder verteidigte das Votum der Schweizer. | |
Bild: In Deutschland ist der Neubau weiterhin erlaubt: Minarette der Sehitlik-M… | |
BERLIN taz/dpa/afp | Nach dem per Volksabstimmung beschlossenen Bauverbot | |
von Minaretten in der Schweiz sind im Internet erste Aufrufe zum Boykott | |
Schweizer Produkte aufgetaucht, berichtet die Zeitung Tagesanzeiger. Auf | |
der muslimischen Website [1][Ummah.com] werde etwa dazu aufgerufen, | |
Produkte von der Firmen Nestlé, Novartis, Swatch und Rolex zu meiden. Im | |
Forum der Website [2][Pakpassion.net] werden vor allem Nestlé-Produkte wie | |
Kaffee, Mineralwasser und Kosmetika zum Boykott nahe gelegt. | |
Konzerne wie Nestlé und Swatch Group gaben sich gelassen. "Wir sind | |
zuversichtlich, dass die muslimische Welt anerkennt, dass Nestlé stets die | |
Bedeutung von gegenseitigem Respekt und Toleranz unterstreicht", sagte eine | |
Sprecherin der Zeitung. Die Swatch Group zeigte sich enttäuscht über das | |
Ergebnis und betonte, der Konzern stehe für Weltoffenheit und Toleranz. | |
Am Dienstag kritisierte auch die UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay | |
das Abstimmungsergebnis als "eindeutig diskriminierend" kritisiert. Es | |
spalte die Gesellschaft in der Schweiz tief und widerspreche möglicherweise | |
den internationalen Menschenrechtsverpflichtungen des Landes, erklärte | |
Pillay am Dienstag in Genf. "Ich zögere, eine demokratische Abstimmung zu | |
verurteilen. Aber ich zögere nicht, die Kampagnen zu verurteilen, die in | |
vielen Ländern, darunter in der Schweiz, Angst gegenüber Fremden erzeugen | |
und solche Abstimmungsergebnisse erlauben." Pillay kritisierte die von der | |
Anti-Minarett-Initiative genutzten Plakate als "offen fremdenfeindlich". | |
Der Publizist Henryk M. Broder sieht den Schweizer Volksentscheid dagegen | |
nicht als Zeichen mangelnder Toleranz. Das Referendum sei vielmehr geprägt | |
vom Wunsch, den nationalen und kulturellen Charakter des Landes zu | |
bewahren, sagte Broder der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in | |
Kassel. Die Schweizer hätten Minarette zu Recht als Zeichen der Dominanz | |
des Islams abgelehnt. | |
Nach Broders Auffassung geht es dabei nicht um Religionsfreiheit. "Es geht | |
um eine islamische Drohkulisse und um Angst, die seit Jahren, wenn nicht | |
seit Jahrzehnten aufgebaut wird." Die Schweizer hätten einem Unbehagen | |
Ausdruck gegeben haben, das weit über die Landesgrenzen hinaus verbreitet | |
sei, auch wenn es aus Angst oft nicht artikuliert werde. Broder: "Nicht | |
übertragbar ist der typisch schweizerische Weg des Referendums. Die | |
Schweizer üben das seit 400 Jahren. Eine mustergültige Art, direkte | |
Demokratie zu praktizieren." | |
1 Dec 2009 | |
## LINKS | |
[1] http://ummah.com/ | |
[2] http://pakpassion.net/ | |
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