# taz.de -- EnBW scheitert mit Energieplänen: Kohlekraft in Dörpen gestoppt | |
> Der Widerspruch der lokalen Industrie verhindert ein EnBW-Projekt in | |
> Niedersachsen. Auch in Mainz beerdigt die Ampelkoalition das geplante | |
> klimaschädliche Großkraftwerk. | |
Bild: Mitglieder von Attac demonstrieren gegen die Stromriesen in Deutschland. | |
Die Pläne für zwei Kohlekraftwerke sind vom Tisch: In Mainz verabschiedete | |
sich die neue Koalition aus SPD, Grünen und FDP endgültig vom Projekt auf | |
der Ingelheimer Aue. Und für den Standort im niedersäschsichen Dörpen | |
teilte der Energiekonzern EnBW am Mittwoch als Hauptinvestor mit, dass die | |
Planungen eingestellt werden. | |
Hintergrund des EnBW-Ausstiegs in Dörpen ist Widerstand aus der örtlichen | |
Industrie: Die Papierfabrik Nordland hatte sich geweigert, die Wärme des | |
Kohlekraftwerks zu nutzen; sie will stattdessen ein umweltfreundlicheres | |
Gaskraftwerk bauen. Andere Abnehmer für die Kohle-Abwärme gab es nicht, und | |
ohne deren Nutzung sei das Kraftwerk "aus ökologischen und ökonomischen | |
Gründen" nicht realisierbar, teilte EnBW mit. | |
Auch der Windradhersteller Enercon hatte Druck gegen das Kohlekraftwerk | |
gemacht: Das Unternehmen wollte im Nachbarkreis eine neue Rotorblattfabrik | |
mit 1.000 Arbeitsplätzen errichten. Im Sommer hatte Enercon-Chef Aloys | |
Wobben dann gedroht, auf die geplante Investion zu verzichten, wenn das | |
klimaschädliche Kohlekraftwerk gebaut werde. | |
Zudem hatten Gegner des Kraftwerks mehr als 8.000 Einwendungen vorgebracht | |
und mit Klagen gedroht. Die Sprecherin der Bürgerinitative "Saubere Energie | |
Dörpen", Inge Stemmer, ist "froh und glücklich" über die Entscheidung. Die | |
Initiative wolle aber "weiter wachsam" bleiben, damit die Pläne nicht mit | |
einem neuen Investor fortgesetzt werden. Hans Hansen, Bürgermeister der | |
CDU-regierten Samtgemeinde Dörpen, zeigte sich hingegen "schwer enttäuscht" | |
von der Entscheidung. Chancen auf einen anderen Investor gebe es nicht, | |
sagte Hansen der taz. | |
Freude herrscht auch bei den Kohlegegnern in Mainz. "Die Parteien sind sich | |
einig, dass das Projekt Kohlekraftwerk Ingelheimer Aue beendet ist", heißt | |
es im Koalitionvertrag von SPD, Grünen und FDP, der am Dienstag vorgestellt | |
wurde. Wegen Finanzierungsschwierigkeiten lag das Projekt der Stadtwerke | |
Mainz und des Wiesbadener Versorgers ESWE bereits seit Sommer auf Eis. | |
Grüne und FDP hatten das Projekt aufgrund der öffentlichen Proteste schon | |
länger abgelehnt, die SPD hielt zunächst noch daran fest. | |
Insgesamt sind mit Dörpen und Mainz nun bundesweit zehn Kohlekraftwerke | |
verhindert worden; 27 sind noch geplant oder im Bau. Das Bündnis | |
Klima-Allianz, das die Kohleproteste bundesweit koordiniert, sieht in den | |
Entscheidungen einen klaren "Trend gegen Kohlekraft". Nun müsse auch | |
NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers "seine verzweifelten Versuche zur | |
Rettung des Kohlekraftwerks Datteln" aufgeben, sagte Sprecher Jürgen Maier. | |
Das Land will das gerichtlich gestoppte Projekt retten, indem der | |
Klimaschutz komplett aus dem Landesgesetz gestrichen werden soll. | |
10 Dec 2009 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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