# taz.de -- 76 getötete JounalistInnen: Eine tödliche Bilanz | |
> Die internationale Organisation "Reporter ohne Grenzen" bilanziert über | |
> getötete, verletzte und geflüchtete Journalisten weltweit. Dieses Jahr | |
> sind 16 mehr Todesfälle als 2008 vermeldet. | |
Bild: Das Massaker an 30 Journalisten auf den Philippinen im November sorgt fü… | |
BERLIN taz | Die Berichterstattung aus Krisen- und Kriegsgebieten und | |
Recherchen zu umstrittenen Wahlergebnissen gehörten im ganz wörtlichen | |
Sinne zu den gefährlichsten Themen im Jahr 2009. Insgesamt wurden 76 | |
JournalistInnen während ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs getötet, | |
bilanziert die internationale Hilfsorganisation Reporter ohne Grenzen (ROG) | |
in ihrem Jahresbericht. | |
Dies sind 16 mehr Todesfälle als 2008 - ein Anstieg um über ein Viertel. | |
Auch die Zahl der angegriffenen oder mit Gewalt bedrohten Medienmitarbeiter | |
stieg deutlich: 1456 JournalistInnen wurden laut ROG in diesem Jahr Opfer | |
dieser Form von Gewalt, 2008 waren es noch 929. Unter Zensurmaßnahmen | |
litten rekordverdächtige 570 Medien - über 200 mehr als 2008. 33 | |
Medienmitarbeiter wurden laut ROG-Statistik in diesem Jahr entführt (2008: | |
29). | |
Hintergrund der überproportional gestiegenen Zahl der Todesfälle ist das | |
[1][Massaker an 30 Journalisten] auf der philippinischen Insel Mindanao im | |
November 2009. Vor gut einem Monat waren eine Gruppe von Lokalpolitikern, | |
deren Anhänger und sie begleitende Journalisten von mehr als 100 | |
Bewaffneten überfallen und verschleppt worden. 46 von ihnen, darunter 12 | |
Journalisten, wurden ermordet. Als Hintergrund für das Massaker wird eine | |
Fehde zwischen zwei rivalisierenden Clans in der Region vor anstehenden | |
Wahlen vermutet. Es ist das größte von ROG jemals dokumentierte Massaker an | |
Medienmitarbeitern an einem Tag. | |
Zu den andere besonders gefährlichen Ländern zählen Somalia (9 Todesfälle), | |
Pakistan (5) und Russland (5). | |
Gerade im Umfeld von Wahlen und in Kriegs- und Krisenregionen waren | |
Journalisten im Jahr 2009 starken Bedrohungen ausgesetzt. "Über einen | |
bewaffneten Konflikt zu schreiben erweist sich als immer gefährlicher für | |
Journalisten: Sie geraten in die Schusslinie, werden gezielt ermordet oder | |
entführt. Aber auch die Berichterstattung während Wahlperioden ist in | |
einigen Ländern eine riskante Arbeit, die im Gefängnis oder im Krankenhaus | |
enden kann", so ROG-Generalsekretär Jean-François Julliard anlässlich der | |
Veröffentlichung der Jahresbilanz 2009. | |
Erstmals veröffentlichte ROG jetzt auch Zahlen über Journalisten, die in | |
den vergangenen zwölf Monaten gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen: | |
2009 sind demnach 157 Medienmitarbeiter ins Exil gegangen, weil ihr Leben | |
oder ihre Freiheit bedroht wurde. "Unsere größte Sorge ist in diesem Jahr | |
der massive Exodus von Journalisten aus repressiven Staaten wie dem Iran | |
oder Sri Lanka. Die Behörden in diesen Ländern fördern häufig bewusst eine | |
Flucht von Journalisten und Bloggern, um damit den Pluralismus der | |
Meinungen und Kritik zu unterdrücken", so Julliard. | |
30 Dec 2009 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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