# taz.de -- Umweltpolitik entzweit Rot-Rot: SPD kann sich nicht für Klimaschut… | |
> Die SPD kippt das Klimaschutzgesetz von Umweltsenatorin Lompscher | |
> (Linke). Sie will freiwillige statt verpflichtende Regelungen bei der | |
> energetischen Gebäudesanierung. Grüne: Klimaschutz wird an die Wand | |
> gefahren. | |
Bild: Da bleibt ihr die Luft weg: Umweltsenatorin Lompscher (Linke) wird vom Ko… | |
Der Koalitionspartner SPD hat das von Umweltsenatorin Katrin Lompscher | |
(Linke) geplante Klimaschutzgesetz endgültig gekippt. Nach Attacken von | |
SPD-Abgeordneten aus Marzahn-Hellersdorf gegen die energetischen | |
Sanierungsvorschriften und mögliche Belastung von Hauseigentümern und | |
Mietern hat nun Parteichef Michael Müller die Bremse gezogen. Für die | |
vorliegende Gesetzesfassung "gibt es keine Mehrheit", sagte Müller. | |
Lompscher will nun einen neuen Entwurf vorlegen. "Denn wir brauchen ein | |
Klimaschutzgesetz", betonte sie am Mittwoch. | |
Für die linke Umweltsenatorin bedeutet dies eine bittere Niederlage. | |
Lompscher hatte sich seit Mai 2009 für ein neues Klimaschutzgesetz | |
starkgemacht und sich mit der Opposition, Hausbesitzer- und | |
Mieterorganisationen gleichermaßen angelegt. In dem bislang bekannten | |
Gesetzentwurf, den das Parlament 2010 beraten sollte, fordert Lompscher für | |
private Hauseigentümer unter anderem, wie und ab wann diese ihre Gebäude | |
mit energiesparenden Maßnahmen umzurüsten hätten, um den CO2-Ausstoß zu | |
mindern. Diese Klimaschutzpflicht sollte für alle Häuser eingeführt werden. | |
In die Pflicht genommen werden sollten etwa auch Gebäude, deren | |
Heizungsanlagen älter als 20 Jahre sind. | |
Nach Ansicht von Müller werde die SPD mit Lompscher "an dem Ziel für ein | |
Klimagesetz festhalten". Aber statt verbindlicher Vorschriften für | |
Hausbesitzer sollten in dem neuen Gesetz freiwillige und wirtschaftlich | |
sinnvolle Maßnahmen - wie Baden-Württemberg es macht - formuliert werden. | |
So sollten die Eigentümer sagen können, ob und mit welcher Sanierung sie | |
beginnen wollen - ob mit der Dämmung, der Heizung oder dem Bau einer | |
Solaranlage. "Wir möchten, dass der Eigentümer vor Ort entscheiden kann, | |
wie der Klimaschutz am besten erreicht werden kann", so Müller. Zugleich | |
soll in einem "Stufenmodell" gesetzlich festgeschrieben werden, bis zu | |
welchem Jahr - etwa 2010, 2015 und 2020 - die Häuser welche Verbrauchswerte | |
erzielen sollten. | |
Die Umweltverwaltung zeigte sich am Mittwoch kompromissbereit. Man denke | |
daran, die Stufenmodellvorschläge der SPD zu "integrieren", und hoffe, | |
"eine Lösung zu finden". Noch im Februar wolle ihre Verwaltung einen neuen | |
Entwurf vorlegen, sagte Lompschers Sprecherin Marie-Luise Dittmar. | |
Neben der SPD verlangen auch Vermieterverbände und die IHK einen neuen | |
Entwurf, weil bisher die Eigentümer quasi zu Investitionen gezwungen | |
würden. Mieterorganisationen lehnten die Pläne Lompschers ebenso ab. Sie | |
fürchten, dass die Mieter mit hohen Umlagen aus der Sanierung belastet | |
würden. | |
Die Grünen dagegen warnten die SPD, mit ihren Freiwilligkeiten und Modellen | |
"das Klimaschutzgesetz an die Wand zu fahren". Michael Schäfer, | |
energiepolitischer Sprecher der Fraktion, warf der SPD am Mittwoch vor, zum | |
Klimakiller zu avancieren. Das ins Gespräch gebrachte Stufenmodell nehme | |
sie nicht wirklich ernst. Schäfer: "Ein Klimaschutzgesetz nach dem | |
Stufenmodell kann nur funktionieren, wenn der Senat darlegt, wie er es | |
administrativ umsetzen und kontrollieren will." Dies geschehe aber nicht, | |
und somit bliebe das Klimaschutzgesetz nach SPD-Fasson "ein Papiertiger". | |
13 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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