# taz.de -- Ministerpräsident Kurt Beck: Das letzte Rennen des Volkstribuns | |
> Die Nürburgring-Affäre und eine junge CDUlerin setzen dem | |
> Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, zu. Er muss darum | |
> bangen, 2011 erneut Spitzenkandidat zu werden. | |
Bild: Kennt Kurt Beck wie seine Brusttasche: ein Mitarbeiter des SPD-Politikers… | |
Rheinland-Pfalz ist ein katholisches Land. Und sein katholischer | |
Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) glaubt mit Blick auf die nächste | |
Landtagswahl im Frühjahr 2011 ganz fest daran, von seiner Partei wieder zum | |
Spitzenkandidaten für das Rennen um die Macht in Mainz gekürt zu werden. | |
"Wenn der liebe Gott mir nicht Grenzen setzt, dann habe ich nicht die | |
Absicht, in Pension zu gehen oder auch nur darüber nachzudenken", sagte | |
Beck vor gut einem Jahr. | |
Heute, nach diversen Skandalen - von denen der um den Nürburgring für Beck | |
und seine Landesregierung noch lange nicht ausgestanden ist - und der | |
Nominierung der jungen Bundestagsabgeordneten Julia Klöckner (CDU) zur | |
Herausforderin, wird die Lage für Beck und seine SPD immer bedrohlicher. | |
Nachdem die Union die SPD schon bei der Septemberumfrage knapp abgehängt | |
hatte, legen die Christdemokraten in einer aktuellen Umfrage von Infratest | |
dimap für Rheinland-Pfalz um weitere 3 Prozentpunkte zu und kommen auf 38 | |
Prozent. Die SPD dagegen verliert rund 1 Prozentpunkt und rutscht auf 32 | |
Prozent ab. Im Bund kann die Partei von solchen Werten zwar nur träumen. | |
Für das letzte alleine von Sozialdemokraten regierte Bundesland | |
Rheinland-Pfalz aber ist die Dezemberumfrage eine Katastrophe. Auch wenn | |
Generalsekretärin Heike Raab meinte, dass das Ergebnis die SPD zwar "nicht | |
zufrieden stellen" könne, aber auch "nicht beunruhigend" sei. Man stehe im | |
Land schließlich noch immer "10 Punkte vor dem Bundestrend für die SPD". | |
Raab setzt auf "Auflösungserscheinungen bei Schwarz-Gelb im Bund". Davon, | |
meinte sie, werde dann die SPD profitieren. | |
Und dann sei da ja auch noch Kurt Beck. Bei der Frage nach dem besseren | |
Ministerpräsidenten hätten immerhin noch 50 Prozent für Beck votiert - und | |
nur 39 Prozent für Julia Klöckner von der CDU. Das allerdings ist auch | |
keine wirklich gute Nachricht für die Sozialdemokraten. Denn im September | |
hatten sich noch 55 Prozent der Befragten für Beck entschieden und nur 30 | |
Prozent für Christian Baldauf, den Parteichef der CDU, gestimmt. Baldauf | |
wurde damals als Unions-Spitzenkandidat gehandelt, bevor im November | |
Klöckner nominiert wurde. | |
"Fast auf Augenhöhe mit Beck" sieht der Generalsekretär der Landes-CDU, | |
Josef Rosenbauer, die designierte Spitzenkandidatin seiner Partei. Die 39 | |
Prozent habe sie schließlich "aus dem Stand heraus" erhalten. Zusammen mit | |
der FDP - sie liegt aktuell bei 10 Prozent - werde es 2011 für eine | |
bürgerliche Mehrheit in Rheinland-Pfalz reichen, sagt Rosenbauer. | |
Dass es für die absolute Mehrheit nicht mehr reichen wird, weiß auch Kurt | |
Beck. Ein Bündnis mit der Linken, denen die Auguren 6 Prozent zutrauen, | |
schließt er deshalb nicht aus, auch wenn er "mit denen nicht allzu viel am | |
Hut" habe. Und überhaupt will er "gar nichts ausschließen". Rechnet man zum | |
linken Lager in Rheinland-Pfalz noch die Grünen, die in der Umfrage auf 9 | |
Prozent kommen, kämen SPD, Linke und Grüne zusammen auf 47 Prozent - also | |
weniger als ein Bündnis von CDU und FDP. | |
Und Besserung ist nicht in Sicht für Kurt Beck. Im Gegenteil. In der Affäre | |
um den Nürburgring (die taz berichtete), in deren Verlauf Beck schon seinen | |
Finanzminister Ingolf Deubel verlor, kommen fast täglich neue delikate | |
Details ans Licht. Im Kino am Ring stürzen Stahlträger ab. Die Achterbahn | |
dort springt aus den Gleisen. 70 Prozent der Rheinland-Pfälzer glauben laut | |
der Dezemberumfrage, dass die Vorgänge um das Bauprojekt Nürburgring dem | |
Ansehen der Politik im Lande "sehr stark oder stark" schaden. | |
Angesichts dessen diskutieren Sozialdemokraten hinter vorgehaltener Hand | |
schon Szenarien ohne Beck. Darin spielt meist Bildungsministerin Doris | |
Ahnen, die gerade ins Präsidium der Bundespartei gewählt wurde, eine Rolle. | |
Damit jedenfalls wäre wenigstens der eine Vorteil der Union, erstmals eine | |
Frau ins Rennen zu schicken, wettgemacht, so die Hoffnung. | |
2 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
K.-P. Klingelschmitt | |
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