# taz.de -- Münchner Sicherheitskonferenz: Westerwelle droht dem Iran | |
> Auf der Sicherheitskonferenz in München ist der Iran Hauptthema. | |
> Angeblich hat das Land einen Atomsprengkopf entwickelt. Westerwelle droht | |
> Sanktionen an, Russland will den Sicherheitsrat aktivieren. | |
Bild: Überraschend eingetroffen: Irans Außenminister Mottaki. | |
MÜNCHEN apn | Die überraschende Teilnahme des iranischen Außenministers | |
Manutschehr Mottaki an der Münchner Sicherheitskonferenz hat Hoffnungen auf | |
Bewegung im Streit über das Atomprogramm Irans geweckt. Bundesaußenminister | |
Guido Westerwelle warnte das Land am Freitag, weiter auf Zeit zu spielen, | |
und drohte mit Sanktionen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte | |
nach einem Treffen mit Westerwelle in Berlin, er erwarte von Mottaki | |
Antworten auf die offenen Fragen. | |
Iran soll nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung bereits einen | |
Atomsprengkopf entwickelt haben. Dieser könnte nach Erkenntnissen der | |
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien mit der iranischen | |
Mittelstreckenrakete Shahab-3 abgeschossen werden, die Israel erreichen | |
kann. Der mithilfe eines russischen Wissenschaftlers entwickelte | |
Atomsprengkopf könnte in 18 bis 36 Monaten einsatzbereit sein, zitierte das | |
Blatt einen Experten. | |
Lawrow sagte, wenn es keine andere Lösung gebe, müsse sich der | |
Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wieder mit dem iranischen | |
Atomprogramm befassen. Im Gegensatz zu Westerwelle erwähnte Lawrow aber | |
keine Sanktionen gegen Teheran. Auch China lehnt das bisher ab. Der | |
chinesische Außenminister Yang Jiechei nimmt zum ersten Mal an der | |
Sicherheitskonferenz teil und hält die Eröffnungsrede vor den 300 | |
Teilnehmern aus 50 Staaten. | |
"Getäuscht und getrickst" | |
Westerwelle sagte im Deutschlandfunk: "Der "Iran hat ja in den letzten | |
beiden Jahren mehrfach auch getäuscht und getrickst", aber "die | |
Völkergemeinschaft lässt sich nicht an der Nase herumführen." Kein Staat | |
der Welt könne wollen, "dass ein so irrationales Regime wie der Iran | |
Atomwaffen in die Hände bekommt". Wenn der Iran wirklich Vorschläge mache | |
und auch bei der IAEA vorlege, werde das geprüft, "aber bisher sind es nur | |
Worte", sagte Westerwelle. | |
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte am Dienstag die | |
Bereitschaft signalisiert, die umstrittene Anreicherung von Uran für | |
iranische Atomkraftwerke künftig im Ausland ausführen zu lassen. Das könnte | |
die Kontrolle erleichtern. Außenminister Mottaki traf am Freitag im | |
Tagungshotel der Sicherheitskonferenz ein. Für den späten Abend wird er zu | |
einem Podiumsgespräch mit dem schwedischen Außenminister Carl Bildt | |
erwartet. | |
Bundesregierung will Beweise sehen | |
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm sagte am Freitag in Berlin: "Wenn Iran | |
nicht kooperiert, dann - das haben wir immer deutlich gemacht - wollen wir | |
den Weg gehen über Sanktionen." Der Iran könne das abwenden, indem er "sein | |
international rechtswidriges Verhalten einstellt". | |
Westerwelle sagte, bisher habe "der Iran die Weltgemeinschaft getäuscht" | |
und geheime Anreicherungsprogramme gemacht, "die leider dann auch in der | |
Lage wären, waffenfähiges Material herzustellen". Wenn der Iran sich weiter | |
weigere, mit der Staatengemeinschaft und den Atomkontrolleuren | |
zusammenzuarbeiten, dann werden über weitere Maßnahmen und "auch die | |
Ausweitung von Sanktionen" beraten werden. Die Völkergemeinschaft könne | |
keine iranischen Atomwaffen dulden. "Deswegen zählen nicht Worte, sondern | |
es zählen nur Taten", sagte Westerwelle. | |
Obama schickt nur seinen Sicherheitsberater | |
Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg will die 46. | |
Münchner Sicherheitskonferenz am Nachmittag (16.00 Uhr) eröffnen. Auch der | |
afghanische Präsident Hamid Karsai, NATO-Generalsekretär Anders Rasmussen | |
und der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, Jim Jones, nehmen | |
an der dreitägigen Tagung teil. Für Samstag erwartet die Polizei rund 5.000 | |
Demonstranten gegen die Sicherheitskonferenz, darunter 500 gewaltbereite | |
Autonome und Linksextremisten. | |
5 Feb 2010 | |
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