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# taz.de -- Kommentar Kanzlerin: Merkels gesammeltes Schweigen
> Freundlich ausgedrückt, wählt die Kanzlerin ihre Schlachten daher genau.
> Weniger freundlich gesagt, drückt sie sich vor Auseinandersetzungen, wo
> immer sie kann.
Das Abwägen, Abwarten und Aussitzen hat Angela Merkel bislang viel Erfolg
eingebracht. Nach sieben Jahren des Basta-Kanzlers Gerhard Schröder
empfanden viele ihre unaufgeregte Art des Regierens als angenehm, effizient
und präsidial. Mit diesem Nimbus aber ist es seit der vergangenen
Bundestagswahl vorbei: Das zeigt die offene Kritik aus den
CDU-Landesverbänden.
Merkel steckt in einem Dilemma: Ihr moderierender Führungsstil brachte ihr
weit über die Unionswählerschaft hinaus Sympathien ein. Diese Popularität
braucht sie als Gegengewicht zur Machtbasis in der Union, die ihr immer
noch fehlt. Im Bündnis mit der SPD konnte sich Merkel als überparteiliche
Instanz profilieren, als Königin der Kompromisse. In der "Wunschkoalition"
mit der FDP aber stößt die Methode Merkel an ihre Grenzen. Denn legt sich
Merkel bei einem Thema fest - sei es in Sachen Steuersenkungen oder der
Causa Steinbach -, riskiert sie Widerstand - entweder in der Bevölkerung
oder in ihrer eigenen Partei.
Freundlich ausgedrückt, wählt die Kanzlerin ihre Schlachten daher genau.
Weniger freundlich gesagt, drückt sie sich vor Auseinandersetzungen, wo
immer sie kann.
Jetzt geht das nicht mehr, denn die unrealistischen Steuerversprechen der
FDP gefährden auch die Glaubwürdigkeit der Union. Die Kritik aus vier
CDU-Landesverbänden dient auch dazu, sich abzusichern: Geht in
Nordrhein-Westfalen im Mai die schwarz-gelbe Mehrheit verloren, können sie
sagen, sie hätten noch rechtzeitig gewarnt.
Merkel muss in den Konflikten um Steuern, Steinbach & Co jetzt endlich
sagen, was sie will. Sonst steht sie am Ende da als Kanzlerin der FDP, der
Vertriebenen und der Hoteliers.
10 Jan 2010
## AUTOREN
Matthias Lohre
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