Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Reaktion auf Google-Drohung: China weist Zensur-Vorwurf von sich
> Der angekündigte Rückzug des US-Konzerns Google lässt Chinas Regierung
> offenbar kalt. Mit den Angriffen habe man nichts zu tun. Die
> Hacker-Angriffe seien ein "globales Problem".
Bild: Die chinesischsprachigen Suchmaschine "google.cn" will die Selbstzensur a…
PEKING taz | Zurückhaltend reagierten Pekings Behörden am Donnerstag auf
die Ankündigung des US-Internet-Giganten Google, die bisherige Selbstzensur
seiner chinesischsprachigen Suchmaschine "[1][google.cn]" aufzuheben und
sich womöglich komplett aus China zurückzuziehen. Das Internet in der
Volksrepublik sei "offen", erklärte die Sprecherin des Außenministeriums,
Jiang Yu. "Unsere Maßnahmen entsprechen internationaler Praxis."
Ausländische Unternehmen müssten sich "an die chinesischen Gesetze halten".
Die Erklärung des Chefjustiziars von Google auf einem Firmenblog am Vortag
hatte international großes Aufsehen erregt: Darin hieß es, dass die Firma
nach massiven Hackerangriffen aus China ihr Engagement in der Volksrepublik
überdenke. Die Attacken vom Dezember richteten sich unter anderem gegen
E-Mail-Adressen von Menschenrechtlern bei der Google-Firma Gmail, aber auch
gegen eine Reihe anderer Unternehmen. Wer dahintersteckt, ist bislang
offen.
Mit dem Hinweis auf "chinesische Gesetze" rechtfertigen Pekings Politiker
gewöhnlich jede Zensur - auch wenn diese nach Ansicht von Bürgerrechtlern
gegen die Verfassung verstößt, die Informations- und Meinungsfreiheit
zusichert.
Eindringlinge im Internet seien ein globales Problem, unter dem auch
chinesische Firmen litten, zitierte die Zeitung China Daily einen
Mitarbeiter der Informationsbehörden. 2008 habe sich die Zahl der
Hacker-Angriffe auf chinesische Webseiten gegenüber dem Vorjahr um 148
Prozent erhöht, sagte er, ohne absolute Zahlen zu nennen.
Zugleich kündigte die Regierung an, dass die Volksrepublik die
"Informationsautobahn" weiter ausbauen werde: In den nächsten drei Jahren
sollen die Telefon-, Rundfunk- und Internetsysteme testweise in einzelnen
Regionen miteinander verbunden werden.
Während in der chinesischsprachigen Presse zunächst kaum Berichte über die
Google-Entscheidung zu finden waren, entfaltete sich in Blogs und den Foren
der Internetprovider eine rege Debatte. Einige Teilnehmer bemitleideten die
700 Google-Angestellten in China, die jetzt ihren Job verlieren dürften.
Andere warfen Google vor, nur einen Vorwand für den Abzug aus China gesucht
zu haben. Der Künstler Ai Weiwei machte sich per Twitter über die KP-Spitze
lustig, die jetzt womöglich erstmals das Wort "Google" gehört habe, und
erklärte: "Google, ich erwarte deine Rückkehr, wenn wir Freiheit haben."
JUTTA LIETSCH
15 Jan 2010
## LINKS
[1] http://google.cn
## AUTOREN
Jutta Lietsch
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.