# taz.de -- IT-Gipfel in Stuttgart: Brüderle verspricht Breitband | |
> Beim IT-Gipfel in Stuttgart verspricht der Wirtschaftsminister schnelles | |
> Internet, der Innenminister möchte das Misstrauen der Netz-Community | |
> gegenüber dem Staat abbauen. | |
Bild: Brüderle: Breitbandstrategie angekündigt. | |
Stuttgart ap/dpa/afp/taz | Die Bundesregierung setzt während der | |
einsetzenden Wirtschaftserholung auf die Informations- und | |
Kommunikationstechnologie als Jobmotor. Wirtschaftsminister Brüderle | |
bekräftigte, die Bundesregierung setze vor allem auf den Ausbau des | |
Breitbandnetzes – dies sei der Kernpunkt der IT-Strategie. Das | |
Breitbandnetz sei die Infrastruktur der Moderne. "Nicht nur die Autos | |
müssen fahren, sondern die Daten müssen auch fließen können." | |
Mit dem Breitbandausbau könnten in Deutschland bis Ende 2014 400.000 neue | |
Jobs geschaffen werden, sagte auch der Chef des Bundesverbands der | |
Deutschen Industrie (BDI), Hans-Peter Keitel. Im Bereich der | |
Informationstechnologie gibt es nach Angaben des Branchenverbandes BITKOM | |
zurzeit 20.000 offene Stellen. | |
Brüderle verspricht "Gesamtstrategie" | |
Brüderle kündigte an, im kommenden Jahr eine "Gesamtstrategie" für die | |
Informations- und Kommunikationstechnologie in Deutschland vorlegen zu | |
wollen. Ein Schwerpunkt davon solle der Ausbau von Breitbandtechnologie | |
sein. Die Bundesregierung strebe an, noch 2010 allen Bürgern einen | |
Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von einem Megabit bieten zu | |
können. Vor allem in ländlichen Gebieten ist selbst solches "langsames DSL" | |
immer noch nicht verfügbar. | |
Gleichzeitig soll, so Brüderle, aber auch das besonders schnelle Internet | |
vorangetrieben werden: So sollen 2014 drei Viertel der deutschen Haushalte | |
die Möglichkeit haben, mit bis zu 50 Megabit im Internet zu surfen. | |
Der rein ökonomischen Sichtweise widersprachen die Grünen Konstantin von | |
Notz, netzpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion, und Malte | |
Spitz aus dem Bundesvorstand: Der IT-Gipfel solle sich wandeln "von einer | |
Leistungsschau der IT-Wirtschaft" zu einem Ort, an dem "gesellschaftliche | |
Diskussionen über die Zukunft der digitalen Gesellschaft" stattfänden. Die | |
Bundesregierung habe aber lieber "warme Worte mit den Branchenriesen | |
ausgetauscht". | |
De Maizière: "möchte Kluft überwinden" | |
Bundesinnenminister Thomas de Maizière will nach eigenem Bekunden das | |
Misstrauen von Internetnutzern gegenüber dem Staat abbauen. Der | |
CDU-Politiker sagte am Dienstag auf dem IT-Gipfel, man brauche eine neue | |
Vertrauensbasis zwischen Staat und Internetnutzern. "Ich möchte die Kluft | |
überwinden", erklärte er. | |
In der Internetpolitik habe es in der Vergangenheit eine Fülle von | |
Einzeleingriffen gegeben. Der CDU-Politiker nannte als ein Beispiel die | |
umstrittene geplante Sperrung kinderpornografischer Seiten. Ein Teil der | |
Netznutzer befürchte eine Generalüberwachung; andere glaubten, es gebe | |
keine Regeln. | |
Unternehmen haben Verantwortung für Sicherheit | |
Nach immer neuen Pannen mit Kundendaten forderte de Maiziere von den | |
Unternehmen mehr Sicherheitsvorkehrungen: Die Verantwortung für ein | |
sicheres Internet sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und könne nicht | |
allein vom Staat übernommen werden, schrieb der CDU-Politiker in einem | |
Gastbeitrag für die "Welt". | |
Auch Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger bekräftigte anlässlich | |
des IT-Gipfels ihr Anliegen, Bürgerrechte zu schützen und Datenschutz | |
auszubauen. Die FDP-Politikerin will hierbei auf "mehr Aufklärung im Sinne | |
von 'Selbstdatenschutz'" setzen. Gleichzeitig müsse das Netz "vor | |
Überregulierung und Zensur" geschützt werden. Zudem brachte die | |
Justizministerin noch einmal eine "Stiftung Datenschutz", sowie ein | |
Gütesiegel für datenschutzfreundliche Produkte ins Gespräch – denn Freiheit | |
brauche "offene Kommunikationsräume, die nach transparenten Regeln | |
funktionieren". | |
Zentrale Anlaufstelle für Viren-Opfer | |
Computernutzer mit virenverseuchten Rechnern erhalten ab dem kommenden Jahr | |
eine zentrale Anlaufstelle: Ein Beratungszentrum soll Verbrauchern helfen, | |
deren Computer von Kriminellen gekapert und ferngesteuert werden, erklärten | |
der Internetwirtschafts-Verband eco und das Bundesamt für Sicherheit in der | |
Informationstechnik (BSI) am Dienstag auf dem IT-Gipfel. An dem Projekt | |
sollen sich die großen Anbieter von Telefon- und Internetanschlüssen | |
beteiligen. | |
IT hilft beim Klimaschutz | |
Die deutsche Industrie könnte bis 2020 rund ein Viertel ihres Ausstoßes | |
klimaschädlicher Treibhausgase mit Hilfe intelligenter Software einsparen. | |
Das wären 207 Millionen Tonnen weniger als in diesem Jahr, heißt es in der | |
Studie "Smart 2020 Deutschland", die am Dienstag beim IT-Gipfel vorgestellt | |
wurde. | |
So könnte beispielsweise der Verkehrsfluss intelligenter gesteuert oder | |
durch eine Städtemaut überwacht werden. Großes Einsparpotenzial sieht die | |
Studie auch beim Gebäudeklima, in der Automation und in der Stromindustrie. | |
Darüber hinaus ließen sich Geschäftsreisen vermeiden, wenn Manager sich | |
über Videokonferenzen verständigen würden. | |
Die Unternehmen schlagen mehrere Wege vor, wie die Politik Einsparungen von | |
Treibhausgasen vorantreiben kann. Zum einen sei eine "öffentliche | |
finanzielle Förderung" für IT-Unternehmen denkbar, damit diese Konzepte für | |
Endkunden mit einheitlichen technischen Standards entwickeln. Möglich wäre | |
auch, klimaschädliche Produkte und Lösungen mit einer Sondergebühr und | |
Steuern zu belegen. | |
8 Dec 2009 | |
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