# taz.de -- Reaktionen auf das DTP-Verbot: Reformen von Türkei gefordert | |
> Die USA und die EU haben die Türkei nach dem Verbot der größten | |
> Kurden-Partei DTP zu Reformen aufgefordert. Rund 20 Prozent der Menschen | |
> in der Türkei gehören der kurdischen Minderheit an. | |
Bild: DTP-Vorsitzender Ahmet Turk am 4.10.2009. | |
WASHINGTON/ISTANBUL dpa | Washington rief die Regierung in Ankara dazu auf, | |
die politischen Freiheiten im Land stärker zu befördern. Die EU äußerte | |
sich besorgt über die Entscheidung des türkischen Verfassungsgerichtes, das | |
die DTP wegen Unterstützung von Terrorismus und politischer Gewalt verboten | |
hatte. | |
Unterdessen erklärte die DTP am Samstag, sie ziehe mit allen Abgeordneten | |
aus dem Parlament aus. In mehreren türkischen Städten gab es im Nachgang | |
des DTP-Verbots Zusammenstöße zwischen kurdischen Demonstranten und der | |
Polizei. | |
Das Verfassungsgericht in Ankara hatte am Vortag auch entschieden, dass | |
insgesamt 37 DTP-Politiker ein fünfjähriges politisches Betätigungsverbot | |
erhalten, darunter Parteichef Ahmet Türk. Das Parteivermögen soll an den | |
Fiskus gehen. | |
Die Entscheidung gilt als Rückschlag für Bemühungen um eine politische | |
Versöhnung von Türken und Kurden. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan | |
hatte den Kurden eine "demokratische Öffnung" versprochen, die ihnen mehr | |
Rechte bringen soll. | |
Türkische Politiker haben die DTP immer wieder bezichtigt, sie sei der | |
politische Arm der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK. "Als | |
Organisation haben sie sich nicht ausreichend von Gewalt distanziert", | |
sagte Gerichtspräsident Hasim Kilic in der Begründung des Urteils. "Eine | |
Partei mit Verbindungen zum Terror muss verboten werden." | |
Die USA drängten die türkische Regierung zu "extremer Zurückhaltung" bei | |
der Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten im Land. Ankara sollte "seine | |
Anstrengungen fortsetzen, dass alle türkischen Bürger ihre Rechte und | |
staatsbürgerlichen Pflichten in vollem Umfang ausüben können", sagte ein | |
Sprecher des US- Aussenministeriums. Die schwedische EU-Ratspräsidentschaft | |
erklärte, eine Auflösung von Parteien sei eine außergewöhnliche Maßnahme, | |
die nur mit äußerster Zurückhaltung angewendet werden sollte. | |
Der DTP-Vorsitzende Türk sagte, das Verbot seiner Partei werde den | |
Kurden-Konflikt nicht lösen. Die Kurden würden ihren Kampf auch ohne die | |
DTP fortsetzen. Die Türkei müsse sich auf den Pfad der Reformen begeben. | |
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte das Verbot | |
scharf. Sie forderte die Türkei dazu auf, ihre Verfassung in Einklang mit | |
"internationalen Standards der Menschenrechte" zu bringen. | |
In der Türkei gehören rund 20 Prozent der Bevölkerung und damit bis zu 15 | |
Millionen Menschen der kurdischen Volksgruppe an. Die Kurden stellen die | |
größte ethnische Minderheit. Sie fordern mehr autonome Rechte, etwa die | |
Anerkennung ihrer eigenen Sprache. In dem Konflikt zwischen der PKK und der | |
türkischen Armee sind nach offiziellen Angaben aus Ankara bereits mehr als | |
35 000 Menschen getötet worden. | |
13 Dec 2009 | |
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