Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Emsstau: Schöngeredeter Schlick
> Der Träger des Emssperrwerks, der Niedersächsische Landesbetrieb für
> Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz wurde zu Ausgleichmaßnahmen für
> den Naturschutz verpflichtet und hat einen Abschlussbericht
> herausgegeben. Darin steht: Die Maßnahmen waren erfolgreich. Das stimmt
> aber nicht.
Bild: Das Emssperrwerk: Fast alle Projekte, die den Schaden an der Ems kompensi…
Schlammbäder sind gewöhnungsbedürftig, dienen aber der Gesundheit. Ein Bad
im Emsschlick kann dagegen zu Gesundheitsschäden führen. Das zumindest ist
das Ergebnis eines Treffens am 29. 10. 2009 im Hause des Niedersächsischen
Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN). Die
Landesbehörde lud die Unteren Naturschutzbehörden der Landkreise Leer und
Emsland, die Stadt Emden, Naturschutzverbände und den
Landesfischereiverband zu einem Abschlussbericht über die
Kompensationsmaßnahmen nach dem Bau des Emssperrwerkes nach Oldenburg ein
(siehe Kasten). "Fast alle Projekte sind gescheitert. Da hilft auch keine
Schönrederei des NLWKN", sagt Anke Boekhoff, sie war Teilnehmerin beim
Abschlussbericht für den Naturschutzverband Niedersachen und engagiert sich
in der Interessengemeinschaft "Kein Emskanal".
Etwa eine halbe Milliarde Euro hat der Bau des im Jahr 2002 in Betrieb
genommenen Emssperrwerkes gekostet. Für die gesetzlich vorgeschriebenen
Ausgleichmaßnahmen hat der NLWKN laut eigener Aussage rund drei Millionen
Euro ausgegeben. Dafür sind an der Ems Auenwäldchen angepflanzt worden,
Flach- und Dauerwasserzonen wurden gegraben, Salzwiesen- und
Röhrichtbiotope eingerichtet. Das Ziel laut Planvorgabe: Neue
Lebensbereiche für Wasservögel schaffen, Reaktivierung der Fischbestände,
Wiederbelebung des Landschaftsbildes. Tatsächlich hat sich weder der
Fischbestand in der Ems erholt, noch sind Wasservögel nach der Zerstörung
ihrer Habitate in die Neubauten des NLWKN umgezogen. Schlimmer: "Im Prinzip
muss man attestieren, dass die Kompensationsmaßnahmen zu einer Abnahme der
Bestände der Wiesenvögel geführt haben", urteilt der Landkreis Leer. Die
Landesbehörde NLWKN ist beleidigt: Es sei aber eine schöne Salzwiese
angelegt worden. Das Wegbleiben der Vögel sei ein globales Problem. "Alle
TeilnehmerInnen beim Abschlussbericht des NLWKN wussten oft nicht weiter.
Sie hatten das Beste gewollt und wenig erreicht", sagt Anke Boekhoff.
Trotzdem brachen Baumpflanzungen weg, Teiche verschlickten, Sieldurchlässe
für Fische verstopften.
Dieser Misserfolg war vorhersehbar. Sämtliche als Fischlaichplätze neu
angelegten Dauer- und Flachwasserzonen sind mittlerweile verschlickt. Hier
kann auch das NLWKN nichts mehr schön reden: "Aufgrund der enormen
Sedimentationsraten sind die als Dauerwasserflächen konzipierten Teiche
innerhalb von kurzer Zeit verlandet. Dies war zu erwarten." Trotzdem hat
die Behörde millionenschwere Baumaßnahmen vornehmen lassen. Die Ems ist
nach den vielen Vertiefungen zu einem Trichter geworden, in den bei Flut
mit ungeheurer Gewalt Unmengen von Schlick ins Binnenland transportiert
werden. Bei Ebbe suppt das Wasser langsamer ins Meer zurück und der Schlick
setzt sich überall ab. Durch die geplanten Vertiefungen der Hafenzufahrten
von Emden und Eemshafen (NL) verstärkt sich die Trichterwirkung der Ems.
Für die lokalen Emshäfen Leer, Weener, Ditzum und Papenburg, ist die
Verschlickung existenzgefährdend. Ihre Betreiber können die Ausbaggerungen
nicht bezahlen. Trotz des Sperrwerkbaus muss die Ems ständig freigebaggert
werden. Das kostet Millionen. Nachsackungen führen bei Anwohnern hinter den
Deichen zum Zerriss ihrer Häuser.
All diese Folgen waren absehbar, dennoch werden sie teilweise von den
Behörden bestritten. Um den "Erfolg" wenigstens der Ausgleichsmaßnahmen zu
sichern, schlägt der Landkreis Emsland eine Sprachregelung vor: In
Bereichen, in denen die Kompensationsziele nicht ganz erreicht werden,
könnten diese Ziele des Planfeststellungsbeschlusses den Ergebnissen
"angepasst" werden.
6 Dec 2009
## AUTOREN
Thomas Schumacher
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.