| # taz.de -- Kommentar Schlecker: Arbeiten und arm bleiben | |
| > Leiharbeiter fangen längst nicht mehr nur Auftragsspitzen ab, sie werden | |
| > zeitlich unbegrenzt – den rot-grünen Reformen "sei Dank" – neben | |
| > Stammbeschäftigten eingesetzt. | |
| Bild: Zwar immer noch keine XL-Löhne - aber immerhin Bezahlung nach Tarif. | |
| Schlecker, die für ihre katastrophalen Arbeitsverhältnisse berühmt | |
| gewordene Drogeriemarktkette, will sein Image aufbessern und zukünftig auf | |
| Leiharbeiter verzichten - ein gute Nachricht. Tatsächlich heißt das aber | |
| nur, dass keine neue Lohndumpingverträge abgeschlossen werden sollen. Die | |
| bereits in die Leiharbeit abgeschobenen Mitarbeiter haben keine Aussicht | |
| auf eine Rückkehr zu alten Vergütungen. | |
| Bislang ist der gesellschaftliche Umgang mit Leiharbeit unangemessen. So | |
| wird Schlecker als Einzelfall skandalisiert. Dabei ist die | |
| Lohndumpingpraxis mit Hilfe von einfach zu gründenden und juristisch nicht | |
| zu beanstandenden Leiharbeitsfirmen mittlerweile gang und gäbe: in | |
| Krankenhäusern, im Handwerk und in Industriebetrieben. | |
| Man werde gegen die schlimmsten Auswüchse vorgehen, tönt es derzeit aus CDU | |
| und FDP. Doch sind wirklich die schlimmsten Auswüchse das Problem oder der | |
| Umstand, dass Leiharbeit zu einem konstitutiven Bestandteil des | |
| Arbeitsmarktes geworden ist? Leiharbeiter fangen längst nicht mehr nur | |
| Auftragsspitzen ab, sie werden zeitlich unbegrenzt - den rot-grünen | |
| Reformen "sei Dank" – neben Stammbeschäftigten eingesetzt. Dort arbeiten | |
| sie für einen Bruchteil des Lohnes ihrer Kollegen und führen diesen | |
| tagtäglich vor Augen, wie schnell man selber zum Leiharbeiter werden kann. | |
| Wollte man dem Lohndumping Grenzen setzen, müsste Schwarz-Gelb etwa die | |
| unter Rot-Grün legalisierte unbeschränkte Höchstverleihdauer und die | |
| Möglichkeit zum systematischen Aushebeln des Prinzips "Gleicher Lohn für | |
| gleiche Arbeit" reformieren. Das aber setzt voraus, dass wir uns weder mit | |
| der Beschwichtigungspolitik à la Schlecker noch mit halbseidenen Reformen | |
| zufrieden geben. | |
| 13 Jan 2010 | |
| ## AUTOREN | |
| Eva Völpel | |
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