# taz.de -- Beben auf Haiti: "Von der Erde verschluckt" | |
> Ein Beben der Stärke 7 erschütterte Haiti. Weite Teile der Hauptstadt und | |
> der Umgebung, darunter der Präsidentenpalast und das Hauptquartier der | |
> UN-Truppen, wurden zerstört. | |
Bild: Mitten ins Herz der Hauptstadt: Auch der Präsidentenpalast ist eingestü… | |
SANTO DOMINGO taz | Schreiende Menschen laufen durch die Straßen der | |
haitianischen Hauptstadt, auf der Suche nach Hilfe. Staubschwaden hängen | |
auch noch Stunden später über Port-au-Prince, denn um 16 Uhr 53 Uhr (22.53 | |
Uhr deutscher Zeit) bebte die Erde. Einige Häuser werden, so berichten | |
Augenzeugen, regelrecht "von der Erde verschluckt". | |
Das Erdbeben erreicht eine Stärke von 7. Mehrere Nachbeben folgen, die | |
teils für sich mit über 5 Punkten auf der Richterskala noch immer sehr | |
stark sind. Auch den Präsidentenpalast, der nach Vorbild des | |
US-amerikanischen Capitols in der Stadt gebaut ist, erwischt es. In einigen | |
Teilen der Stadt bricht Feuer aus – und niemand ist da, der die Flammen, | |
die die obdachlosen Menschen bedrohen, wirksam bekämpfen kann. | |
Auch Stunden nach der wohl schlimmsten Katastrophe in der Geschichte des | |
Armenhauses Lateinamerikas ist die Situation verworren. Es gibt nur | |
spärliche Informationen, weil das Telefonsystem weitgehend | |
zusammengebrochen ist. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichten von | |
den verzweifelten Versuchen der Überlebenden, Verschüttete zu bergen. | |
„Die Zerstörungen sind massiv“, sagte der Präsident der | |
Internamerikanischen Entwicklungsbank, Luis Alberto Moreno, in einem | |
Interview mit dem spanischen Dienst des US-amerikanischen Nachrichtensender | |
CNN. | |
Das Beben ereignete sich rund 16 Kilometer vom Stadtzentrum von | |
Port-au-Prince entfernt. Carrefour ist ein stark bevölkerter Teil der | |
Hauptstadt, mit ein paar Hunderttausend Einwohnern. Bauvorschriften gibt es | |
so gut wie keine und die wenigen, die es gibt, werden nicht eingehalten. | |
Die fragilen Bauten aus Betonsteinen und die Holz- und Wellblechhütten | |
wurden deshalb schnelle Opfer des Bebens. Was die Erschütterung in zehn | |
Kilometer Tiefe unter Carrefour angerichtet hat, darüber gibt es derzeit | |
keine Informationen. | |
In Port-au-Prince selbst sind zahlreiche Gebäude eingestürzt. So sind die | |
stolzen Kuppeln des Präsidentenpalastes nach unten gerutscht. | |
Staatspräsident René Preval soll nach Pressemeldungen das Unglück überlebt | |
haben. Seine Frau habe sich telefonisch in den USA gemeldet, berichtete der | |
haitianische Botschafter in den USA, Raymond Joseph. „Wenn diese (stabilen) | |
Gebäude beschädigt sind, können sie sich vorstellen, was mit all den | |
wackligen Behausungen an den Hängen rund um Port-au-Prince passiert ist“, | |
sagte Joseph. | |
Auch in unmittelbarer Umgebung des Regierungspalastes sind unzählige Häuser | |
eingestürzt. In der oberhalb der haitianischen Hauptstadt gelegenen | |
Kleinstadt Petionville, in der viele Botschaften und die Büros von | |
Hilfsorganisationen liegen, soll es ebenfalls schwere Schäden geben. | |
So meldet etwa die dominikanische Cadena de Noticia, die Botschaft des | |
Landes in Petionville sei beschädigt. Auch ein Krankenhaus sei völlig | |
eingestützt. Die mehrstöckige Hauptverwaltung der in Haiti stationierten | |
UN-Blauhelmtruppe Minustah ist in sich zusammengefallen. | |
Minustah-Mitglieder und einheimische Angestellte sollen von den Trümmern | |
verschüttet worden sein. Rund 9.000 UN-Soldaten und -Polizisten in seit | |
2004 in Haiti eingesetzt, um die Sicherheit aufrecht zu erhalten. | |
Das Auswärtige Amt hat einen Notdienst eingerichtet. Mit der deutschen | |
Botschaft in Petionville bestehe Kontakt, teilte ein Sprecher auf Anfrage | |
mit. Derzeit seien Mitglieder der Botschaft dabei, eine erste | |
Bestandaufnahme zu machen und zu versuchen, mit den im Katastrophengebiet | |
lebenden Deutsche Kontakt aufzunehmen. | |
In Petionville und Port-au-Prince befinden sich die Büros der Deutschen | |
Welthungerhilfe (DWHH), der Kindernothilfe (KNH), des Deutschen | |
Entwicklungsdienstes (DED) und der Diakonie Katastrophenhilfe. | |
13 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Hans-Ulrich Dillmann | |
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